Saisonprognose #5: 1860, Würzburg, BTSV, Osnabrück

Na endlich: Der Saisonauftakt rückt näher, wir bewegen uns allmählich in Richtung Normalität und dürfen auf ordentliche Zuschauerkulissen in den Stadien hoffen. Das steigert die Vorfreude auf das Drittliga-Jahr 2021/22. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg fürchten, wer überrascht und wer droht zu enttäuschen? Im fünften und letzten Teil blicken wir auf 1860 München und die drei Zweitliga-Absteiger.

Sportliche Lage: Vor vier Jahren ging es von 2. Bundesliga zwangsweise direkt in die Regionalliga Bayern runter, in der letzten Saison verpasste 1860 München die Zweitliga-Rückkehr erst am 38. Spieltag. Die Löwen sind zur echten Spitzenmannschaft gereift und werden diesen Status auch in der neuen Spielzeit wieder untermauern wollen. "Wir hoffen, dass wir 18 Mannschaften hinter uns lassen können", gab Cheftrainer Michael Köllner bereits als Marschroute vor, was mit einer Entwicklung von Platz 12 (18/19) auf Rang 4 (20/21) unterstrichen wird.

Transfers: Drei U23-Spieler hat 1860 freiwillig abgegeben, dazu wurde der Vertrag mit Innenverteidiger Dennis Erdmann nicht verlängert. Leistungsträger verloren die Löwen dagegen nicht, stattdessen haben sie sich namhaft mit Yannick Deichmann (VfB Lübeck), Marcel Bär (Eintracht Braunschweig) und Kevin Goden (1. FC Nürnberg) verstärken können. Wenn es 1860 jetzt noch gelingt, auch den zuletzt von Darmstadt 98 umworbenen Dennis Dressel zu halten, dann dürfte kaum eine Truppe in der kommenden Saison eingespielter sein als die Sechziger.

Vorbereitung: 1860 begann zum Auftakt gegen Regionalligist Heimstetten (8:2) furios, bevor sich die Münchner auf namhafte Gegner aus Österreich konzentrierten. Gegen den SV Ried (0:1) verloren die Löwen nur knapp, gegen Klagenfurt (2:1) folgte wieder ein Erfolgserlebnis. Auch Wacker Burghausen (4:2) blieb dann nur bedingt eine Prüfung, wenngleich sich die Löwen bisweilen schwer taten. Einige Erkenntnisse dürfte Köllner daher noch aus der Doppel-Generalprobe am Wochenende ziehen, wenn sich 1860 zunächst mit Nürnberg (Samstag) und anschließend mit Aalen (Sonntag) misst.

Prognose: 1860 ist eingespielt, 1860 hat sich punktuell verstärkt, 1860 verfügt über enormen Teamgeist – aktuell spricht wenig gegen die Münchner Löwen als Aufstiegsfavoriten in der neuen Saison. Gerade die Neuzugänge in der Offensive können Alpha-Löwe Sascha Mölders entlasten, sodass die Verantwortung in der neuen Saison noch mehr auf das gesamte Team verteilt werden kann. Eine Platzierung zwischen Platz 1 und 4 würde dann jedenfalls niemanden überraschen. Auch in der Trainer-Umfrage von liga3-online.de erhielten die Löwen mit 15 Nominierungen die meisten Stimmen.

 

Sportliche Lage: Im Schatten des Dallenbergs liegt die Tristesse der vergangenen Saison, denn mit nur 25 Punkten war in der Endabrechnung für den FWK in der 2. Bundesliga nichts zu holen, sodass es direkt wieder runterging. Insgesamt vier Trainer wurden in dieser Zeit – teils auf sehr ungewöhnliche Art und Weise – eingesetzt, was sich nicht besonders glücklich auf das Image der Würzburger ausgewirkt hat. Zur neuen Saison nahm aber wieder Sympathieträger und Sportvorstand Sebastian Schuppan die Zügel in die Hand – angefangen mit der Verpflichtung des drittliga-erfahrenen Torsten Ziegner.

Transfers: Verlacht, ja fast schon verhöhnt, wurde die deutlich erkennbare Handschrift von "Global Director" Felix Magath in der kunterbunten Zweitliga-Kaderplanung, die sich dieses Jahr noch einmal am Dallenberg bemerkbar macht – nämlich in Form von Abgängen. Gleich 19 (!) Akteure – darunter exotische Kandidaten wie Chris David, Douglas oder Rajiv van La Parra – verließen den Klub schon nach kurzer Zeit wieder. Aber Würzburg verlor auch bewährte Kräfte wie Arne Feick oder Patrick Sontheimer. Andererseits ist das die Chance für junge Kräfte aus der Region, denn Schuppan legte mit den Verpflichtungen von Alexander Lungwitz (20), Dennis Waidner (20) oder Leon Schneider (21) seinen Hauptaugenmerk darauf. Mit Fanol Perdedaj (29) kam nur ein Routinier jenseits der 24 Jahre neu dazu. Abgesehen von den U23-Teams der Liga ist keine Mannschaft im Durchschnitt jünger. Dazu passt auch die Rückkehr von Eigengewächs Maximilian Breunig, der in der letzten Saison für Admira Wacker Mödling in der österreichischen Bundesliga auflief und immerhin fünf Tore in 23 Spielen erzielte.

Vorbereitung: Kein Team ist jünger, kein Team testete häufiger. Schon zwei Tage nach dem ersten Training ging die Testspielreihe mit insgesamt neun Partien in Würzburg los. Unterklassige Gegner – mit Ausnahme von Aubstadt (1:3) – stellten selten eine größere Herausforderung dar. Anschließend sorgten die Würzburger gegen namhafte Gegner wie Düsseldorf (2:1) und Fürth (1:0) für Ausrufezeichen. Im abschließenden Test wartet am Samstag Viertligist Carl Zeiss Jena (17. Juli).

Prognose: Nach einer unrühmlichen Zweitliga-Saison ist der FWK auf einem guten Weg, um sich in der 3. Liga wieder alter Stärken zu besinnen. Schuppan und Ziegner haben die vielfach durcheinander gewürfelt erscheinende Mannschaft gezähmt und könnten durchaus ein Kandidat für die Plätze 3 bis 6 werden, wenn sich die Erwartungen der Vorbereitungen erfüllen.

 

Sportliche Lage: Der Abstieg der Braunschweiger gehört zur Kategorie der unnötigen Betriebsunfälle, denn eigentlich war der BTSV im Vorjahr immer drin im Abstiegskampf und erspielte sich teilweise gute Ausgangspositionen. Doch am Ende war der Lack ab und Endspurt-Eskapaden rund um das Team ließen die Eintracht auseinanderbrechen – es wirkte zum Schluss dann irgendwie doch chancenlos. Ein Horror, wie ihn der BTSV nach dem letzten Absturz in der Saison 2018/19 erlebte, ist trotz des direkten Wiederabstiegs allerdings nicht zu erwarten.

Transfers: Viele Zweitliga-Neuzugänge des Vorjahres blieben dem BTSV nicht erhalten. Leistungsträger wie Felix Kroos, Dominik Wydra, Fabio Kaufmann, Yassin Ben Balla oder auch Oumar Diakhite verabschiedeten sich direkt nach einem Jahr. Auf der anderen Seite konnte Sportvorstand Peter Vollmann diese Lücken auch wieder mit Zweitliga-Spielern füllen – etwa durch Benjamin Girth (Holstein Kiel) oder Robin Krauße (FC Ingolstadt). Hinzu kommt ein auffällig einseitiger Austausch mit Osnabrück, holte Braunschweig mit Luc Ihorst, Maurice Multhaup und Bryan Henning doch gleich drei Akteure vom Rivalen. Ausnahmekönner wie Martin Kobylanski oder Brian Behrendt blieben zudem erhalten.

Vorbereitung: Braunschweig testete bislang nur viermal und ging dabei augenscheinlich nur selten an seine sportlichen Grenzen. Gegen die unterklassigen Klubs aus Halberstadt und Wolfenbüttel gab es jeweils einen 3:1-Sieg, während die Zweitligisten Dresden (0:1) und Paderborn (1:2) der Eintracht knappe Niederlage zufügten. Am Samstag steigt Braunschweigs Härtetest – ebenfalls gegen einen Zweitligisten, nämlich Hansa Rostock.

Prognose: Auf dem Papier zählt Braunschweig trotz aller Unwägbarkeiten zu den Favoriten, weil die Qualität im Kader stimmt. Zu den bereits genannten Akteuren gesellen sich immerhin auch noch Leih-Rückkehrer Michael Schultz oder Mittelfeldmotor Jannis Nikolaou, im Sturm ist zudem Nick Proschwitz weiterhin als Torjäger an Bord. Gespickt mit hoffnungsvollen Talenten könnte es sich zu einer guten Mischung entwickeln, sodass Platz 1 bis 5 drin ist.

 

Sportliche Lage: Spätestens nach dem Abgang von Cheftrainer Daniel Thioune rechneten nicht wenige VfL-Fans mit einer schwierigen zweiten Zweitliga-Saison – und so kam es letztlich auch. Eine zwischenzeitliche Serie, in der Osnabrück nur einen einzigen Punkt in elf Partien holte und 13 (!) Heimspiele in Folge verlor, brachte die Lila-Weißen der 3. Liga ganz nahe. Am Ende ging es in die Relegation, wo der VfL gegenüber dem FC Ingolstadt trotz eines 3:1-Erfolgs im Rückspiel den Kürzen zog. Nun folgt der Neuaufbau – mit Cheftrainer Daniel Scherning und Sportdirektor Amir Shapourzadeh als Steuermänner.

Transfers: Die Akteure, die Osnabrück in den Duellen mit Braunschweig wiedersehen wird, wurden bereits benannt. Dazu verlor der VfL talentierte und etablierte Akteure wie Sebastian Kerk, Etienne Amenyido oder Ludovit Reis – was aber wenigstens zu Teilen eine Ablösesumme in die Kassen spülte. Auf Seiten der Zugänge setzten die Osnabrücker auf ein gutes Scouting in den unteren Ligen, sodass sich hoffnungsvolle Angreifer wie Felix Higl (SSV Ulm) oder Ba-Muaka Simakala (SV Rödinghausen) die Klinke mit Talenten aus den Bundesliga-Zweitvertretungen in die Hand geben. Dazu gehören unter anderem Davide Itter (Wolfsburg II), Oliver Wähling (Mainz II) oder Florian Kleinhansl (Stuttgart II). Ein Transfercoup gelang mit Andrew Wooten, der jedoch verletzungsbedingt zunächst passen muss. Zukünftig teilt er sich jedoch die Verantwortung mit bewährten Kräfte wie Philipp Kühn, Timo Beermann, Maurice Trapp, Ullrich Taffertshofer oder Marc Heider, die der VfL allesamt halten konnte.

Vorbereitung: Bersenbrück (7:0), Jeddeloh (7:3) und Rehden (5:0) stellten in der VfL-Testspielreihe keinerlei Herausforderung für den Zweitliga-Absteiger dar. Sogar im Duell mit dem PSV Eindhoven hinterließ Osnabrück Eindruck und erkämpfte sich ein torloses Remis gegen den niederländischen Erstligisten. Mit dem FC Groningen wartet am Samstag zum Abschluss ein weiteres Team aus der Eredivisie.

Prognose: Wenn Scherning die Offensiv-DNA aus Paderborn mitbringt und Shapourzadeh den Kader noch auf den Außenbahnen im Angriff verstärkt, dann könnte der VfL trotz Kaderumbruch ein Kandidat für die vorderen Plätze werden. Ex-Coach Joe Enochs und FCK-Übungsleiter Marco Antwerpen rechnen jedenfalls mit den Lila-Weißen, wie sie in der liga3-online.de-Trainerumfrage angegeben haben. Platz 3 bis 7 ist realistisch.

 

Weiterlesen:

Saisonprognose #1: Havelse, Freiburg II, BVB II, Viktoria Berlin

Saisonprognose #2: Meppen, Duisburg, FCK, Türkgücü

Saisonprognose #3: Köln, Magdeburg, Zwickau, Halle

Saisonprognose #4: Waldhof, Verl, Wiesbaden, Saarbrücken

   

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