Saisonprognose #4: Waldhof, Verl, Wiesbaden, Saarbrücken
Na endlich: Der Saisonauftakt rückt näher, wir bewegen uns allmählich in Richtung Normalität und dürfen auf ordentliche Zuschauerkulissen in den Stadien hoffen. Das steigert die Vorfreude auf das Drittliga-Jahr 2021/22. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg fürchten, wer überrascht und wer droht zu enttäuschen? Nun schauen wir auf die Ränge 5 bis 8, die im Vorjahr trotz der guten Platzierung weit weg vom Aufstieg waren.
Sportliche Lage: Der SVW ließ auf den 9. Platz im Debütjahr den achten Rang folgen. Die Corona-Pandemie allerdings kostete Waldhof wie alle anderen Vereine, die im Ligaschnitt über höhere Zuschauereinnahmen verfügen, überproportional viel Geld. Der Kader dürfte nach jetzigem Stand etwas verschlankt werden, denn Trainer Patrick Glöckner zeigt sich trotz nur 22 Spielern bereits für den Saisonstart gut gerüstet. Angesichts von wohl deutlich mehr als 40 Pflichtspielen täte aber weitere Verstärkung gut.
Transfers: Zehn sind gegangen, drei gekommen. Weg sind gleich vier Schlüsselspieler: Das Mittelfeld-Duo Max Christiansen (Greuther Fürth) und Marco Schuster (SC Paderborn), der rechte Verteidiger Jan-Hendrik Marx (FC Ingolstadt) sowie Arianit Ferati – das Ziel des Offensivspielers ist noch unbekannt. Schmerzvoll ist der Abschied von Dorian Diring, der einst Aufstiegsheld war und überragend in die 3. Liga startete, ehe ihn ein Knorpelschaden für mehr als anderthalb Jahre stoppte. Dem feinen Techniker aus Frankreich droht nun eine Karriereende mit 29 Jahren. Königstransfer ist der 35-jährige, offensiv variable Marc Schnatterer, als Vereinsikone des 1. FC Heidenheim dort altersbedingt aussortiert. Mittelfeldspieler Fridolin Wagner (23/Uerdingen) und Rechtsverteidiger Niklas Sommer (23/Dunajska Streda) komplettieren den bislang kurzen Kassenbon der Buwe.
Vorbereitung: Ein 4:2 gegen Neckarsulm sowie eine 1:2-Niederlage gegen Darmstadt 98 waren die bisherige Maßstäbe des Sommervorlaufs. Am Wochenende stehen noch Partien gegen die Regionalligisten FC Gießen (Samstag) und FSV Frankfurt (Sonntag) auf dem Plan.
Prognose: Hinter der ersten Elf wird es im Kader des SVW rasch dünn. Daher ist bislang nicht abzusehen, dass es am Ende deutlich über die Platzierungen der ersten beiden Drittliga-Jahre hinausgehen wird. Platz 9 bis 13 ist drin.
Sportliche Lage: Als Siebter im ersten Drittliga-Jahr überraschte der kleine, ostwestfälische Verein viele. Mit kleinem Etat, coronabedingt ohne Fans, ja teils sogar in einem fremden Stadion: Der SC Verl trotzte den Gegebenheiten, konservierte die bemerkenswerte teaminterne Stimmung aus dem Aufstiegsjahr und schaffte es so weit über die eigenen Erwartungen hinaus, schoss nach 1860 München sogar die zweitmeisten Tore (66). Nun kündigte Vorsitzender Raimund Bertels bereits an, die 3. Liga "nicht mehr verlassen zu wollen, zumindest nicht nach unten". Selbstvertrauen haben sie in Verl! Zurecht?
Transfers: 15 Spieler sind weg, 16 Neue da – dieser Sommer hatte es in sich. Bemerkenswert: Der durchschnittliche Neuzugang ist – trotz des 38-jährigen Mahir Saglik, wohlgemerkt – keine 23 Jahre jung, auf Abgangsseite stehen mehr als 27 Jahre im Schnitt. Verabschiedet haben sich die Toptorjäger Zlatko Janjic (RW Essen) und Aygün Yildirim (Regensburg) sowie Linksverteidiger Lars Ritzka (St. Pauli) und Sechser Mehmet Kurt (Wiesbaden) als Leistungsträger, dazu endete die erfolgreiche Leihe von Philipp Sander aus Kiel. Neben Alterspräsident Saglik, der im Spätherbst der Karriere sein Drittliga-Debüt feiert, sind auf allen Positionen Talente hinzugekommen, nur wenige wie etwa Stürmer Cyrill Akono (21) haben schon nennenswerte Profi-Erfahrung. Einige Akteure waren zudem nicht mal in der Regionalliga Stammspieler. Darunter Migel-Max Schmeling, der es für die U23 des BVB in der letzten Saison nur auf 50 Einsatzminuten brachte. Trainer Guerino Capretti hat in bald viereinhalb Jahren in Verl aber schon manches Mal unter Beweis gestellt, solche Spielertypen rasch auf das benötigte Niveau zu bringen.
Vorbereitung: Vor einem Jahr leitete Verl mit einem 5:4-Sieg bei Schalke 04 einen denkwürdigen Absturz der Königsblauen ein, und auch in diesem Jahr sind die Ostwestfalen ein Erstliga-Schreck: Arminia Bielefeld wurde mit 3:0 besiegt, gegen den VfL Bochum gab es kürzlich ein 3:3-Remis. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch eine 1:5-Pleite gegen Zweitligist Paderborn ganz am Anfang. Danach zeigte die Formkurve stetig bergauf, am Dienstag gab es ein 5:0 gegen Oberligist Gütersloh. Diesen Freitag folgt der letzte Härtetest gegen den FC Groningen.
Prognose: Noch einmal Platz 7? Das würde in Verl jeder unterschreiben, und tatsächlich erweckt die Vorbereitung den Eindruck, als hätte das junge Team schon beachtlich gut zusammengefunden. Doch ob die Abgänge über die lange Distanz ersetzt werden können? Platz 11 bis 14 wäre angesichts der eingesetzten Möglichkeiten immer noch ein großer Erfolg, und in die Richtung dürfte es gehen. Noch offen ist derweil, ob der Verein – wie von den Verantwortlichen gewünscht – zumindest einige Spiele in der heimischen Sportclub-Arena austragen darf, oder ob er alle Partien im Ausweichstadion in Lotte absolvieren muss.
Sportliche Lage: Seit jeher gehört der SVWW, wenn er in der 3. Liga antritt, dort auch mindestens zum erweiterten Favoritenkreis. Im Vorjahr verlor der damalige Zweitliga-Absteiger allerdings recht schnell den Anschluss an die Spitze, machte es sich im abgeschlagenen Verfolgerfeld gemütlich und brachte so eine letztlich unspektakuläre Saison zu einem ordentlichen Ende – vom direkten Wiederaufstieg war ja nie laut gesprochen worden. Mittelfristig sollte das dennoch das Ziel sein, zumal die eigene, bislang aus Stahlrohr bestehende Arena nun eine Betontribüne enthält und auf die Zweitliga-Kapazität von 15.000 Plätzen ausgebaut wurde.
Transfers: Torjäger Maurice Malone (Rückkehr nach Augsburg) und Phillip Tietz (Darmstadt) sowie die Abräumer Jakov Medic (St. Pauli) und Paterson Chato (Türkgücü) gilt es in der Startelf zu ersetzen, insgesamt fiel die Fluktuation mit 13 verabschiedeten Profis überdurchschnittlich aus. Geblieben ist unter anderem ein Trio, das sich über Leihen empfahl: Florian Carstens, Kevin Lankford (jeweils St. Pauli) sowie Ahmet Gürleyen (Mainz 05/ alle 22) sind jetzt fest dabei. In Mehmet Kurt (26/Verl), Emmanuel Taffertshofer (26/Sandhausen), Gino Fechner (23/Uerdingen) und dem Dänen Bjarke Jacobsen (27/AC Horsens) wurde das zentrale und defensive Mittelfeld gezielt verstärkt, Jozo Stanic (22/Leihgabe aus Augsburg) komplettiert die Innenverteidigung. Was fehlt, sind Stürmer: Nur Schwede Gustav Nilsson steht derzeit im Kader, hier muss der SVWW dringend nachjustieren, zumal Gianluca Korte mit einer Meniskusverletzung monatelang ausfallen wird.
Vorbereitung: Die ersten vier Testspiele wurden allesamt gewonnen, darunter auch eines gegen Eintracht Frankfurt (3:1). Vor dem finalen Test gegen die SV Elversberg am Wochenende sollte eigentlich noch Europa-League-Teilnehmer Leverkusen dem SVWW den Leistungsstand zeigen, doch der Starkregen machte dem einen Strich durch die Rechnung.
Prognose: Mit dem SV Wehen Wiesbaden sollte eigentlich in jedem Jahr gerechnet werden. Bislang aber fehlt in der Offensive die Power, um von einem klaren Aufstiegskandidaten zu sprechen, auch die Drittliga-Trainer geben dem SVWW nur eine Außenseiterchance. Wir gehen von Rang 5 bis 9 aus.
Sportliche Lage: Der Vorjahresaufsteiger stürmte zu Saisonbeginn nur so durch die Liga, war Spitzenreiter, musste dann aber Federn lassen und war als Fünfter ebenfalls weit weg von dem Quartett, das schlussendlich die ersten Plätze unter sich ausspielte. Für Trainer Lukas Kwasniok ging es bereits in die 2. Bundesliga, er coacht künftig den SC Paderborn. Nachfolger Uwe Koschinat genießt in der Branche einen exzellenten Ruf, wird sich aber an den ehrgeizigen Zielen des FCS und deren Umsetzung messen lassen müssen. Klubführung und auch Sportdirektor Jürgen Luginger wollen in der kommenden Saison bis zum Schluss oben mitspielen.
Transfers: In Marin Sverko hat sich einer der besten Innenverteidiger der Liga ins niederländische Groningen locken lassen, auch Topscorer Nicklas Shipnoski (Düsseldorf) und Rechtsverteidiger Anthony Barylla (Aue) haben den Sprung in die höhere Liga schon geschafft. Insgesamt gingen 13 Spieler, elf kamen neu hinzu. Dave Gnaase (24/Uerdingen), Robin Scheu (26/Sandhausen) und Adriano Grimaldi (30/Uerdingen) kennen die Liga gut, ebenso Dominik Ernst (30/Magdeburg). Der "Kracher-Transfer" fehlt dem FCS bisher – ein bisschen Zeit ist aber ja noch. Den Vertrag mit Bruno Soares hat der FCS unterdessen nach nur acht Tagen wieder aufgelöst – der Grund: Dem 32-jährigen Brasilianer fehlt als Nicht-EU-Ausländer die nötige Spielerlaubnis.
Vorbereitung: Nach einem 6:0-Sieg über Quierscheid folgten Niederlagen gegen den luxemburgischen CS Fola Esch (1:2) und den SC Freiburg (1:2), ein 1:1-Remis gegen die belgische KAS Eupen und ein 10:1-Kantersieg über Sechstligist Mettlach. Letzter Härtetest wird das Duell mit dem Karlsruher SC am Samstag.
Prognose: Kann der 1. FC Saarbrücken seine ehrgeizigen Ziele erreichen und tatsächlich um den Aufstieg mitspielen? Die Konkurrenz wird groß, der Aderlass war da. Unsere Einschätzung: Es wird Rang 4 bis 7 – mehr wäre dann doch eine Überraschung.
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