Freiburg-Coach Stamm: "3. Liga nicht als einmaliges Abenteuer“
Im Interview mit liga3-online.de spricht Thomas Stamm, neuer Trainer der U23 des SC Freiburg, über die kurze Vorbereitung nach dem Aufstieg aus der Regionalliga Südwest, die ersten Eindrücke als Cheftrainer einer Herrenmannschaft und die Fußstapfen von Christian Preußer.
"Für mich persönlich war es kein großer Umstieg"
liga3-online.de: Nur sechs Wochen nach dem letzten Ligaspiel in der Regionalliga Südwest und kurzer Vorbereitung startet die U23 des SC Freiburg am kommenden Montag mit einem Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden erstmals in der 3.Liga. Sind Sie mit der bisherigen Vorbereitung zufrieden, Herr Stamm?
Thomas Stamm: Trotz der kurzen Anlaufzeit bin ich sehr zufrieden mit dem aktuellen Verlauf. Zwar haben wir nicht alle Spieler mit an Bord, weil der eine oder andere noch mit den Profis im Trainingslager ist. Aber das gehört zum Prozess einer U23 mit dazu. In den ersten Wochen ging es vor allem darum, uns besser kennenzulernen und ein Team zu bilden. Das ist uns relativ leichtgefallen, weil der Großteil der Aufstiegsmannschaft zusammengeblieben ist.
Sie werden als neuer Cheftrainer nach einer knapp dreiwöchigen Vorbereitungszeit mit einem Aufsteiger in der dritthöchsten Spielklasse ins kalte Wasser geworfen. Wie fühlt sich die "Wassertemperatur" an?
Ich empfinde es gar nicht so, dass ich ins kalte Wasser geworfen werde. Inhaltlich und im Umgang mit den Personen macht es keinen großen Unterschied, ob ich Jugendliche oder nun eine Herrenmannschaft trainiere. Am Ende des Tages arbeite ich mit einer Gruppe zusammen, die – unabhängig vom Alter der einzelnen Spieler – ein ähnliches Ziel verfolgt. Auch für mich persönlich war es kein großer Umstieg. Schließlich bin ich bereits seit sechs Jahren im Verein, kenne das Umfeld und das Trainerteam.
Sie treten die Nachfolge von Christian Preußer an, der nach dem Aufstieg zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf gewechselt ist. Wie sehr unterscheidet sich Ihre Spielweise mit der aus der Aufstiegssaison?
Grundsätzlich haben wir beim SC Freiburg sowohl im Nachwuchsbereich als auch bei den Profis Spielprinzipien, die sich über alle Mannschaften hinweg decken. Zusätzlich versucht aber jeder Trainer, ein wenig seinen Stempel aufzutragen. Es steckt in der DNA des Vereins, immer aktiv und mutig nach vorne zu spielen.
Seit mittlerweile sechs Jahren sind Sie beim SC Freiburg als Trainer aktiv, kennen auch Christian Preußer gut. Was haben Sie sich in dieser Zeit von Ihrem Vorgänger abgeschaut?
Ich habe mit Christian Preußer über einen längeren Zeitraum zusammengearbeitet. Sicherlich gibt es Punkte, die ich mir über die Zeit von ihm sowie anderen Trainern abgeschaut habe. Wichtig ist, dass jeder Trainer seinen eigenen Weg findet und dabei immer offen für Weiterentwicklung bleibt.
Zum ersten Mal spielt die U23 des SC Freiburg in der 3. Liga. Welche Bedeutung hat das für den Verein?
Die 3. Liga bietet uns die Möglichkeit, unsere Spieler auf einem noch höheren Niveau antreten zu lassen. Die Entwicklung jedes Einzelnen hat die maximale Priorität. Unsere Jungs haben jetzt mehr Top-Spiele vor der Brust und werden nun auch Partien absolvieren, in denen sie anders als in der vergangenen Saison nicht die dominante Mannschaft sind. Für die eigene Entwicklung ist das eine hervorragende Herausforderung. Ich sehe die 3. Liga daher als Chance für die Spieler, den nächsten Entwicklungsschritt in ihrer noch jungen Laufbahn zu gehen.
"Nicht kleiner machen, als wir sind"
Ihre Mannschaft startet am Montag (26. Juli, 19 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden. Hatten Sie genug Zeit, sich mit den Gegnern der 3. Liga zu beschäftigen?
Es hat sich in der vergangenen Saison schon vorzeitig abgezeichnet, dass ich die U23 ab der neuen Saison als Drittligisten übernehmen könnte. Dementsprechend habe ich mir die letzten Begegnungen der Rückrunde mit einem besonderen Augenmerk angeschaut. Es wird ein Prozess, die 3. Liga kennenzulernen. Und wir werden uns auf jeden Gegner bestmöglich vorbereiten.
Gibt es einen Gegner, auf den Sie sich besonders freuen?
Die 3. Liga bietet eine geballte Wucht an Tradition. Ich kann nicht eine Partie herauspicken. Es ist etwas Besonderes, bei Vereinen wie dem 1. FC Magdeburg, dem 1. FC Kaiserslautern oder auch Eintracht Braunschweig anzutreten. Genauso freue ich mich, erstmals Spiele in unserem Dreisamstadion und – Stand jetzt – vor unseren Fans zu bestreiten.
Der SC Freiburg ist bekannt für die vielen Eigengewächse in den eigenen Reihen. Was macht die Nachwuchsarbeit hier so besonders?
Für uns ist es wichtig, die Entwicklung der einzelnen Spieler und nicht das Resultat in den Vordergrund zu stellen. Und das unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Sicherlich wollen wir am Ende des Tages den maximalen Erfolg einfahren. Wenn wir aber mal ein Spiel knapp verlieren, die Mannschaft aber einen weiteren Entwicklungsschritt macht, dann fließt das positiv in unsere Bewertung ein.
Welche Rolle spielen die Routiniers um Johannes Flum und Vincent Vermeij, der vom MSV Duisburg verpflichtet wurde?
Ich gehe davon aus, dass unsere erfahrenen Akteure, zu denen auch Sandrino Braun-Schumacher und Patrick Kammerbauer zählen, die jungen Leute auf und neben dem Platz unterstützen. Es geht darum, das Gefüge zwischen Jung und Erfahren zu stabilisieren. Gleichzeitig sollen sie natürlich auch auf sich schauen und den Anspruch auf eine persönliche Leistungssteigerung haben.
Welche Ziele setzen Sie sich in der ersten Drittliga-Saison mit der U23 des SC Freiburg?
Wir wissen, dass die Saison für uns als Neuling schwer wird. Wir wollen uns jedoch nicht kleiner machen, als wir sind. Ich sehe die 3. Liga nicht als einmaliges Abenteuer.