Eintracht-Debakel gegen Berlin: Fans "haben die Schnauze voll"
Was für ein Debakel für Eintracht Braunschweig im ersten Heimspiel der neuen Saison! Mit 0:4 gingen die Niedersachsen gegen Aufsteiger Viktoria Berlin unter und präsentierten sich über weite Strecken in einem erschreckend schwachen Zustand. Während sich Trainer Michael Schiele ratlos zeigte, gingen die Fans mit ihrer Mannschaft hart ins Gericht und übten sich in Galgenhumor.
Gellendes Pfeifkonzert
Es war unüberhörbar, das gellende Pfeifkonzert der 6.676 Zuschauer nach Abpfiff. Schon während des Spiels hatten die Fans, die saisonübergreifend seit fünf Monaten auf den Heimsieg warten, ihrem Unmut freien Lauf gelassen und die schwache Leistung ihrer Mannschaft nach dem vierten Gegentor mit "Wir haben die Schnauze voll"-Rufen quittiert – und das am 2. Spieltag! Auch der Rauswurf von Sportchef Peter Vollmann wurde vereinzelt von den Rängen gefordert, gepaart mit hämischen "Europapokal"-Gesängen. "Ich kann den Frust verstehen", äußerte Trainer Michael Schiele Verständnis für die Reaktion der Zuschauer. "Die Fans haben sich das erste Heimspiel anders vorgestellt – wir aber auch." Entsprechend hielt der Eintracht-Coach fest: "Es tut weh."
Bereits nach nur fünf Minuten klingelte es erstmals im Tor von Keeper Jasmin Fejzic, nachdem Jannis Nikolaou weggerutscht war. Keine halbe Stunde später stand es 0:2 aus Sicht der Hausherren, zuvor hatte Niko Kijewski den Ball im Mittelfeld verloren. Mit dem 0:3 nach 64 Minuten, als Michael Schultz beim Drehschuss von Lucas Falcao nur Spalier stand, war die Partie bereits früh entschieden. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Nur vier Zeigerumdrehungen nach dem dritten Gegentreffer wurde auch Lukas Pinckert im Strafraum völlig allein gelassen, sodass er nur noch einschieben musste – ein Offenbarungseid der Braunschweiger Hintermannschaft. "Wir haben den Gegner teilweise eingeladen", kritisierte Schiele und bemängelte vor allem die zu großen Abstände zu den Gegenspielern. "Da brauchen wir nichts schönzureden. Ich kannte das von meiner Mannschaft bisher nicht, dass sie so verteidigt", zeigte sich der Eintracht-Coach ratlos.
Schiele kündigt Analyse an
Vor allem die schnellen Konter der Viktoria bereiteten den Niedersachsen große Probleme. "Wir hatten Möglichkeiten diese Umschaltmomente zu unterbinden. Das ist uns nicht gelungen", so der 43-Jährige. "Der Gegner hat heute kompromisslos unsere Fehler ausgenutzt, war in solchen Situationen besser, cleverer und zielorientierter." Auch nach vorne lief beim BTSV bis auf die ersten Minuten beider Halbzeiten kaum etwas zusammen, Schiele sprach diesbezüglich von "fehlender Kaltschnäuzigkeit" und "mangelnder Effektivität" bei Standardsituationen. Daher sei die Niederlage "über die 90 Minuten verdient".
Für die nächsten Tage kündigte der Braunschweiger Coach eine Analyse der Partie an. Denn klar ist: "So geht es nicht." Am nächsten Sonntag steht mit dem Pokalspiel gegen den Hamburger SV die nächste Partie vor heimischer Kulisse an. Die Eintracht erhält somit direkt die Chance zur Wiedergutmachung – dann möglicherweise auch mit neuem Personal: "Wir hoffen, dass in den Tagen etwas passiert", blickte Schiele voraus. Vor allem auf den offensiven Außenbahnen besteht Bedarf. Auch sonst wird es gegen den HSV wohl zu einigen Umstellungen kommen: Allen voran Brian Behrendt und Benjamin Girth, die erneut überraschend zunächst nur auf der Bank saßen, dürften dann von Anfang an auflaufen. Nicht nur die Fans hoffen, dass sie mehr Gegenwehr zeigen.