KFC meldet Insolvenz an, will aber in der Regionalliga starten
Nach wochenlanger Ungewissheit steht nun fest, wie es bei Drittliga-Absteiger KFC Uerdingen weitergeht: So hat nach der GmbH nun auch der Stammverein Insolvenz angemeldet, dennoch wollen die Krefelder wie geplant in der Regionalliga an den Start gehen – trotz eines doppelten Wettbewerbsnachteils.
Insolvenz "unausweichlich"
Zwei Monate ist es nun her, dass sich der KFC Uerdingen aus der 3. Liga zurückgezogen hatte, nachdem er die vom DFB geforderte Sicherheit in Höhe von sieben Millionen Euro nicht erbringen konnte. Wie es weitergehen würde, war danach aufgrund der finanziellen Lage lange unklar. Zwar hatten die Verantwortlichen schon vor einigen Wochen erklärt, in der Regionalliga antreten zu wollen. Doch weil das Finanzamt das Vereinskonto aufgrund einer ausstehenden Zahlung in Höhe von 400.000 Euro gepfändet hatte, war der Klub bislang handlungsunfähig. Um eine Aufhebung zu veranlassen, benötigte der KFC nach Angaben der "Westdeutschen Zeitung" etwa 100.000 Euro. Fieberhaft hatten die Verantwortlichen in den letzten Tagen nach einer Lösung gesucht, sie jedoch nicht gefunden.
Die Folge: Nach der GmbH, die bereits im Januar zahlungsunfähig war und in Kürze liquidiert wird, hat nun auch der mit insgesamt rund 800.000 Euro verschuldete Verein beim Amtsgericht Insolvenz angemeldet. Dieser Schritt sei "unausweichlich" geworden, nachdem ein "fest zugesagtes Darlehen, das in der Saisonplanung ein wichtiger Baustein von vielen war, kurzfristig doch nicht bereitgestellt wurde", heißt es in einer Mitteilung des Vereins. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Dr. Christoph Niering bestellt, der bereits Verfahren anderer Fußballvereine erfolgreich durchgeführt hat.
Doppelter Wettbewerbsnachteil
"Wir haben nun die Möglichkeit, den KFC Uerdingen endgültig von allen hinterlassenen Altlasten zu befreien", betont Vorstandsvorsitzender Damien Raths. "Wir haben dennoch bis zur letzten Minute alles versucht, diesen Schritt umgehen zu können, da ein Insolvenzverfahren natürlich auch mit Unwägbarkeiten verbunden ist." Mit dem Insolvenzverwalter sollen nun die nächste Schritte besprochen werden, "damit wir die viele vorbereitende Arbeit, die wir in den vergangenen Wochen geleistet haben, nun in unterschriebene Verträge umsetzen können, um endlich 'richtig' in die Saison starten zu können", so Raths.
Trotz der Insolvenz will der KFC wie geplant in der Regionalliga an den Start gehen. Dabei sehen sich die Krefelder allerdings einem doppelten Wettbewerbsnachteil ausgesetzt: Zum einen geht der KFC durch die Anmeldung der Insolvenz mit neun Minuspunkten in die Saison, was einen großen Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt bedeutet. Zum anderen stehen bislang weder Spieler noch Trainer unter Vertrag – und das keine zwei Wochen vor dem ersten Spiel gegen Rot-Weiß Oberhausen am 14. August.
Entsprechend ist völlig ungewiss, ob der KFC eine realistische Chance auf den Liga-Verbleib haben wird – zumal mindestens fünf Mannschaften absteigen werden. Vor allem zu Saisonbeginn dürfte der Wettbewerbsnachteil gegenüber der Konkurrenz kaum zu kaschieren sein. Dennoch kündigt Raths an: "Wir werden alles dafür tun, eine Mannschaft auf den Platz zu schicken, die auch unter diesen Umständen die Möglichkeit hat, die Klasse in der Regionalliga zu halten." Die erstellte Etatplanung für die kommende Saison basiere nach Angaben des Vereins derweil auf konkreten Angeboten und konservativ gerechneten Ticketeinnahmen. Damit lasse sich der Spielbetrieb in der Regionalliga West finanzieren, teilte der Klub mit. Eine parallele Bedienung der Gläubiger sei im aktuell erforderlichen Umfang aus den vorhandenen Mitteln allerdings nicht darstellbar. Auch eine Rückkehr in die 3. Liga ist für die nächsten Jahren nicht realistisch.
Endgültige Aus droht weiterhin
Vielmehr läuft der KFC Gefahr, in die Oberliga durchgereicht zu werden. Sollte der KFC doch nicht wie geplant in der Regionalliga starten, würde dieses Szenario bereits in Kürze eintreffen. Dann würden die Krefelder allerdings erst in der Saison 2022/23 wieder ins sportliche Geschehen eingreifen und hätten bis dahin unfreiwillig spielfrei. Inwiefern der Verein dieses Szenario überleben würde, ist allerdings fraglich. Der Worst-Case wäre ein Scheitern des Insolvenzverfahrens. Dann würde der Verein abgewickelt und aus dem Register gestrichen werden. Es wäre das endgültige Aus des KFC Uerdingen. Um das zu verhindern, appelliert der Vereine an seine Fans: "Wir bitten jeden mit einem blau-roten Herz: Unterstützt uns auf diesem Weg. Kommt ins Stadion, kauft Fanartikel, werdet Sponsor. Dies ist unsere Chance!" Ihre Heimspiele wollen die Krefelder im 35 Kilometer entfernten Velbert austragen, bevor es nächstes Jahr zurück in die Grotenburg gehen soll – wenn es den Verein dann noch gibt.