Waldhofs historischer Pokalerfolg: "Das ist das Geilste, was es gibt"
Mit dem 2:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt hat der SV Waldhof Mannheim am Sonntag Geschichte geschrieben: Erstmals seit 2002 stehen die Kurpfälzer wieder in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Entsprechend ausgelassen waren die Feierlichkeiten nach Spielende.
"Ich hatte durchgehend Gänsehaut"
Da standen sie, noch etwas ungläubig, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht: die Spieler des SV Waldhof Mannheim nach der Partie vor der Fankurve. Minutenlang wurden Joseph Boyamba, Marcel Seegert und Co. von den frenetischen Fans auf der Otto-Siffling-Tribüne gefeiert, es hörte gar nicht mehr auf. Schon kurz nach der Pause stand das Carl-Benz-Stadion erstmals so richtig Kopf, nachdem Seegert eine Ecke von Marc Schnatterer zum 1:0 ins Tor verlängert hatte. "Davon träumt man, das ist das Geilste, was es gibt", offenbarte Seegert nach der Partie gegenüber dem "Mannheimer Morgen" und führte aus: "Man schaut in die bekloppten Gesichter in der Kurve. Man ist genauso bekloppt, aber Spieler und kein Fan. Da geht einem das Herz auf." Und als Boyamba nur drei Zeigerumdrehungen später nach toller Vorlage von Dominik Martinovic auf 2:0 erhöhte, gab es auf den Rängen endgültig kein Halten mehr. "Ich bin mit 24 nicht mehr der Jüngste, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt", gestand der Torschütze ein. "Ich hatte durchgehend Gänsehaut."
Waldhof wie entfesselt
Auch Trainer Patrick Glöckner, der einst Nachwuchscoach bei der Eintracht war, kam nach der Partie aus dem Grinsen gar nicht mehr raus: "Das ist ein toller Moment. Wir hatten vor dem Spiel eigentlich keine Chance." Doch Mannheim nutzte sie, spielte teilweise wie entfesselt auf – und revanchierte sich zudem für die Pokal-Pleite vor zwei Jahren. "Wir wussten, dass Frankfurt uns nach dem 3:5 vor zwei Jahren nicht noch einmal unterschätzt. Wir mussten eklig sein, ihnen auf die Füße treten, auch mal auf Zeit spielen", so Seegert gegenüber der Zeitung. All das habe das Team "überragend umgesetzt", lobte der 27-Jährige. "Wir haben die Frankfurter richtig bearbeitet, bei denen war am Ende komplett die Luft raus, die hatten gar keinen Spaß mehr." Ganz im Gegensatz zum Waldhof: "Wir haben den Glauben nicht verloren. Hut ab vor meiner Mannschaft. Ich bin wirklich stolz auf sie." Selbst Eintracht-Coach Oliver Glasner musste eingestehen: "Der Sieg von Mannheim war verdient, so ehrlich müssen wir sein." Selbst ein höherer Sieg wäre nicht unverdient gewesen, Einzig Torhüter Kevin Trapp stand dem im Weg. "Wir hatten fünf dicke Chancen, da ist ein 2:0 fast noch zu niedrig", meinte Seegert.
"Heute wird einfach nur gefeiert"
Ob der sensationelle Sieg nun für einen Schub im Liga-Betrieb sorgen wird? "Das müssen wir sehen", gab sich Glöckner noch zurückhaltend. "Wir wollen natürlich versuchen, den Schwung mitzunehmen." Ob das gelingt, wird sich am kommenden Sonntag zeigen, wenn die Würzburger Kickers im Carl-Benz-Stadion gastieren. Doch an die nächste Aufgabe in der Meisterschaft wollte am Sonntagnachmittag noch keiner denken. "Heute wird einfach nur gefeiert", sagte Seegert, während die Fans einen alten Pokal-Klassiker anstimmten: "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin." Ganz so weit ist es zwar noch nicht, doch mit dem Einzug in die zweite Runde, der mit 250.000 Euro belohnt wird, ist Mannheim dem Finale so nahe wie seit 19 Jahren nicht mehr. Übrigens: Als es das letzte Mal über Runde 1 hinausging, schafften es die Mannheimer bis in das Achtelfinale. Ein gutes Omen?