Das sagt Rafati zu den Elfmeter-Szenen bei VfL gegen Duisburg
Mit 1:0 setzte sich der MSV Duisburg am Mittwochabend im Nachholspiel beim VfL Osnabrück durch. Das Tor kam durch einen umstrittenen Elfmeter zustande, auch auf der anderen Seite sorgte ein Strafstoß für Diskussionen. Wie liga3-online.de-Experte Babak Rafati die Szenen einschätzt:
Zwei strittige Elfmeter
40 Minuten waren gespielt, als Duisburgs Alaar Bakir nach einem Pass von Kolja Pusch frei durch war, sich den Ball an VfL-Torhüter Philipp Kühn vorbeilegte und im Zweikampf mit dem 28-Jährigen dann zu Fall ging (TV-Bilder ab Minute 1:15). Sofort zeigte Schiedsrichter Martin Speckner auf den Punkt. Für Rafati jedoch eine Fehlentscheidung: "Bakir läuft allein auf das Tor zu, legt sich den Ball an Keeper Kühn rechts vorbei und will anschließend links an ihm vorbeilaufen. Dabei bemerkt er womöglich, dass er nicht mehr an den Ball kommt, fädelt bei Kühn mit dem rechten Fuß ein und lässt sich spektakulär fallen. Die Aktion vom Keeper ist jedoch sauber, da er nur zum Ball will – auch, wenn er diesen nicht spielt. Er trifft aber auch nicht den Angreifer und hindert ihn dadurch nicht regelwidrig. Das Fallmuster von Bakir ist vom ganzen Bewegungsablauf ein typischer Fall von 'Schinden', sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, diesen Zweikampf als Foulspiel zu werten und auf Elfmeter zu entscheiden." Trainer Daniel Scherning ärgerte sich also zurecht. Bitter für den VfL, dass Moritz Stoppelkamp den unberechtigten Elfmeter zum Siegtor nutzte.
Doch nach 60 Minuten sprach Speckner auch dem VfL Osnabrück einen Strafstoß zu, nachdem Ulrich Taffertshofer gegen Oliver Steurer zu Fall gekommen war (TV-Bilder ab Minute 2:30). Ebenfalls eine Fehlentscheidung in den Augen von Rafati: "Taffertshofer spielt im gegnerischen Strafraum seinen Gegenspieler Steurer aus, der ins Leere grätscht, und kommt dann plötzlich zu Fall. Auch hier sucht der Stürmer den Kontakt, indem er selbst, nachdem er Steurer ausgespielt hat, ihn kurz mit dem Fuß 'kontaktiert', um auch hier einen Elfmeter zu schinden. Hier ist das Fallmuster allerdings natürlicher, sodass dieser Zweikampf für den Schiedsrichter schwieriger zu bewerten ist. Trotzdem ist auch das – wie in der ersten Szene – kein Foulspiel, und somit liegt erneut eine Fehlentscheidung vor, einen Elfmeter zu pfeifen." Umso ärgerlicher aus Sicht der Lila-Weißen, dass Lukas Gugganig das Geschenk nicht annahm und mit dem Elfmeter am starken Leo Weinkauf scheiterte.
Abseitstor zurecht nicht gegeben
Beim nicht gegebenen Tor für den VfL in der 84. Minute entschied der Unparteiische derweil richtigerweise auf Abseits (TV-Bilder ab Minute 3:35), wie Rafati festhält: "Beim Schuss von Taffertshofer auf das gegnerische Tor steht Trapp im Abseits, greift allerdings (noch) nicht ein, sodass eine passive Abseitsposition vorliegt und somit bis hierhin alles regelkonform ist. Nach der Abwehr von Keeper Weinkauf springt der Ball Trapp vor die Füße, sodass er nunmehr aktiv ins Spielgeschehen eingreift und aus dem passiven ein aktives Abseits entsteht. Da der Vorgang – vom ersten Torschuss von Taffertshofer bis zum Abpraller durch den Torwart – ein und dieselbe Spielsituation ist, liegt eine richtige Entscheidung vor, diesen Treffer wegen Abseits (strafbar erst in der zweiten Situation) abzuerkennen."
Für die Assistenten seien solche Szenen besonders schwierig, "da sie den Moment des Torschusses gedanklich festhalten müssen und sich Sekunden später ein ganz anderes Bild darstellt. Hier den Überblick zu behalten ist eine große Herausforderung. Kompliment an den Assistenten", so Rafati. Duisburg wurde durch den falschen Elfmeter-Pfiff zum zweiten Mal in dieser Saison benachteiligt, profitierte aber zum zweiten Mal. Beim VfL war es jeweils das erste Mal.