Alles, was ihr zum 5. Spieltag wissen müsst
Und rein in die Englische Woche: Bei landesweit herrlichem Wetter spielen die Drittligisten am Dienstag und Mittwoch der untergehenden Spätsommersonne entgegen – besser werden die äußeren Rahmenbedingungen so schnell wohl nicht mehr. Allein das sorgt für gespannte Vorfreude, die Paarungen noch mehr. Unser Blick auf Spieltag 5.
Die Ausgangslage
In Viktoria Berlin hat es nun auch den letzten Verein erwischt, ohne Verlustpunkt ist in der 3. Liga niemand mehr. Die Tabellenführung hat jener Vorab-Favorit übernommen, der mit Abstand am Besten in die neue Spielzeit gefunden hat. Und warum überrascht uns kaum, dass es der 1. FC Magdeburg ist? Mit gezielten Transfers hat er den Schwung aus einer phänomenalen Rückrunde kurzerhand übernommen und spielt schon in der Frühphase einen ziemlich reifen, abgezockten Stiefel. Dahinter überrascht die BVB-Reserve mit mehreren starken Auftritten, die in der Geballtheit kein Zufall sein können. Auch Wiesbaden, der HFC und der SV Meppen zählen zu den Gewinnern.
Befreiende Tage erlebten Eintracht Braunschweig und insbesondere auch der 1. FC Kaiserslautern, der beim 3:0 gegen 1860 München ein fulminantes Comeback feierte. Die Löwen derweil sehen das Momentum vergehen – und müssen nun im Heimspiel gegen Viktoria Köln sogar aufpassen, nicht völlig den Faden zu verlieren. Köln ist schließlich Teil eines Quintetts am Tabellenende, das noch gar kein Spiel gewonnen hat. Neuling TSV Havelse wartet gar noch auf den ersten Punkt seiner Drittliga-Historie. Klappt es vielleicht gegen Türkgücü München?
Vier Spiele im Fokus
Erinnerungen genügen nicht: 1860 München gegen Viktoria Köln
Ähnlich wie in Magdeburg hoffte man auch bei 1860 München, schnell an das anknüpfen zu können, was in der hervorragenden, aber ungekrönten Vorsaison aufgebaut worden ist. Mittlerweile aber stellt sich heraus: Ganz so leicht ist das Unterfangen nicht, Erinnerungen allein schießen keine Tore. Auf den 1:0-Auftaktsieg gegen Würzburg folgten ein 0:0 in Wiesbaden, ein glückliches 1:1 beim Derby gegen Türkgücü und nun das 0:3 in Kaiserslautern, das in der Deutlichkeit doch überraschte. Geschäftsführer Günther Gorenzel nimmt die Führungsspieler in die Pflicht, die Sechzig von Sascha Mölders über Richard Neudecker bis hin zu Stephan Salger in ausreichender Anzahl besitzt. Viktoria Köln nach dem Abgang Mike Wunderlichs weniger, spielte beim 2:3 gegen Mannheim eine ganz schwache erste Halbzeit und steckt schon früh unten drin – es sei denn, auf Giesings Höhen gelingt Olaf Janßen und Co. ein Coup.
Serientäter auf letzter Rille: SC Verl gegen Eintracht Braunschweig
Sechsmal sind sich Verl und Braunschweig in Pflichtspielen erst begegnet, allesamt in der Regionalliga, das letzte Mal im Jahr 2008. Gewonnen hat der Sportclub nie. Und die Vorzeichen, dass es an diesem Dienstagabend im Frimo-Stadion zu Lotte anders zugeht, sind nicht die besten – und das nicht nur, weil den Ostwestfalen einmal mehr der Heimspielvorteil durch den Umzug ans Lotter Autobahnkreuz entrissen wird. Braunschweig ist nach dem 0:4-Aussetzer gegen Berlin in Form gekommen, löste das Heimspiel gegen Zwickau zuletzt richtiggehend souverän. Das Problem sind die Verletzten: Benjamin Girth, Luc Ihorst, Michael Schultz, Bryan Henning und Sebastian Müller fehlen allesamt – unter anderem ist das die Chance für den zuletzt auf die Bank verbannten Ex-Aufstiegshelden Martin Kobylanski, der sich zuletzt hinter Henning einreihen musste. Verl verlor mit 0:2 in Meppen, ist aber grundsätzlich intakt – und dürfte zum Prüfstein für den Mitfavoriten werden.
Stoppt Osnabrück die Schwarz-Gelben? VfL Osnabrück gegen Borussia Dortmund II
"Ich denke, dass aktuell auch die Schalker Profis nicht gegen die Dortmunder U23 gewinnen würden." Das sagte Dominik Ernst, einst bei S04 ausgebildet und nun Verteidiger des 1. FC Saarbrücken, nach dem 0:0-Remis des FCS im Stadion Rote Erde. Tatsächlich ist der Aufsteiger aus Westfalen neben Magdeburg, Wiesbaden und Türkgücü München noch ohne Niederlage – und rein tabellarisch, nochmals aufsteigen darf die zweite Mannschaft natürlich nicht, gar nicht mehr weit entfernt von der "Ersten" des schwächelnden Reviernachbarn. Gerne wieder hoch in die 2. Liga würde der VfL Osnabrück, auch wenn dies nicht offensiv als Ziel formuliert worden ist. Ein bisschen haperte es zuletzt auch noch daran, das gewillte Kollektiv spielerisch in die Spur zu bringen, daher belegt Lila-Weiß bislang auch nur Rang 14. Ein guter Indikator wird das Flutlichtspiel vor Fans: Erstrahlt die Bremer Brücke unter den Schweinwerfern und zeigt der VfL die dazugehörige Leistung, ist mit ihm zu rechnen – immer und überall.
Kräftemessen der Topteams: 1. FC Saarbrücken gegen den 1. FC Magdeburg
Dieses Duell kann eigentlich nicht enttäuschen: Saarbrücken gegen Magdeburg, Uwe Koschinat gegen Christian Titz, Platz 5 gegen Platz 1. Wenn das kein Fußballfest wird! Gut: Gerade die Hausherren sind trotz des sehr soliden Saisonstarts nicht rundum zufrieden gewesen, haben hohe Ansprüche an sich selbst. Das 0:0 beim BVB II nahm man aufgrund der gegnerischen Stärke dennoch mit – im Wissen, dass offensiv noch nicht alle Abläufe funktionieren. Magdeburg thront an der Spitze, obgleich die jüngsten Leistungen zwar akzeptabel waren, man aber auch nicht die Sterne vom Himmel spielte. Vorne aber läuft es – auch dank Neuzugang Luca Schuler, der an beiden Toren des 2:1-Erfolgs über Duisburg beteiligt war. Saarbrücken ist gewarnt, auch dank des letzten Aufeinandertreffens im Ludwigspark: Das liegt erst dreieinhalb Monate zurück und endete nach einem richtig starken FCM-Spiel mit einem 3:0-Erfolg der Ostdeutschen, die dadurch den Klassenerhalt perfekt machten.
Die mögliche Überraschung
TSV Havelse gegen Türkgücü München
Sie waren nah dran am ersten Punkt, doch letztlich überwog einmal mehr Enttäuschung: Beim SV Wehen Wiesbaden konnten die Havelser auch das Geschenk einer 40-minütigen Überzahl nicht für sich nutzen, verloren spät in der Nachspielzeit noch mit 1:2. Damit die Niedersachsen nicht als tapferes, aber chancenloses gallisches Dorf in den Drittliga-Annalen verschwinden, wird es Zeit für den ersten Sieg. Und das ausgerechnet gegen Türkgücü? Nun: Zumindest bei der Chancenverwertung offenbarten die Münchner bislang manches Problem – ehe sie den Spieß beim späten, aber deutlichen 3:0 über Freiburg II in der Schlussviertelstunde umkehrten. Ist der Fluch damit gebannt oder stolpert das prominente Ensemble von Trainer Petr Ruman in Hannover? Wir kennen diese 3. Liga – und lassen uns einfach mal überraschen.