1:1 gegen die Kickers: „Lilien“ wiederum mit spätem Gegentor
Vor 3500 Zuschauern im Gazi-Stadion auf der Waldau trennten sich die Stuttgarter Kickers und der SV Darmstadt 98 1:1 unentschieden. In einem von Fehlpässen und Ungenauigkeiten geprägten Duell auf niedrigem Niveau gingen die „Lilien“ zunächst durch Danny Latza in Führung (75.), mussten jedoch in der 89.Minute den Ausgleich durch Marco Grüttner hinnehmen. liga3-online.de war dabei und analysiert die Partie.
Stuttgarter Kickers:
Günay Güvenc – Patrick Auracher, Simon Köpf, Julian Leist, Fabian Gerster – Tobias Rühle (64. Jerôme Gondorf), Marcel Ivanusa (76. Omar Jatta), Sandrino Braun, Thorben Stadler (71. Mahir Savranlioglu) – Marcos Alvarez, Marco Grüttner
SV Darmstadt 98:
Jan Zimmermann (C) – Andreas Gaebler, Cem Islamoglu, Christian Beisel, Michael Stegmayer – Danny Latza, Hanno Behrens – Benjamin Baier (71. Uwe Hesse), Elton da Costa (82.Sebastian Zielinsky), Preston Zimmerman – Kacper Tatara (85. Marcus Steegmann)
Tore: 0:1 Danny Latza (75.Minute), 1:1 Marco Grüttner (89.Minute)
Zuschauer: 3500
Schiedsrichter: Markus Wingenbach (Altendiez)
Karten: Patrick Auracher (Stuttgarter Kickers) – Andreas Gaebler (SV Darmstadt 98)
Szenen des Spiels:
18.Minute: Erste klare Torchance des Spiels: Nach einem Freistoß von der linken Seite kommt Kickers-Torjäger Marco Grüttner im Strafraum zum Kopfball, setzt ihn jedoch links am Darmstädter Tor vorbei
26.Minute: Thorben Stadler marschiert von rechts in den Strafraum der „Lilien“, lässt Michael Stegmayer aussteigen und zieht ab – ans rechte Außennetz
35.Minute: Super Aktion von Preston Zimmerman: Am Mittelkreis erkämpft er sich den Ball, geht nach vorne und schließt aus 20 Metern ab – Kickers-Keeper Günay Güvenc klärt gerade noch so zur Ecke
36.Minute: Nach einer Ecke der Darmstädter und anschließendem Ballverlust der „Lilien“ geht es ganz schnell – Tobias Rühle wird auf die Reise geschickt, sprintet über den halben Platz, wird aber kurz vor dem Schuss entscheidend von Michael Stegmayer behindert.
38.Minute: Stegmayer luchst Auracher den Ball am Stuttgarter-Strafraum ab und flankt in die Mitte – Zimmerman nimmt ihn direkt, aber Güvenc kann den nicht allzu platzierten Schuss festhalten
43.Minute: Freistoß Marcos Alvarez aus dem rechten Halbfeld, Julian Leist schraubt sich hoch, köpft aber links am „Lilien“-Tor vorbei
45.Minute: Elton da Costa zirkelt einen Freistoß gekonnt vor das Kickers-Tor, Beisel köpft perfekt getimt, aber Güvenc im Tor pariert klasse!
Halbzeit
48.Minute: Eine Flanke vom agilen Thorben Stadler wird zum gefährlichen Torschuss – Zimmermann mit den Fingerspitzen über die Latte
51.Minute. Mustergültiger Konter der „Lilien“: Torwart Zimmermann wirft lang auf Stegmayer, der geht die linke Außenbahn herunter und flankt ganz nach rechts auf Benjamin Baier. Die Nr.23 lässt noch einen Kickers-Verteidiger aussteigen, zieht den Ball dann aber gute zwei Meter über das Tor
53.Minute: Gefährliche Aktion der Kickers: Marcos Alvarez zieht aus guten 22 Metern einfach mal ab – Zimmermann hält ganz stark.
62.Minute: Kacper Tatara legt gut ab auf Elton da Costa, dem rutscht in zentraler Position aber der Ball über den Schlappen
75.Minute: Tor für den SV Darmstadt 98 (0:1)! Nach einer Ecke von Elton da Costa kommt Danny Latza im Strafraum an den Ball, dribbelt sich von links nach rechts vors Kickers-Tor und knallt den Ball unter die Latte.
84.Minute: Marcos Alvarez kommt im rechten Halbfeld an den Ball und knallt ihn 6 Meter über das Darmstädter Tor anstatt die freien Kollegen mit einzubeziehen
89.Minute: Tor für die Stuttgarter Kickers (1:1)! Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld kommt plötzlich Marco Grüttner im Strafraum der Darmstädter zentral zum Schuss und haut den Ball kompromisslos unter die Latte.
Analyse:
Im Vergleich zur 0:1 Heimniederlage gegen Rot-Weiß Erfurt änderte Darmstadts Trainer Jürgen Seeberger sein Team auf drei Positionen: Andreas Gaebler, Christian Beisel und Kacper Tatara ersetzten Marc Schnier, Benjamin Gorka und Marcus Steegmann. Auf Seiten der Gastgeber tauschte Interimscoach Guido Buchwald gleich vier Spieler aus: Während in Chemnitz (0:2) noch Markus Krauss, Fabio Leutenecker, Jerôme Gondorf und Pascal Schmidt aufliefen, setzte der Weltmeister von 1990 gegen die „Lilien“ auf Günay Güvenc, Tobias Rühle, Thorben Stadler und Marcos Alvarez.
In der Anfangsviertelstunde der Partie merkte man den Teams ihren Tabellenstand und die damit verbundene Unsicherheit mit jeder Aktion an: Beide zogen sich bei Ballbesitz des Gegners tief in die eigene Hälfte zurück, jegliches Risiko wurde gescheut. Die Hausherren hatten in diesen ersten Minuten mehr Ballbesitz und suchten den schnellen Tobias Rühle auf der rechten Außenbahn, doch die Pässe gerieten ein ums andere Mal zu lang. Eine bezeichnende Szene für ein Abstiegsduell par excellence ereignete sich in der 23.Spielminute: Benjamin Baier erobert sich den Ball auf der rechten Seite und spielt ihn in die Mitte, aber an Freund und Feind vorbei. Die Kickers versuchen direkt zu kontern, bleiben aber ebenfalls zu ungenau, sodass die Darmstädter Abwehr klären kann In der 26.Minute hatten die Kickers dann die erste richtig gefährliche Chance im Spiel, doch Stadler zielte ans Außennetz.
Nun besannen sich beide Mannschaften und gingen ein wenig höheres Risiko, doch die Chancen von Zimmerman (35., 38.) und Rühle (36.) entstanden mehr aus den Fehlern ihrer Gegenspieler denn aus guten Aktionen der eigenen Mannschaft. Dennoch, immerhin gab es nun Torraumszenen – und die nächsten wurden richtig gefährlich: Erst köpfte Julian Leist haarscharf am Darmstädter Tor vorbei, dann parierte Güvenc auf der anderen Seite einen Beisel-Kopfball großartig. Mit diesen Eindrücken ging es in die Halbzeit, in der beide Trainer ihren Teams offensichtlich Mut machten, trauten sich diese nun doch mehr zu. Die Qualität der Partie freilich, blieb auf unterem Niveau – Noch immer ließen haarsträubende Fehlpässe und ungenaue Spielzüge die 3500 Zuschauer aufstöhnen. Benjamin Baier hätte beispielsweise in der 51.Minute die Führung für Darmstadt erzielen können, verzog aber aus bester Position. Das Spiel ging in der Folge hin und her, doch sprang auf beiden Seiten in den meisten Fällen weiterhin nichts Zwingendes heraus. Man gewann den Eindruck, dass die Mannschaft, die das erste Tor erzielt, das Spiel gewinnt.
Demnach hätte Darmstadt die drei Punkte aus Stuttgart entführen müssen: Danny Latza erzielte in der 75.Minute das 1:0 – ausgerechnet Latza, der im letzten Auswärtsspiel in Karlsruhe ein Eigentor erzielte und sich auch sonst, gemessen an seinen Möglichkeiten, außer Form präsentiert. Anschließend zogen sich die „98er“ zurück und versuchten über Konter das 2:0 zu erzielen. Doch auch hier wurden alle Gelegenheiten leichtfertig vergeben, die Angriffe nicht zu Ende gespielt. Die Kickers rafften sich noch einmal auf und warfen alles nach vorne und tatsächlich, in der 89.Minute zeigte sich die Qualität von Torjäger Marco Grüttner, der den Ball unter die Latte knallte und somit doch noch den Punkt sicherte.
Schiedsrichter:
Bundesliga-Schiri Wingenbach hatte extrem viel zu tun, hatte einige knifflige Situationen zu lösen und lag dabei nicht immer richtig. In der 45.Minute pfiff er eine aussichtsreiche Vorteilssituation der Darmstädter zurück.
Spieler des Spiels:
Positiv herauszuheben sind allenfalls die jeweiligen Torschützen, Latza und Grüttner, ansonsten überboten sich die beiden Teams an Fehlern und Harmlosigkeit.
Stimmen zum Spiel:
Jürgen Seeberger (Trainer SV Darmstadt 98):
"Ich denke, es war ein Aufeinandertreffen auf Augenhöhe. Wir müssen dann eigentlich den Sieg mit nach Hause nehmen, deshalb fühlt sich dieses Unentschieden wie eine Niederlage an. Trotzdem bin ich mit dem Auftreten mit der Mannschaft zufrieden, besonders in der zweiten Halbzeit sind wir immer besser ins Spiel gekommen. Dann haben die Kickers leider den Lucky Punch gelandet."
Guido Buchwald (Trainer Stuttgarter Kickers):
"Wir sind eigentlich gut rein gekommen, wir wollten mit den Umstellungen besser nach vorne spielen, was uns aber nicht gut gelungen ist. Darmstadt hat kompakt gestanden, wir haben das Mittelfeld nicht gut überbrückt. In der 2.HZ hatten wir ab der 60.Minute bis zum Gegentor eine schlechte Phase, was eigentlich unverständlich ist. Beim Gegentor ist keiner draufgegangen, das darf nicht sein, dass einer so ungestört im Strafraum zum Schuss kommt. Gott sei Dank haben wir noch den Ausgleich geschafft und müssen damit jetzt zufrieden sein."
FOTO: o-m-d.org