Alles, was ihr zum 8. Spieltag wissen müsst
Das vergangene Wochenende war aufgrund von zwei Verlegungen ein wenig zerfleddert, nun steht wieder das volle Programm an: Zehn Partien, drei davon sind absolute Spitzenspiele, warten auf uns, dazu ein intensives Südwest-Derby und viele weitere Duelle mit ihrer ganz eigenen Geschichte. Das werden turbulente Tage!
Die Ausgangslage
Wir haben einen neuen Tabellenführer, und eine wirkliche Überraschung ist es nicht, dass sich der 1. FC Magdeburg diese Position geschnappt hat. Die Reifeprüfung folgt an diesem Samstag, dann nämlich gastiert der FCM bei einem der beiden Aufsteiger, die derzeit seine ärgsten Verfolger sind: Im Stadion Rote Erde bei Borussia Dortmund II steigt ein Gipfeltreffen, dem man nur mit Vorfreude begegnen kann. Damit aber nicht genug: Einmal die A2 gen Osten gefahren, begegnen sich Viktoria Berlin und der SV Wehen Wiesbaden – Platz 2 und Platz 4 der Tabelle. Und noch mehr Drittliga-Spitzenfußball gefällig? Bitteschön: Eintracht Braunschweig gegen den VfL Osnabrück ist nicht nur ein zünftiges Niedersachsenduell, sondern das Spiel des Fünften gegen den Siebten.
Garniert wird dieser spektakuläre Spieltag mit dem Südwestkracher zwischen Kaiserslautern und Mannheim, der FCK steht unter ordentlichem Zugzwang, endlich Ergebnisse einzufahren. Auch bei Türkgücü München ist nach zwei 0:3-Niederlagen vor dem Montagsspiel gegen zuletzt aufatmende Duisburger Druck auf dem Kessel. Und als wäre das nicht genug, so gibt es auch das absolute Kellerduell: Noch sieglose Würzburger empfangen gar noch punktlose Havelser am Samstag.
Vier Spiele im Fokus
Das Südwestderby: 1. FC Kaiserslautern gegen Waldhof Mannheim
Bis zu 20.000 Zuschauer dürfen auf dem Betzenberg dabei sein, wenn sich der FCK und der SVW zum fünften Mal in der 3. Liga begegnen. Vor der Pandemie wäre diese Anzahl an Karten im Nu vergriffen gewesen, 2019 kamen fast 37.000 Fans zum Derby ins Fritz-Walter-Stadion. Nun dauert es – nicht zuletzt aufgrund der andauernden Ergebniskrise im Lager der Gastgeber – doch länger mit dem Abverkauf. Nachdem Lautern zuletzt in Magdeburg "nur" mit 0:1 verlor, aber wenig anbot, was Mut machte, wächst die Sorge vor dem nächsten Jahr im Abstiegskampf, und auch für Trainer Marco Antwerpen steigt naturgemäß der Druck. Und jetzt auch noch Mannheim! Die haben drei der vergangenen vier Spiele gewonnen, darunter ein 5:0 über Meppen, ein 3:0 über Türkgücü. Da ist Euphorie beim Tabellensechsten. Was sich auch daran bemerkbar machte, dass die knapp tausend Gästekarten binnen Minuten verkauft waren.
Bewährungsprobe für den Spitzenreiter: Borussia Dortmund II gegen den 1. FC Magdeburg
Die BVB-Reserve gegen den 1. FC Magdeburg – gab es dieses Duell überhaupt schon einmal? In der 3. Liga jedenfalls noch nicht, wohl aber in den zwei Jahren unmittelbar vor der Gründung der neuen Spielklasse. 2008 verfehlten beide Teams die Qualifikation für die neugegründete gesamtdeutsche Staffel, der FCM aber gewann beide Vergleiche in der Roten Erde. Am Samstag muss er nach der schweren Knieverletzung von Außenstürmer Sirlord Conteh ein erstes Mal auf diesen verzichten, in Dortmund sind die Personalprobleme noch viel größer: Steffen Tigges, Tobias Raschl und nun auch der bislang so auffällige Flügelstürmer Marco Pasalic fallen aus, die Offensive ist folglich um ihre stärksten Waffen gebracht – suboptimale Voraussetzungen für einen Angriff auf den Ligaprimus.
Niedersachsenduell mit Würze: Eintracht Braunschweig gegen den VfL Osnabrück
Alle Profis aufzuzählen, die an diesem Spieltermin im Stadion an der Hamburger Straße ein Wiedersehen feiern, ist gar nicht so leicht. Schließlich bediente sich der BTSV im Sommer gleich viermal bei den Lila-Weißen, holte Maurice Multhaup und Bryan Henning, dazu die zuvor an den VfL ausgeliehenen Luc Ihorst (Bremen) und Sebastian Müller (Bielefeld). Nicht nur deshalb wurde Braunschweig im Vorfeld der Saison öfter als Kandidat für den direkten Wiederaufstieg genannt als Osnabrück – beide Klubs stiegen bekanntlich im Frühjahr aus der 2. Bundesliga ab. Bisher entwickeln sie sich tabellarisch ähnlich: die Eintracht als souveräner und mit Ausnahme des Berlin-Heimspiels defensiv souveräner Vertreter, der etliche Sturmausfälle kompensieren musste und muss, der VfL als mitreißende, vom Publikum getriebene Einheit mit ebenfalls stabiler Verteidigungslinie. Beide treffen dazu in starker Form aufeinander. Das könnte ein gutes Spiel werden!
Widerstand trotz Corona-Chaos: Hallescher FC gegen 1860 München
Obwohl nur eines von sieben Spielen verloren, ist 1860 München ein Stück entfernt von der Tabellenspitze. Das liegt an den bislang vier Unentschieden, von denen die meisten aber schon in Ordnung gingen – beim 1:1 daheim gegen Meppen war Sechzig sogar die schwächere Mannschaft. Vor dem Gastspiel in Halle – der HFC spielt Mittwoch die Nachholpartie in Zwickau, kam zuvor mit sieben Punkte aus einer starken Englischen Woche – treffen die Löwen noch ganz andere Sorgen: Zuletzt mussten inklusive des corona-positiven Kevin Goden fünf nicht-geimpfte Spieler und Trainer Michael Köllner in Quarantäne. Der dezimierte Restkader zitterte sich unter der Woche gegen Viertligist Burghausen zum Weiterkommen im Landespokal per Elfmeterschießen. Noch ist offen, ob aus dem Quintett jemand am Wochenende wieder zum Einsatz kommen kann.
Die mögliche Überraschung
Der TSV Havelse bei den Würzburger Kickers
Wohl dem Akteur, der vor diesem Spiel keine Anspannung verspürt: Zweitliga-Absteiger Würzburg, nach sieben sieglosen Spielen abgerutscht auf Platz 19, empfängt Aufsteiger und Schlusslicht Havelse. Der TSV hat sich just in die Rekordbücher gespielt, sieben Auftaktniederlagen gab es in bald 14 Jahren 3. Liga noch nie. Fairerweise sei gesagt, dass auch selten ein Verein versucht hat, mit derart geringen Mitteln in dieser Spielklasse zu bestehen – auch wenn sich nun früh herauskristallisiert, wie schwer das Unterfangen wirklich ist. Nun: Würzburg um Trainer Torsten Ziegner hat den größeren Druck. Nach etlichen in der Schlussphase verspielten Punkten muss jetzt ein Sieg her, sonst verbleibt der FWK noch längere Zeit tief im Keller. Die Chance für Havelse, einen "Größeren" zu ärgern. Aber sollte das erneut nicht gelingen, schwinden auch dort allmählich die sportlichen Argumente…