"Vorwürfe bestätigt": DFB sperrt Erdmann für acht Wochen

Das DFB-Sportgericht hat Dennis Erdmann vom 1. FC Saarbrücken nach den Rassismus-Vorwürfen mehrerer Magdeburger Spieler für acht Wochen gesperrt, wobei er zwei Spiele bereits abgesessen hat. Außerdem muss der 31-Jährige eine Geldstrafe in Höhe von 3.000 Euro zahlen. Der FCS hat allerdings umgehend Berufung eingelegt.

DFB stützt sich auf Zeugenaussagen

Knapp zwei Stunden lang tagte das DFB-Sportgericht am Montag, nachdem die erste Anhörung am 2. September ohne endgültige Entscheidung zu Ende gegangen und vertagt worden war. Dabei sah es das Gericht als erwiesen an, dass Erdmann während der Begegnung gegen den 1. FC Magdeburg am 25. August mehrere Gegenspieler mit rassistischen Äußerungen (u.a. "Deine Eltern sollen zurück nach Ghana paddeln") beleidigt hatte. Auch das N-Wort soll mindestens einmal gefallen sein. Der Saarbrücker selbst bestreitet dies erneut: "Es waren keine leichten anderthalb Wochen. Es fällt mir immer noch nicht leicht, abends ins Bett zu gehen", wird er in einer "dpa"-Meldung zitiert. "Sie haben gesehen, dass ich kein Typ bin, der zwischen Hautfarben unterscheidet."

Stephan Oberholz, der als stellvertretender Vorsitzender des DFB-Sportgerichts die Sitzung leitete und sich vor allem auf die Zeugenaussagen von Sirlord Conteh, Leon Bell Bell und Amara Condé vom 2. September stützt, sagte zur Begründung: "Für uns haben sich die Vorwürfe in der Beweisaufnahme bestätigt. Dass der Schiedsrichter oder andere Saarbrücker Spieler die Äußerungen von Spieler Erdmann nicht wahrgenommen haben, bedeutet nicht, dass diese nicht gefallen sind." Für bewusste Falschaussagen aller Magdeburger Zeugen und einen Komplott gegen Dennis Erdmann würden keine Anhaltspunkte vorliegen, so Oberholz weiter. "Der DFB duldet grundsätzlich keinerlei Form von Rassismus und Diskriminierung auf seinen Plätzen und zeigt hier klare Kante. Deshalb war eine empfindliche Strafe auszusprechen."

Was mit dem angesprochenen Komplott gemeint ist: Der saarländische Schiedsrichter Kai-Uwe Kinne will nach eigenen Angaben beim Abschlusstraining des FCM in Saarbrücken gehört haben, wie sich Baris Atik und Amara Condé darüber ausgetauscht haben sollen, Erdmann vorsätzlich verletzen zu wollen: "Sie hatten ziemlich Spaß, alberten herum. Da sagte Atik zu Condé: 'Heute Abend treten wir dem Erdmann die Bänder durch'", wird Kinne in der "Bild" zitiert. "Ich dachte mir bei der Aussage nichts, dachte, dass sich die Spieler untereinander kennen."

FCS geht in Berufung

Um den 31-Jährigen zu entlasten, hatte der FCS mit Adriano Grimaldi, Alexander Groiß und Luca Kerber drei Spieler zur Verhandlung nach Frankfurt berufen, zudem wurde Kapitän Manuel Zeitz telefonisch zugeschaltet. Sie alle erklärten, keine rassistischen Äußerungen vernommen zu haben, obwohl sie bei Standardsituationen in der Nähe zu Dennis Erdmann gestanden hatten. "Rassismus gilt bei uns als absolutes Tabuthema und wenn ich nur annähernd so etwas auf dem Platz gehört hätte, wäre ich selbst zu Dennis gegangen und ihn gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte", so Zeitz laut der "Bild".

Erdmann-Anwalt Horst Kletke ging "saarnews.com" zufolge vor allem auf die am 2. September getätigte Zeugenaussage von Baris Atik ein, die er als unglaubwürdig bezeichnete. So stellte er die Frage in den Raum, warum er sich beim Schiedsrichter nur über Beleidigungen wie “Hurensohn" beschwert habe, nicht aber über die rassistischen Äußerungen, die gefallen sein sollen. Ein Grund könnte sein, dass Atik beim Spiel gar nicht der Nähe des angefeindeten Magdeburgers Amara Condé stand, als die Worte gefallen waren – das soll Condé gegenüber Kletke bestätigt haben. Auch Oberholz zweifelte die Glaubwürdigkeit von Atik an: "Wir kommen zu dem Schluss, dass der Zeuge Atik nicht der Glaubwürdigste unter der Sonne ist. Das beurteilen wir an seinem Auftreten vor Gericht, TV-Bildern und den Aussagen des Zeugen Kinne."

Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht, der FCS hat umgehend Berufung eingelegt, sodass es in Kürze zu einer Verhandlung vor dem DFB-Bundesgericht kommen wird. Bleibt es bei der Sperre von acht Wochen, wird der 31-Jährige wohl erst Ende Oktober wieder am Spielbetrieb teilnehmen können. Die bereits ausgesprochene Vorsperre wird dabei angerechnet, wie der DFB mitteilte. Zur Erklärung: Im Rahmen der ersten Verhandlung war Erdmann aufgrund von "hinreichenden Verdachtsmomenten" per einstweiliger Verfügung vorläufig gesperrt worden und hatte dadurch die Partien gegen Wiesbaden und Köln verpasst.

Schwere Anschuldigungen

Was war passiert? Im Nachgang der Partie am 25. August, die Saarbrücken mit 2:1 gewann, hatten Magdeburgs Sirlord Conteh und Adrian Malachowski zu Protokoll gegeben, von Erdmann während des Spiels rassistisch beleidigt worden zu sein. "Erdmann hat zu mir gesagt, ich solle mit meinen Eltern zurück nach Ghana paddeln. Und hat mich als N… bezeichnet", berichtete Conteh bei der ersten Verhandlung Anfang September. Erdmann stritt die Vorwürfe ab: "Das ist unfassbar für mich. Ich habe niemals jemanden rassistisch beleidigt und würde das auch niemals tun." Schiedsrichter Robert Kampka gab an, die rassistischen Beleidigungen nicht mitbekommen zu haben.

Der FCS hatte die Anschuldigungen "entschieden" zurückgewiesen – vor allem deswegen, weil die Vorwürfe erst nach dem Spiel geäußert worden waren, "obwohl die Bedeutung der Tragweite dieser Thematik wohl allen bewusst gewesen sein müsste". Daher "entbehren die einseitig erhobenen und nicht belegten Vorwürfe Magdeburger Spieler jeder belastbaren Grundlage", betonte der FCS und bat die verantwortlichen Vereinsgremien des 1. FC Magdeburg, "entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, dass solche unbelegbaren Vorwürfe künftig nicht mehr stattfinden". Gleichzeitig hatten die Saarländer dem FCS ein "klärendes Gespräch" angeboten, um die im Raum stehenden Vorwürfe aus der Welt zu schaffen. Dazu ist es bislang noch nicht gekommen. Und auch sonst scheint das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.

Die Statements der Beteiligten im Video:

   

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