"In keiner Form bewiesen": Koschinat kritisiert Erdmann-Urteil
Weil er mehrere Magdeburger Spieler rassistisch beleidigt haben soll, ist Saarbrückens Dennis Erdmann vom DFB-Sportgericht für acht Wochen gesperrt worden. FCS-Trainer Uwe Koschinat kritisiert das Urteil scharf – und stärkt dem 31-Jährigen den Rücken.
Klare Worte
Eine "tiefergehende Neigung" im Hinblick auf Ausländerfeindlichkeit unterstellte DFB-Richter Stephan Oberholz dem Abwehrspieler des 1. FC Saarbrücken am Montag im Rahmen der Verhandlung zwar nicht, vielmehr seien die Äußerungen "wahrscheinlich in der Hitze des Gefechts gefallen", so Oberholz. Dennoch befand das Sportgericht den 31-Jährigen aufgrund der Aussagen der Magdeburger Spieler Amara Condé, Leon Bell Bell und Sirlord Conteh für schuldig. "Der DFB duldet grundsätzlich keinerlei Form von Rassismus und Diskriminierung auf seinen Plätzen und zeigt hier klare Kante. Deshalb war eine empfindliche Strafe auszusprechen", begründete Oberholz.
Für Koschinat gibt es dabei allerdings ein Problem, wie er in der "Bild" kritisiert: "Im Sinne des Rassismus hat Richter Oberholz kommentiert: Wir sorgen als DFB dafür, dass jegliche Form von Rassismus sanktioniert wird. Jetzt ist sie aber in keiner Form bewiesen, aber sie schenken denjenigen, die betroffen sind, mehr Glauben." Wenn es in den nächsten zehn Jahren wegen des Urteils von Oberholz gegen Erdmann keinen Rassismus mehr auf dem Fußballplatz geben sollte, "ist das super, weil das diese extrem abschreckende Wirkung hat", so der FCS-Coach. "Aber der Richter vergisst, dass das Leben eines möglicherweise Unschuldigen hin ist. Wenn er sich irgendwann bewirbt, und man googelt Erdmann, dann steht da: 'Verurteilt wegen Rassismus‘. Heißt: Unbewiesen schleppt er das den Rest seines Lebens mit sich herum." Entsprechend hat der FCS Berufung eingelegt und will vor dem DFB-Bundesgericht die Unschuld des 31-Jährige beweisen.
Erdmann wehrt sich
Dieser hatte am Montag bei der Urteilsverkündung immer den Kopf geschüttelt: "Das ist doch Wahnsinn", sagte er und betont gegenüber der "Bild" nun: "Ich muss und werde mich weiter gegen diese Anschuldigungen wehren. Für mich war es in den letzten Wochen nicht leicht, abends ins Bett zu gehen. Ich bin Familienvater, und mich belastet das sehr. Auch die vielen Hass-Nachrichten, die ich bekomme. Ich habe noch vier Geschwister, bin in einer multikulturellen Gegend aufgewachsen und wehre mich entschieden gegen Rassismus."
FCM-Trainer Christian Titz betonte am Dienstag derweil, auf die Aussagen seiner Spieler zu vertrauen. Zudem sprach er davon, dass Erdmann die Konsequenzen aus seinem Handeln tragen müsse. Das letzte Wort in dieser Angelegenheit scheint noch nicht gesprochen. Wann der Fall Erdmann vor dem DFB-Bundesgericht verhandelt wird, ist noch offen.