"Angst ist ein schlechter Berater": Dezimierter HFC will den Derbysieg
Der Krankenstand beim Halleschen FC erreichte unter der Woche mit zehn Spielern ein dramatisches Hoch. Doch sind die Saalestädter weit entfernt davon, für das Derby gegen Magdeburg (Freitag, 19 Uhr) die weiße Flagge zu hissen. Und so gab sich Trainer Florian Schnorrenberg vor dem Duell keinesfalls kleinlaut.
Verletzenmisere nimmt Schnorrenberg nicht den Mut
Hätten die Geschehnisse der letzten Tage nicht derartig dramatische Folgen, könnten sie wohl als schlechter Witz durchgehen: Mit Jan Löhmannsröben (Außenbandriss), Aaron Herzog (Kreuzbandriss) und Schlussmann Sven Müller (Sprunggelenksfraktur) stockten gleich drei Akteure die HFC-Verletztenliste auf. Insgesamt umfasst das Lazarett nun zehn Spieler, zudem ist der Einsatz von Niklas Landgraf (Adduktorenprobleme) noch fraglich. Eine Situation, die logischerweise nicht spurlos am Cheftrainer einer solch gebeutelten Profimannschaft vorbeigeht. Halles Übungsleiter Florian Schnorrenberg gab im Pressegespräch vor dem Derby gegen Magdeburg unumwunden zu, "dass wir im Trainerteam mal ein, zwei Tage gebraucht haben, um das auch zu verkraften. Weil das schon große Rückschläge waren".
Nach einer Zeit der Besinnung sei man beim HFC allerdings zügig zum Normalbetrieb zurückgekehrt. "Was man nicht gebrauchen kann, ist Mitleid – weil es jetzt so ist, wie es ist", wurde Schnorrenberg deutlich. Entsprechend wollen sich die Saalestädter auch ihre Vorfreude auf das Duell mit dem Nachbarn von der Elbe nicht nehmen lassen. Dazu gehöre selbstverständlich auch der Siegeswille: "Wir gehen in kein Spiel rein und sagen: 'Heute wollen wir mal knapp verlieren. Damit wären wir zufrieden.' Im Gegenteil: Wir wissen genau, was unseren Fans dieses Spiel bedeutet."
"Unser Zielspieler": Boyd kehrt zurück
Als Favorit gelten die Hallenser trotz der beiden Derbysiege in der vergangenen Saison freilich nicht, immerhin reist mit Magdeburg der Tabellenführer an. Dieser Umstand ist Schnorrenberg nicht entgangen. Dennoch ist sich der 44-Jährige sicher, dem Gegner wehtun zu können: "Sie spielen wirklich einen guten Ball. Das weiß aber auch jeder. Und trotzdem haben so Derbys immer wieder besondere Momente. Wir haben auch das Pokalfinale noch in Erinnerung, wo wir nach Rückstand nochmal zurückgekommen sind."
Ungeachtet aller Ergebnisse der Vergangenheit liegt indes auf der Hand, dass die angeschlagene HFC-Elf einen Sahnetag erwischen muss. Ebenso wenig verwundert es, dass der Trainer "tatsächlich noch gar nicht sagen kann", welches Personal am Freitagabend auf dem Platz stehen wird. Zehn verletzte Spieler verlangen allerdings nach Improvisationskunst. Eine gute Nachricht gibt es in personeller Hinsicht dann aber doch: Mit Top-Stürmer Terrence Boyd hat "unser Zielspieler" seine Rot-Sperre abgesessen. Auch in Sachen Selbstvertrauen und Präsenz wird Boyd der Mannschaft sicher helfen können. Überhaupt dürfte es nicht zuletzt darauf ankommen, dass der HFC aus der Not eine Tugend macht und positive Energie aus der Misere zieht. Denn auch Schnorrenberg weiß: "Angst ist im Leben immer ein ganz schlechter Berater. Auch für uns – und vor allem jetzt gerade."