Ziehl im Interview: "Klassenverbleib wird eine Herkules-Aufgabe"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Rüdiger Ziehl, Trainer des TSV Havelse, vor dem Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern über die ersten Siege in dieser Saison, sein Bundesliga-Debüt als aktiver Spieler mit dem FCK und die Gründe, warum Havelse die Klasse halten wird. 

"Hatte nie Zweifel"

liga3-online.de: Der Knoten beim TSV Havelse ist geplatzt. Seit drei Spielen sind Sie ungeschlagen, zuletzt gab es zwei Siege in Folge. Bei Viktoria Berlin hat Ihre Mannschaft trotz dreimaligen Rückstands dennoch gewonnen. Können Sie jetzt wieder besser schlafen, Herr Ziehl?

Rüdiger Ziehl: Die Ergebnisse aus den ersten Spielen haben mir keine schlaflosen Nächte bereitet. Unsere Leistungen waren immer in Ordnung, sodass ich nie Zweifel daran hatte, dass wir den Negativlauf auch beenden würden. Wir waren uns bewusst, dass wir uns steigern mussten. Das ist uns dann auch gelungen.

Wie sehr hat Sie die Art und Weise beeindruckt, wie Ihre Mannschaft gegen Viktoria Berlin immer wieder nach einem Rückschlag zurückgekommen ist?

Wir haben eine gute Moral bewiesen und uns in jeder Phase des Spiels gut präsentiert. Es war auf jeden Fall eine wilde Partie, in der auf beiden Seiten gut und gerne noch weitere Tore hätten fallen können. Für die Zuschauer war das Spiel sicherlich schön anzusehen.

Was machte Ihre Mannschaft zuletzt besser?

Wir haben eine gute Kompaktheit auf den Platz gebracht. In den vergangenen Spielen machen wir es dem Gegner deutlich schwerer, sich Chancen zu erarbeiten. Das sieht man auch daran, dass wir in Berlin zwei Gegentore nach Standards kassiert haben. Generell haben wir unsere Intensität im Spiel verbessert und sind noch stärker in den Zweikämpfen. Gegen Viktoria hat es dann ganz gut gepasst, dass wir unsere Chancen effektiv genutzt haben. Die Tore waren für den einen oder anderen Spieler sicherlich auch ein Brustlöser.

Sie haben den TSV direkt nach dem gelungenen Aufstieg aus der Regionalliga Nord übernommen. Das Ziel lautete von Beginn an Klassenerhalt. Hätten Sie aber damit gerechnet, dass es doch so schwierig in der 3. Liga werden würde?

Jedem in Havelse war vor der Saison bewusst, dass es eine Herkules-Aufgabe wird, den Klassenverbleib zu realisieren. Wenn man unseren Kader mit den übrigen Vereinen vergleicht, dann wird schnell deutlich, dass wir so gut wie kaum Drittliga-Erfahrung in den eigenen Reihen haben. Vielleicht kommen alle unsere Spieler zusammen auf 200 bis 250 Drittliga-Einsätze. Da gibt es in der 3. Liga einzelne Spieler, die bereits mehr Erfahrung gesammelt haben. Von daher war der Kampf gegen den Abstieg Beginn an vorprogrammiert.

 

Bundesliga-Debüt auf dem Betzenberg

Ausruhen kann sich der TSV aber nicht auf seine Lorbeeren. Am Samstag steht mit dem 1. FC Kaiserslautern bereits die nächste schwere Aufgabe auf dem Programm. Auch die Roten Teufel weisen mit zuletzt zwei Siegen und einem Unentschieden eine ähnlich gute Bilanz auf. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Der 1. FC Kaiserslautern ist für seine Verhältnisse schlecht in die Saison gestartet. Nach einer Systemumstellung hat die Mannschaft aber wieder in die Spur gefunden. Für mich zählte der FCK im Sommer zu den Aufstiegskandidaten. Von daher sehe ich ihn auch gegen uns in der Favoritenrolle. Die Voraussetzungen vor der Begegnung hätten kaum unterschiedlicher sein können. Aber auch wir gehen mit viel Selbstvertrauen in die Partie und wollen den Platz am Ende als Sieger verlassen. Damit das aber funktioniert, müssen wir über die volle Distanz 100 Prozent auffahren. Schon ein Prozent weniger wird nicht genügen.

Als Spieler waren Sie selbst für den FCK in der Bundesliga und für die zweite Mannschaft neun Jahre im Einsatz. Sicherlich kein Spiel wie jedes andere, oder?

Ich möchte die Zeit, die ich bei meinem Heimatverein verbracht habe, nicht missen. Auch wenn es sicherlich viel mehr Spiele bei der zweiten Mannschaft waren als in der Bundesliga, habe ich die Zeit dort sehr genossen. Von daher freue ich mich besonders auf die Begegnung. Außerdem hält es ein Großteil meiner Familie und meiner Bekannten mit dem FCK. Allein deswegen besteht schon eine gewisse Brisanz (lacht).

An welche Momente in Kaiserslautern denken Sie noch gerne zurück?

Die drei Spiele in der Bundesliga werde ich nicht mehr vergessen. Besonders an mein Bundesliga-Debüt auf dem Betzenberg gegen den TSV 1860 München erinnere ich mich gerne zurück. Als Spieler der zweiten Mannschaft wurde ich kurz vor Schluss eingewechselt. Ein besonderes Erlebnis.

Als Trainer war Ihre bislang einzige Station im Nachwuchsbereich des VfL Wolfsburg, zuerst als Assistent, dann als Cheftrainer. Wie sehr unterscheidet sich die Arbeit beim TSV von der Wolfsburger U23?

Im Bereich der Arbeitsbedingungen und der Infrastruktur hat die Nachwuchsabteilung des VfL Wolfsburg dem TSV Havelse sicherlich einiges voraus. Hier in Garbsen arbeiten die Leute aber mit Herzblut für den Verein und investieren viel. In der Arbeit mit der Mannschaft gibt es dagegen keine großen Unterschiede. Sicherlich hat es beim VfL bei dem einen oder andere Spieler eine Sonder-Ausbildung gegeben. Aber auch hier liegt der Fokus auf der Entwicklung der Spieler.

Zum Abschluss: Warum wird der TSV in dieser Saison den Klassenverbleib packen?

Weil wir genügend Qualität im Kader haben, die sich am Ende auch durchsetzen wird.

 

   

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