Kommentar: Kickers vor dem Neustart vom Neustart – mal wieder
Als "idealer Trainer für den Neustart der Kickers in der 3. Liga" wurde Torsten Ziegner Ende Mai von Sportvorstand Sebastian Schuppan vorgestellt. Eine Fehleinschätzung, die beiden Verantwortlichen am Montag den Job kostete. Nach elf Spieltagen stehen die Unterfranken nun vor dem Neustart vom Neustart – mal wieder. Ein Kommentar.
Attraktiv? Mitnichten
Eigentlich sollte bei den Kickers nach der desaströsen Zweitliga-Saison mit 21 Niederlagen in 34 Spielen alles besser werden. Entsprechend früh stellten die Unterfranken nach dem Abstieg die Weichen und präsentierten bereits Ende Mai mit Torsten Ziegner ihren neuen Trainer. Auf dem Papier passte der 43-Jährige zu den Kickers: Mit über 130 Spielen in der 3. Liga brachte der Inhaber der UEFA-Pro-Lizenz die nötige Erfahrung mit, auch von der auf Offensive getrimmten Spielphilosophie Ziegners erhofften sich die Verantwortlichen einiges – jedoch vergeblich.
Attraktiv waren die Auftritte der Kickers nicht, nur fünfmal landete der Ball im gegnerischen Tor. Selbst Schlusslicht Havelse traf häufiger (8) als der FWK, der in sieben Partien ohne Treffer blieb. Schönrederei betrieb Ziegner zwar nicht, doch wie auf das überraschende 2:1 bei Tabellenführer Magdeburg nur eine Woche später ein 0:4 gegen Wiesbaden samt desolater Vorstellung folgen konnte, dafür hatte er keine Erklärung. Und weil die Mannschaft im Spiel gegen Dortmund II eine Reaktion schuldig blieb, war die Trennung nach elf Spieltagen nur folgerichtig.
Kontinuität ist Fehlanzeige
Wie geht es nun weiter? Mal wieder stehen die Kickers vor einem Neustart – durch die Trennung von Schuppan fällt dieser sogar größer aus als zunächst gedacht. Der künftige Coach wird bereits der sechste (!) Übungsleiter seit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga im Juni 2020 sein. Nachdem Aufstiegstrainer Michael Schiele nach nur zwei Spieltagen gehen musste, konnten sich auch Marco Antwerpen (fünf Spiele), Bernhard Trares (18 Partien) und nun auch Torsten Ziegner lediglich für wenige Wochen auf dem Schleudersitz auf der Würzburger Trainerbank halten. Zwischendurch probierte sich auch NLZ-Leiter Ralf Santelli an der Mannschaft – ebenfalls ohne Erfolg. Von Kontinuität auf der wichtigsten Position innerhalb der Mannschaft sind die Kickers weit entfernt.
Und somit überraschte es nicht, dass auch Schuppan gehen muss. Glücklich wirkten viele seiner Handlungen seit Amtsantritt im vergangenen November nicht, allen voran die Entscheidung, Ziegner als Trainer zu verpflichten. Aber auch bei der Kaderplanung hat er Fehler gemacht. Als "absolut drittligatauglich", wie es Schuppan zuletzt formuliert hatte, stellte sich der Kader jedenfalls nicht heraus. Spätestens im Winter werden die Unterfranken nachjustieren müssen. Ob es dem Ziegner-Nachfolger bis dahin gelingt, die Mannschaft einigermaßen in die Spur zu bringen? Einfach wird die Aufgabe nicht, schon jetzt beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer fünf Zähler. Schaffen die Kickers nicht schnell die Wende, scheint der nächste Neustart nicht mehr weit entfernt.