Doppelte Überzahl: Türkgücü besiegt Wiesbaden in letzter Minute
Lange hielt der SV Wehen Wiesbaden trotz zweier roter Karten gegen Türkgücü München gut mit, unterlag aber in letzter Minute mit 0:1. Durch die Pleite rutschen die Hessen auf den 9. Platz, während die Münchner den zweiten Sieg im dritten Ligaspiel unter Neu-Coach Hyballa einfahren und auf den 10. Rang springen.
Doppelt Rot
Beide Teams gingen mit gemischten Gefühlen in die Länderspielpause. Während die Gäste aus Wiesbaden durch das 1:1 gegen Viktoria Köln verpassten, an die Tabellenspitze zu springen, folgte bei den Münchnern nach dem 2:1-Debütsieg von Hyballa ein ernüchterndes 0:4 gegen Magdeburg und das Aus im Landespokal. Entsprechend nahm der Türkgücü-Coach drei Änderungen vor und brachte Alexander Sorge, Eric Hottmann sowie Lukas Scepanik für Maximilian Römling, Petar Sliskovic und Kapitän Mergim Mavraj. Wiesbadens Rüdiger Rehm tauschte sogar gleich fünfmal: Anstelle von Gustaf Nilsson, Emanuel Taffertshofer, Maximilian Thiel, Stefan Stangl und Dominic Prokop begannen Dennis Kempe, Sebastian Mrowca, Kevin Lankford, John Iredale und Johannes Wurtz.
Die Mannschaften starteten verunsichert in die Begegnung am Sonntagnachmittag, in dem Tore Mangelware sein sollten – strittige Szenen aber keinesfalls. Erstmals auffällig wurden die Hausherren durch einen Schuss von Sararer aus zweiter Reihe, den Stritzel jedoch sicher parieren konnte (3.). Auf der Gegenseite versuchte es Goppel erstmals, dessen Versuch aber zur Ecke geklärt werden konnte (9.). Nachdem das Niveau weiter absank, folgte der erste folgenschwere Aufreger: Nach einem resoluten Einsteigen von Türkgücüs Kehl-Gomez verlor SVWW-Stürmer Wurtz die Fassung und ließ sich zu einem angedeuteten Kopfstoß hinreißen, der einen direkten Platzverweis zur Folge hatte, sodass die Hessen nun nur noch zu Zehnt agieren konnten (23.).
Bei zehn gegen elf sollte es allerdings auch nicht bleiben. Nach einer kurzen Unterbrechung, da Sorge und Gürleyen mit den Köpfen aneinanderstießen und behandelt werden mussten (27.), folgte der zweite Aufreger: Infolge einer Ablage von Hottmann auf Tosun wurde der Münchner per Grätsche von Goppel gestört und kam zu Fall, ein Pfiff blieb allerdings aus – zum Unmut der Gastgeber (31.). Auch kurz darauf stand Schiedsrichter Burda im Fokus. Nachdem Stritzel nach einem missglückten Rückpass weit aus seinem Kasten gelaufen wurde, legte sich Vrenezi die Kugel am Keeper vorbei, weswegen dieser die Hand zur Hilfe nahm und den Unparteiischen zu einer zweiten Roten Karte gegen die Wiesbadener zwang (35.). Den fälligen Freistoß setzte Ex-Wehen-Außenbahnspieler Kuhn in die Mauer (40.). Türkgücü lief mit zwei Mann mehr nochmals an, wurde aber kaum gefährlich. Am nächsten dran kam noch Vrenezi mit einem Schuss aus der Distanz, welcher hingegen einige Meter über den Kasten, den fortan der 21-jährige Ersatzkeeper Lyska hütete, flog (44.). Somit ging es torlos in die Kabinen.
Türpitz mit der Erlösung
Auch der zweite Durchgang führte dieses Bild erstmal fort. Türkgücü hatte aufgrund der doppelten Überzahl naturgemäß mehr vom Spiel, wurde aber nur bedingt gefährlich. Entsprechend reagierte Hyballa und brachte mit Knöll für Hottmann einen anderen Stürmertypen (55.). Dies zeigte direkt Wirkung. Sorge nutzte eine Lücke der SVWW-Hintermannschaft zu einem Abschluss, der erst in letzter Sekunde geblockt werden konnte (57.). Noch gefährlicher wurde es kurz darauf, als Sararer sich elf Meter vor dem Kasten freispielen konnte, die Kugel aber knapp am Winkel vorbeischlenzte (60.). Ähnlich das Bild bei einem Schuss von Türpitz, der aus nahezu derselben Position mit einem Flachschuss einen Meter am rechten Pfosten vorbeischoss (62.). Die Einschläge kamen nun immer näher, aber blieben weiter unbelohnt. Wieder war es Türpitz, dem das Leder nach einer Flanke 15 Meter vor dem Tor vor die Füße fiel, sodass es der Münchner per Volley probierte, die Kugel aber leicht abgefälscht erneut knapp den Wiesbadener Kasten setzte (65.). Eine Ecke in der Folge landete bei Kusic, der seinen Kopfball jedoch zu hoch ansetzte (66.).
Türkgücü blieb auch weiter dran, doch die Zeit wurde nun knapper und knapper. So versuchte es auch Kuhn noch ein weiteres Mal aus der zweiten Reihe, jagte das Spielgerät aber klar am Wehen-Tor vorbei (69.). Ein Schuss aufs Tor war den Hessen weiterhin nicht vergönnt. Nennenswert lediglich ein zweiter Ball nach einer Ecke, den Taffertshofer allerdings in das Gemenge vor dem Münchner Kasten drosch (75.). Sowohl Hyballa als auch Wiesbadens Coach Rehm brachten nochmal neue Kräfte für die Schlussphase (79.). Dies nutze den Münchnern dann doch noch. Als alles nach einer Punkteteilung aussah, fand Sararer mit einem starken Steckpass den durchgestarteten Knöll, der vor dem Tor querlegte und Türpitz sah, der nun lediglich einzuschieben brauchte (88.). Ein absolutes Last-Minute-Tor, das auch den Endstand darstellen sollte. So verhinderte Lyska mit dem Schlusspfiff gar noch das 0:2 aus Wehen-Sicht (90+2.). Durch den zweiten Sieg in der Liga im dritten Spiel unter Hyballa springen die Münchner auf den 10. Platz, während der SVWW trotz großem Kampf ohne Ertrag dasteht und auf den neunten Rang fällt.