Enochs im Interview: "Dürfen gegen Havelse nicht stolpern"
Im Interview mit liga3-online.de spricht FSV-Trainer Joe Enochs über die Gründe für den Aufwärtstrend der Zwickauer, die Stolpergefahr im Nachholspiel gegen Schlusslicht TSV Havelse und eine spezielle Eigenart der Deutschen, die er nicht verstehen kann.
"Müssen nachlegen"
liga3-online.de: Drei Siege, vier Unentschieden: Die Bilanz aus den letzten sieben Spielen lässt sich sehen. Sind Sie zufrieden, Herr Enochs?
Joe Enochs: Mit dieser Punkteausbeute können wir sehr gut leben. Es ist schön zu sehen, dass wir uns in den Ergebnissen stabilisiert haben. Dennoch sind wir noch immer in einer gefährlichen Lage. Wir müssen jetzt nachlegen und den nächsten Schritt machen, um uns aus der unteren Tabellenregion zu befreien und den Abstand zu den Abstiegsplätzen zu vergrößern.
Auffällig ist in den vergangenen Wochen, wie gut die Mannschaft mit Rückständen umgeht. Obwohl Ihre Mannschaft in den letzten drei Spielen gleich fünfmal zurücklag, gab es am Ende fünf Punkte. Woran liegt das?
Wir haben das große Glück, dass die Mentalität innerhalb der Mannschaft vollkommen intakt ist. Wie die Spieler trainieren und bei jeder Einheit Vollgas geben, beeindruckt mich immer wieder. Besonders die älteren Spieler, die bereits vor mir hier gewesen sind, haben Mentalität im Blut und übertragen die immer wieder auf die jungen Akteure.
Trotzdem gab es für Ihre Mannschaft bereits acht Unentschieden. Nerven die vielen Punkteteilung ab und zu?
Es ist schade, dass es doch so viele Unentschieden geworden sind. Mit den letzten beiden Remis bei Spitzenmannschaften wie Waldhof Mannheim und Wehen Wiesbaden kann ich aber absolut leben. Mich ärgern vielmehr die Spiele, die wir zu Hause nicht gewinnen konnten. Da fallen mit auf Anhieb die Partie gegen Viktoria Berlin, wo wir kurz vor Schluss das Gegentor bekommen haben, oder das Spiel gegen den Halleschen FC ein. Wir befinden uns aber auf einem guten Weg. Die Mannschaft hat gemerkt, dass Sie in der Lage ist, auch gegen Top-Klubs zu bestehen. Das gibt uns Selbstvertrauen.
Während die 3. Liga wegen der Länderspiele pausiert, muss der FSV im Nachholspiel gegen den TSV Havelse ran. Kommt es Ihnen gelegen, dass Sie im Rhythmus bleiben?
Absolut. Uns ist es wichtiger, dass wir im Spielrhythmus bleiben, als dass wir eine zusätzliche Woche zur Vorbereitung haben. Genau aus diesem Grund hatten wir noch vor der Ansetzung des Nachholspiels gegen Havelse an diesem Wochenende bereits das Pokalspiel beim SV Einheit Kamenz terminiert, dass wir nun aber unter der Woche absolvieren.
Havelse hat zuletzt seine Niederlagen-Serie beendet. Was für einen Gegner erwartet Sie nun?
Wir treffen auf eine gut organisierte Mannschaft. Nicht erst beim 2:1-Sieg gegen Halle hat der TSV gezeigt, dass er in der 3. Liga angekommen ist. Auch in der Partie gegen Braunschweig hat Havelse über weite Strecken sehr ordentlich gespielt. Wenn wir unsere Ziele aber erreichen wollen, dann sollten wir die drei Punkte einfahren und dürfen gegen den TSV nicht stolpern.
"Bin nicht der Typ, der dem schnellen Geld nachjagt"
Nach fast 20 Jahren beim VfL Osnabrück befinden Sie sich nun bereits in Ihrer vierten Spielzeit in Zwickau. Kann man mit einem ähnlich langen Engagement rechnen?
Die Zeit in Osnabrück war sehr außergewöhnlich. Prinzipiell bin ich aber ein Mensch, der gerne eine langfristige Routine hat. Ich bin nicht der Typ, der dem schnellen Geld nachjagt. Außerdem fühle ich mich sehr wohl in Zwickau. Wie lange ich tatsächlich beim FSV an der Seitenlinie stehen werde, wird sich dann noch zeigen.
Seit mittlerweile fast 30 Jahren leben Sie in Deutschland, hatten in Ihrer Zeit in Osnabrück eine US-typische Sportsbar eröffnet. War es damals so geplant, dass Sie hier Wurzeln schlagen?
Nein (lacht). Mein Traum war es schon als kleines Kind, professionell Fußball zu spielen. Noch bevor ich es in der US-Amerikanischen MLS versuchen durfte, habe ich mein Glück in Deutschland versucht. Damals habe ich zu meiner Mutter gesagt, dass nach einem oder vielleicht zwei Jahren zurückkehren würde. Nun sind es fast 30 geworden.
Gibt es nach so einer langen Zeit etwas in Deutschland, an dass Sie sich noch immer nicht gewöhnen konnten?
Eher im Gegenteil: Ich habe mir die Eigenschaft angeeignet, schnell genervt zu sein, wenn sich jemand verspätet (lacht). Das Einzige, was ich bis heute allerdings in Deutschland nicht verstehen kann, sind die Rennen im Supermarkt, wenn eine neue Kasse öffnet. Hier stürzen alle Leute direkt auf das neue Band, egal wer vorher an der Reihe war. Das ist in der USA kaum vorstellbar.