Fünf Gründe für die Trendwende beim 1. FC Kaiserslautern
32 Punkte, Platz 6 und nur zwei Zähler hinter dem Relegationsplatz: Der 1. FC Kaiserslautern hat die beste Hinrunde seiner Drittliga-Geschichte gespielt. Anfangs sah es nicht danach aus, doch seit dem Derby gegen Mannheim läuft, sodass die Rückkehr in die 2. Bundesliga in dieser Saison möglich erscheint. liga3-online.de nennt fünf Gründe für die Trendwende beim FCK.
Grund 1: Abwehr-Bollwerk
Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften – das ist eine dieser Fußball-Phrasen, für die ein gewisser Betrag fällig wird, sobald sie ausgesprochen werden. Am Betzenberg zahlt man zurzeit jedoch sehr gerne ins passende Phrasen-Tierchen. Auf dem FCK-Konto sind nämlich gerade einmal zwölf Gegentore zu finden, sodass der Ausdruck eines echten "Abwehr-Bollwerks" kaum gerechtfertigter sein dürfte. Zumal ausgerechnet Aufsteiger Viktoria Berlin gleich vier Buden in einem Spiel erzielte – im Umkehrschluss bedeutet das nämlich nur acht Gegentreffer in 18 Partien, ja sogar nur vier Tore aus den letzten zwölf Spielen!
Am Ende des 19. Spieltages konnten in der Geschichte der 3. Liga lediglich vier Teams noch weniger Gegentore aufweisen – sie alle stiegen am Saisonende auf, wie die "Kicker" zuletzt berichtete. Aber kurz zum direkten Vergleich: Vor zwei Jahren sammelte Lautern nur vier Punkte weniger, musste dafür aber auch schon 35 Gegentreffer schlucken. Vor allem Boris Tomiak hat sich als Königstransfer für die Dreierkette erwiesen, die sich am Betzenberg etabliert hat. Der 23-Jährige spielt zumeist auf den rechten Seite neben den erfahrenen Kevin Kraus und Alexander Winkler. Dass dabei insgesamt elf Spiele zu Null heraussprangen, ist natürlich Liga-Spitze.
Grund 2: Starker Rückhalt im Tor
Viele Fans erinnern sich gerne an die Gerry-Ehrmann-Torwartschule am Betzenberg. Bald ist es möglicherweise die Schmiede von Torwarttrainer Andreas Clauß. Mit neun Weißen Westen steht nämlich FCK-Torhüter Matheo Raab gemeinsam mit BTSV-Keeper Jasmin Fejzic in der Statistik der Saubermänner ganz oben. 27 Mal hütete der 22-Jährige das Tor in der Oberliga für die Zweitvertretung, ehe er nach dem Millionen-Abgang von Lennart Grill zu den Profis aufstieg – und das Duell mit Avdo Spahic zunächst verlor. Zur neuen Saison kam dann die Wende für Raab, der zwischenzeitlich einen Vereinsrekord mit 533 Spielminuten in Folge ohne Gegentreffer aufstellte.
Es war im Nachhinein die richtige Entscheidung vom Trainerteam, Raab nach einem Jahr als Spahics Ersatzmann zur Nummer 1 zu machen. Doch das macht wiederum Spahic nicht zum schlechteren Torhüter. Der ehemalige Cottbuser ist zur Stelle, wenn er gebraucht wird – und hielt seinen Kasten bei zwei Einsätzen, die er während einer Erkrankung von Raab erhielt, komplett sauber. Das Nachsehen hat der 24-Jährige wohl nur, weil sich Raab keine Fehler erlaubt.
Grund 3: Auch der zweite Anzug sitzt
Das Lob für Avdo Spahic darf wahrlich nicht zu gering ausfallen, denn gleichzeitig ist der Torhüter ein Sinnbild für die allgemeine Kader-Entwicklung in Kaiserslautern. Der zweite Anzug der Roten Teufel sitzt praktisch maßgeschneidert. Deutlich wurde das vor allem im November, als gleich fünf Stammkräfte für die Partie gegen Wehen Wiesbaden ausfielen – aufgrund des Infektionsgeschehens am Betzenberg. Unbeeindruckt fuhr der FCK einen 1:0-Erfolg ein, der im Nachgang wohl als "dreckiger Sieg" eingestuft werden wird.
Verlassen kann sich der FCK auf seine zweite Reihe, soviel steht fest. Das aktuellste Beispiel ist Maximilian Hippe, der in Saarbrücken (2:0) sein Profi-Debüt bei einem Kurzeinsatz gab. Anschließend stand der Innenverteidiger viermal in Folge in der Startelf – Lautern fing sich nur einen einzigen Gegentreffer. Auch wiederholte Ausfälle von Leistungsträgern, wie beispielsweise René Klingenburg oder Jean Zimmer, werden über das Team kompensiert. Und gerade Klingenburg ist da selbst nochmal bezeichnend, schließlich spielt der 27-Jährige auf der Achse von Mittelstürmer bis Sechser alles, was von ihm verlangt wird.
Grund 4: Starke Mentalität
Klingenburg ist vielleicht das Paradebeispiel für die neue Mentalität im FCK-Kader. Abzusehen war das nach einem ruckeligen Saisonstart nicht, erfüllte sich aber spätestens nach dem denkwürdigen 0:0-Remis im Derby mit Waldhof Mannheim. Zuletzt sagte beispielsweise Marlon Ritter stellvertretend: "Solange wir elf Mann auf den Platz bekommen, glauben wir an uns." Mehr als nur eine Phrase, wenn man bedenkt, dass in besagtem Derby gleich zwei Lautrer vorzeitig vom Platz geschickt wurden – in der ersten Halbzeit. Aber Lautern schien ausgerechnet in diesem Augenblick den Drittliga-Kampf endgültig anzunehmen. Es habe sprichwörtlich "Klick" gemacht, so die Mannschaft.
"Da ging die Reise los und jetzt fährt der Zug", sagte Co-Trainer Frank Döpper entsprechend nach dem 2:1-Sieg gegen Türkgücü zuletzt, der die beste Drittliga-Hinrunde der FCK-Geschichte vergoldete. Beim FCK geht es nicht mehr um die Namen, die auf dem Rasen stehen, sondern um Einsatzwille und Leidenschaft. Mit diesem neuen Verständnis kann dann auch ein kleiner Rückschlag, wie er zwischendurch gegen Würzburg (0:2) passierte, die Roten Teufel nicht umwerfen.
Grund 5: Ruhe im Verein
Doch woher kommt dieses ungeahnte Selbstbewusstsein wirklich? Klar, das hängt natürlich mit den guten Ergebnissen zusammen. Durch die wenigen Rückschläge werden derzeit die Erwartungen erfüllt und Unruhe vermieden. Doch selbst in der wackeligen Saisonphase zu Beginn ließ sich der FCK schon nicht mehr verunsichern. Nach dem 8. Spieltag stand Lautern nur einen Punkt vor der Gefahrenzone, eine weitere Spielzeit im Abstiegskampf drohte. Doch gerade die Leistung gegen Mannheim überzeugte dermaßen, dass die Verantwortlichen auch an Marco Antwerpen festhielten – viele erwarteten eigentlich schon vorher die wiederholte Kurzschlussreaktion, die in Lautern ehrlicherweise wohl niemanden mehr schockiert hätte.
Von der kräftezehrenden Insolvenz, den ewigen Machtkämpfen und den regelmäßigen Rücktritten im Hintergrund ist derzeit am Betzenberg nichts zu spüren. Auch, weil der FCK nur noch wenig nach außen dringen lässt. Die Roten Teufel haben sich dank Antwerpen als das angenommen, was sie sind – ein Drittligist. Das muss aber keinesfalls über die Ambitionen hinwegtäuschen, die trotzdem in Kaiserslautern bestehen. Antwerpen hat bewiesen, dass er den FCK anpacken kann, wie es sein muss. Nun könnte durchaus der nächste Entwicklungsschritt folgen. Denn knüpft der FCK in der Rückrunde an die Leistungen der letzten Wochen an, spricht einiges dafür, dass es im kommenden Sommer zurück in die 2. Liga geht.