Österreicher Andreas Heraf neuer Trainer bei Türkgücü München
Das Rätsel um den Nachfolger von Peter Hyballa bei Türkgücü München ist gelüftet: Ab sofort sitzt der Österreicher Andreas Heraf auf der Bank – das gab der Klub am Montag bekannt, nachdem die Vertragsunterschrift bereits vor Weihnachten erfolgt war. Neuer Co-Trainer ist Goran Djuricin.
Mehrere Stationen in Österreich
"Ich freue mich, mit Andi Heraf unseren neuen Cheftrainer vorzustellen. Er wird (…) hoffentlich neue Impulse zum Trainingsstart mit dem Trainingslager am 2. Januar mit in die Mannschaft bringen, damit wir uns aus unserer aktuellen Lage befreien und Ergebnisse erzielen können", sagt Geschäftsführer Max Kothny über den 54-jährigen Österreicher, der in Deutschland noch ein unbeschriebenes Blatt ist: Bis auf einen Co-Trainer-Posten beim 1. FC Saarbrücken, wo seine Karriere an der Seitenlinie zwischen 2001 und 2002 begonnen hatte, war Heraf nahezu ausschließlich in seinem Heimatland tätig. Zuletzt stand der gebürtige Wiener zwischen März und November 2021 beim österreichischen Erstligisten SV Ried an der Linie und führte den Klub in der vergangenen Saison nach nur einer Niederlage aus zehn Spielen zum Klassenerhalt. In der laufenden Serie ging es bis auf Platz vier hinauf, ehe sich die Wege aufgrund unterschiedlicher sportlicher Auffassungen trennten.
Erfahrungen als Coach sammelte er zuvor auch bei den Zweitligisten Floridsdorfer AC und Austria Lustenau. Außerdem fungierte er zwischen 2017 und 2018 als Technischer Direktor der neuseeländischen Nationalmannschaft. Von 2008 bis 2017 war Heraf beim Österreichischen Fußball-Verband (ÖFB) für die Nachwuchsabteilung verantwortlich und stand in dieser Zeit bei nahetz allen U-Nationalteams an der Seitenlinie. Die U19 führte er 2014 ins Halbfinale der Europameisterschaft, mit der U17 erreichte er zwei Jahre später das EM-Viertelfinale. Außerdem coachte er 2011 und 2015 die U20 zur Weltmeisterschaft. Als aktiver Spieler gehörte Heraf zum Nationalkader bei der WM 1998, zudem spielte er für den SK Rapid Wien, Austria Salzburg und Hannover 96. "Ich freue mich natürlich hier zu sein. Es ist eine große Ehre und ich bin stolz, dass ich bei Türkgücü München arbeiten darf", so Heraf, der vorerst bis zum Saisonende unterschrieb.
Als Co-Trainer bringt er Goran Djuricin mit, der unter ihm bereits beim ÖFB als Assistent aktiv war. Zuletzt trainierte der 47-jährige Österreicher die Grasshoppers Zürich (Februar bis Mai 2020), davor Blau-Weiß Linz sowie Rapid Wien, mit denen er in seiner ersten Saison das Pokal-Finale und im Jahr darauf das Pokal-Halbfinale erreichte. Zudem qualifizierte er sich mit den Rapidlern für die Gruppenphase der Europa League. Warum die Entscheidung auf Heraf und Djuricin gefallen ist, erklärt Kothny so: "Am Ende war das Entscheidende die Erfahrung mit einer Situation, in der wir sind. Beide Trainer konnten ähnliche Situationen in ihrer Karriere bereits mit Bravour meistern."
Frist überschritten: Strafe droht
Bei den ambitionierten Münchnern folgt Heraf auf Peter Hyballa, ist bereits der dritte Trainer in dieser Saison und der fünfte seit dem Aufstieg in die 3. Liga vor eineinhalb Jahren – Interimstrainer nicht mitgezählt. Sein Debüt feiert der 54-Jährige am 15. Januar beim Spiel gegen den Halleschen FC, bei dem mit André Meyer ebenfalls ein neuer Trainer auf der Bank sitzen wird. Zuletzt hatte Co-Trainer Alper Kayabunar die Mannschaft betreut, blieb in vier Spielen aber sieglos (drei Punkte).
Eigentlich hätte Türkgücü den Nachfolger des am 23. November entlassenen Hyballa gemäß den DFB-Statuten spätestens am 11. Dezember präsentieren müssen, ließ die Frist von 15 Werktagen jedoch verstreichen. "Ich möchte dem Klub und der Liga nicht schaden, indem wir in vier Wochen den nächsten Trainer verpflichten müssen", hatte Kothny gesagt und davon gesprochen, keinen "Hampelmann" holen zu wollen. Weil die Frist allerdings um mindestens acht Werktage überschritten wurde, droht nun eine Strafe: Von einer Verwarnung, über eine Geldstrafe bis zu 250.000 Euro, eine Platzsperre hinzu einem Punktabzug ist alles möglich. Es wird aber wohl auf eine Geldstrafe hinauslaufen – genau wie es 2009 beim FC Bayern München II der Fall war. 7.500 Euro wurden damals fällig, weil Mehmet Scholl als Coach des Drittliga-Teams keine Trainerlizenz hatte.
Der Auftrag an den neuen Trainer ist derweil klar: er soll Türkgücü zum Klassenerhalt führen, wie Kothny angekündigt hatte. Zurückhaltende Töne angesichts der großen Ziele, die der Klub verfolgt. Doch mit nur 21 Punkten nach 20 Spielen und zuletzt acht Partien ohne Sieg belegen die Münchner lediglich den 16. Tabellenplatz und laufen ihren Ambitionen damit deutlich hinterher. Ob es unter Heraf künftig bergauf geht?