"Die Jungs nicht vernichten": Schmidt will MSV-Fans versöhnen
Gelingt dem MSV Duisburg nach einer weiteren Horror-Halbserie wenigstens der versöhnliche Jahresabschluss? Diese Frage muss die Mannschaft von Cheftrainer Hagen Schmidt im letzten Heimspiel des Jahres gegen den VfL Osnabrück (Sonntag, 14 Uhr) beantworten. Der Übungsleiter hofft auf die Unterstützung der Fans, denn der Weg aus der Krise kann nur gemeinsam gelingen.
"Frage ist, wem das nützt"
Als Spieler war Hagen Schmidt für den FC Sachsen Leipzig aktiv, der in seiner Vereinsgeschichte zwei DDR-Meistertitel sammelte. "Wir sind mit Bier beschüttet worden und nicht immer freundlich empfangen worden", erinnert sich der 51-Jährige an die Zeit zurück, als es bei den Leipzigern nicht gut lief. Vergleichbar mit der heutigen Situation des MSV Duisburg, wofür Schmidt zum Teil Verständnis zeigte: "Es ist in Traditionsvereinen so, dass die Fans den Verein lieben und alles dafür geben. Das erwarten sie auch von den Spielern."
Aus dem Frust heraus werden viele Fans sagen, dass die Mannschaft diesen Faktor noch schuldig ist. Trotzdem baute Schmidt vor dem letzten Heimspiel im Duisburger Wohnzimmer auf die Unterstützung der Fans. "Eigentlich nehme ich die Stimmung wenig wahr, außer im Spiel", erklärte der 51-Jährige, worauf sein Fokus lag. Die Unzufriedenheit zeigte sich während der letzten Partie in höhnischen Fan-Gesängen und den Forderungen nach personellen Konsequenzen. "Unter dem Strich ist die Frage, wenn ich das im Spiel mache, wem das nützt", reagierte Schmidt ruhig – und selbstkritisch: "Insgesamt ist das eine normale Reaktion gewesen, weil es von der Leistung nicht so war, wie wir uns das vorgestellt haben."
"Situation nur im Verbund lösen"
Am Sonntag bietet sich gegen VfL Osnabrück die letzte Chance im Kalenderjahr, um es besser zu machen. Danach werden die Spieler in die Feiertage geschickt, ehe am 2. Januar die Winter-Vorbereitung aufgenommen wird. "Ich denke, dass wir gut beraten sind, wenn wir uns nicht treiben lassen", erklärte Schmidt, dass er für sich und seine Mannschaft keine Punktziele für die Rückrunde vorgibt. Klar ist aber auch, dass in den vergangenen Jahren die 45-Punkte-Marke für den Klassenerhalt mitentscheidend war. Bis dahin ist es für die Duisburg noch ein weiter Weg (28 Zähler) – besonders dann, wenn der MSV seine individuellen Fehler nicht abstellen kann. "Wenn wir alles abrufen, dann denke ich, dass wir aus den Regionen unten herauskommen", so Schmidt.
Dazu müssen die Zebras in erster Linie ihre Defensive in den Griff bekommen. Wie der Übungsleiter die individuellen Fehler abstellen will? "Indem man die Jungs nicht vernichtet, sondern weiter aktiv ist und an den Sachen arbeitet", antwortete Schmidt. Die Zweifel bleiben, ob es sich bei den Zebras um Qualitäts- oder Mentalitätsprobleme handeln. Dafür stellte der Cheftrainer klar, dass der MSV nur gemeinsam aus der Krise herauskommen kann: "Nur im Verbund mit den Fans, der Mannschaft und dem ganzen Umfeld können wir die schwierige Situation lösen. Wenn wir uns gegeneinander aufwiegeln, dann wird es für alle umso schwieriger." Ein gutes Ergebnis gegen Osnabrück wäre der erste Schritt, denn nach wie vor stecken die Zebras in der Bringschuld fest – und werden unabhängig vom Ergebnis wie im Vorjahr unter dem Strich überwintern. Immerhin: Die Bilanz spricht klar für den MSV, der wieder auf Moritz Stoppelkamp und Marvin Ajani setzen kann: Von 27 Spielen gegen Osnabrück konnte Duisburg 17 für sich entschieden. Die letzte Niederlage vor heimischer Kulisse gab es im Oktober 1985.