SV Meppen weiter auf Höhenflug: "Fühlt sich wie ein Märchen an"
Der SV Meppen und seine Fans können sich in der Winterpause an ihrer ganz eigenen Weihnachtsgeschichte erfreuen. Ein halbes Jahr nach dem Fast-Abstieg gehen die Emsländer nach ihrem erneut furiosen 4:1-Erfolg gegen den Halleschen FC mindestens als Vierter ins neue Jahr.
"Schwimmen auf einer Welle"
Die überraschende Verwandlung ist der Mannschaft von Trainer Rico Schmitt sogar selbst immer weniger geheuer. "Es ist unfassbar, und ich weiß gar nicht, was gerade passiert. Es fühlt sich an wie ein Märchen", schwärmte Torschütze Rene Guder nach dem zweithöchsten Saisonerfolg im "MagentaSport"-Interview: "Wir schwimmen gerade auf einer Welle." Das klingt nach sage und schreibe sieben Siegen in den vergangenen acht Begegnungen beinahe schon untertrieben. Der Spaß von Schmitts Team am Erfolg lässt sich aber auch noch an einer weiteren Zahl ablesen: Mit elf Siegen holten die Norddeutschen im bisherigen Saisonverlauf die zweitmeisten Erfolge hinter Wintermeister 1. FC Magdeburg.
Aus Schmitts Sicht spiegelt diese Bilanz Charakter und Spielweise seiner Mannschaft gleichermaßen wider: "Alle sind gierig, Erfolg zu haben. Man kann sicher sagen, dass wir nicht für Unentschieden strukturiert sind", sagte der Coach und schlug den Bogen zu den Reaktionen seiner Spieler auf die 0:5-Pleiten bei den Aufstiegsrivalen Waldhof Mannheim und Eintracht Braunschweig: "Entweder kriegen wir fünf Dinger – zweimal fünf Dinger – oder wir sind auch gut genug dabei, um Spiele zu gewinnen."
Offenbar auch aufgrund einer imponierenden Mentalität. "Wir haben", beschrieb Schmitt auf der Pressekonferenz die entscheidende Phase nach Halles zwischenzeitlichem Ausgleich der Meppener Pausenführung durch Kapitän Luka Tankulic (45.+1), "das ausgehalten und relativ früh eine Antwort gegeben. Das freut jeden Trainer." Morgan Faßbender (60.), Guder (67.) und Tankulic (84.), der mit seinem elften Saisontor seinen zweiten Doppelpack nacheinander und den dritten im Saisonverlauf schnürte, machten aus der Zitterpartie eine klare Angelegenheit. "Es zeichnet uns in dieser Saison aus, dass wir unsere Ballgewinne bis zum Ende ausspielen", sah Schmitt in der Konsequenz seiner Spieler erneut einen entscheidenden Schlüssel zum Sieg.
Schmitt: "Sollten Kirche im Dorf lassen"
Auch durch den zwischenzeitlichen Ausgleich des Halleschen FC, als Terrence Boyd einen von Torhüter Erik Domaschke verschuldeten Elfmeter verwandelte, ließ sich der SVM nicht aus der Bahn werfen – zumal es zu dem Strafstoß aus Sicht von Steffen Puttkammer ohnehin nicht hätte kommen dürfen, wie er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte: "Vor dem 1:1 war es ein klares Foul. Derstroff trifft mich klar. Das hätte nie im Leben zum Elfmeter kommen dürfen. Ich gehe zum Ball hin und werde klar getreten. Das ist für mich ein klares Foul an mich. "
Durch seinen siebten Heimerfolg nistete sich Meppen für die Winterpause tief in der Spitzengruppe ein. Aufstiegsfavorit Braunschweig liegt nur aufgrund der besseren Tordifferenz vor dem SVM, der allerdings Rivalen wie den 1. FC Kaiserslautern und den 1. FC Saarbrücken zunächst etwas abgeschüttelt hat. Gewinnt Mannheim am Sonntag nicht in Magdeburg, geht Meppen als Dritter in die Winterpause.
Dennoch sah sich Schmitt, der mit seinem zum Wiederbeginn der Saison am 15. Januar (Samstag) in Kaiserslautern Farbe bekennen muss, passend zur Jahreszeit zu einer nachdenklichen Einordnung des Meppener Höhenfluges veranlasst: "36 Punkte aus den ersten 20 Spielen sind sensationell. Aber hinter uns liegt auch ein leidvolles Jahr 2021 mit dem sportlichen Abstieg im Sommer, deswegen sollten wir die Kirche im Dorf lassen.“