Wegen Torflaute: VfL Osnabrück prüft Winter-Transfer
Nach dem höchst mäßigen Ausklang eines insgesamt wenig erfreulichen Jahres setzt Trainer Daniel Scherning beim VfL Osnabrück für den zweiten Saisonabschnitt auf Lerneffekte seines Teams. Als größtes Manko hat der Coach mangelnde Durchschlagskraft erkannt – und schließt deswegen Neuverpflichtungen in der Winter-Transferperiode bis Ende Januar nicht aus.
"Uns fehlt die Effizienz"
"Wir müssen erkennen", erklärt Scherning im Winterpausen-Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" hinsichtlich der mageren Bilanz von nur zwei Punkten aus den letzten vier Spielen vor dem Jahreswechsel, "dass uns die Effizienz fehlt. Wir erzielen zu wenige Treffer aus unseren Möglichkeiten." Tatsächlich besteht beim Zweitliga-Absteiger im Angriff durchaus Verbesserungsbedarf. Mit bisher nur 25 Treffern wird die VfL-Offensive momentan gleich von 13 Mannschaften – fast drei Viertel der Liga – übertroffen. Rang neun mit immerhin schon sieben Punkten Rückstand zur Aufstiegszone sind nach zuletzt sogar nur einem Torerfolg in den vergangenen drei Begegnungen die beinahe logische Konsequenz.
Entsprechend ist Verstärkung für die Offensive an der Bremer Brücke in diesen Tagen durchaus ein Thema. "Natürlich beobachten wir den Markt, wobei wir angesichts der finanziellen Voraussetzungen kreativer vorgehen müssen als andere. Wenn wir von einem Transfer überzeugt sind und er realisierbar ist, werden wir aktiv. Das wird der Januar zeigen", bestätigt Scherning entsprechende Gedankenspiele in Osnabrücks sportlicher Führung.
Allerdings will sich der 38-Jährige, der in seiner aktiven Zeit auf der Mittelstürmer-Position reichlich Erfahrung gesammelt hat, nicht nur auf einen neuen Knipser verlassen. Vielmehr hofft Scherning auf gleichzeitige Verbesserungen nicht zuletzt bei den Sommer-Zugängen Andrew Wooten und Sören Bertram, die bisher hinter "einer gewissen Erwartungshaltung" zurückgeblieben seien: "Beide sind selbst unzufrieden und haben höhere Ansprüche. Ein Transfer ist aber nicht automatisch allein für zehn bis 15 Tore gut oder hilft allein, unsere Herausforderungen zu lösen. Viel wichtiger ist, dass sich alle anderen Spieler weiterentwickeln."
Erfolglosigkeit kein "spezielles Problem“
Dabei verfolgen die Niedersachsen mehrere Ansatzpunkte. "Der erste ist Geduld: Wir haben viele entwicklungsfähige Spieler mit Potenzial, die aus Erfahrung lernen werden. Der zweite ist das klassische Training: Die tägliche intensive Arbeit bringt mehr Sicherheit in die Aktionen", begründet Scherning seine Zuversicht für einen erfolgreicheren Verlauf der Spiele in der entscheidenden Saisonphase. Die Erfolglosigkeit seiner Mannschaft vor der Winterpause will Scherning vor dem Trainingsauftakt am Sonntag (2. Januar) deswegen auch nicht überbewertet oder gar als Anzeichen für den Beginn eines Negativtrends interpretiert wissen. "Dass wir eine solch Phase mal durchleben müssen, war mir von Beginn an klar. Ich sehe sie nicht als spezielles Problem, sondern im Licht der generellen Analyse."
In diesem Zusammenhang betont der VfL-Trainer die Spitzenwerte seiner Spieler in verschiedenen Bereichen: "Wir stehen laut Datenerfassung in vielen relevanten Statistiken unter den Top drei der Liga: Ballbesitz, Torschüsse, Pässe oder Hereingaben von außen in den Strafraum, Pressing-Intensität, die meisten Ecken, die meisten Balleroberungen im gegnerischen Drittel mit kurzem Weg zum Tor. Gerade der letzte Punkt hat bereits zu einigen Toren geführt.“
Diese positiven Erkenntnisse ließen Scherning ungeachtet des Rückstands auf die angestrebte Aufstiegszone auch ein überwiegend positives Fazit seiner ersten sechs Monate als Cheftrainer ziehen. "Wir wollten, um möglichst erfolgreich zu sein, aber gleichzeitig auch nachhaltig zu wirtschaften, eine Mannschaft aufbauen, in der sich Spieler entwickeln und perspektivisch auch erzielte Ablösen ein Thema werden können. Wir sind in der Etat-Tabelle der 3. Liga auf Rang neun, haben viele jüngere Spieler aus der Regionalliga oder von Klubs geholt, wo sie zuvor kaum eine Rolle gespielt haben. Mit Blick darauf bin ich mit der Entwicklung der Mannschaft nicht unzufrieden“, bilanziert Scherning.