Analyse & Prognose: Die 3. Liga vor dem Wiederbeginn #1

Eine vierwöchige Winterpause neigt sich schon wieder dem Ende, ab dem kommenden Wochenende geht es in die 18 Spieltage umfassende Restrunde. Vorher blickt liga3-online kurz und knackig in zwei Teilen auf die 20 Vereine, schaut auf ihre Transferbemühungen, mögliche Testspiele und das Auftaktprogramm. Zudem wagen wir eine Prognose. Im ersten Teil schauen wir auf die Teams aus der unteren Tabellenhälfte.

Personal: Mit Tolcay Cigerci hat der Aufsteiger seinen Topscorer verloren. Künftig läuft der 26-Jährige, der in 14 Spielen sieben Tore und sieben Vorlagen verbuchte, für den türkischen Zweitligisten Samsunspor auf – ein herber Verlust für die Hauptstädter. Einen Ersatz hat die Viktoria noch nicht gefunden, allerdings sollen die Verhandlungen mit mehreren Spielern weit fortgeschritten sein. Mit Yannis Becker, Erhan Yilmaz, Till Muschkowski und Yazid Heimur hat der Aufsteiger zudem noch vier weitere Spieler verabschiedet und den Kader damit ausgedünnt.

Vorbereitung: Gleich sieben Spieler haben sich mit Corona infiziert, sodass das Training derzeit ruht – auch ein für Mittwoch angesetztes Testspiel gegen Regionalliga-Stadtrivale Tennis Borussia wurde abgesagt. Weil zuvor auch die Partie gegen Chemie Leipzig aus organisatorischen Gründen nicht stattgefunden hat, bleibt es bei einem Testspiel. Dieses haben die Himmelblauen mit 0:3 gegen Werder Bremen verloren.

Auftaktprogramm: Sofern trotz der Corona-Fälle gespielt werden kann, warten Braunschweig (H) und Kaiserslautern (A), denen die Berliner im Sommer jeweils eine 4:0-Abfuhr verpasst hatten. Dann kommen noch Halle (A) und Zwickau (H), die ersten Sechs-Punkte-Spiele im hinteren Mittelfeld.

Prognose: Im Herbst zeigte der Trend eher nach unten, vor der Winterpause gab es aber zumindest nochmal einen Sieg. Ungewiss ist, wie Berlin den Abgang von Topscorer Cigerci verkraftet und ob ein Ersatz gefunden wird. Platz 12 bis 15.

 

Personal: Die Freiburger haben sich mit dem hierzulande völlig unbekannten Südkoreaner Ji-han Lee verstärkt, der 19-jährige Linksaußen kommt von einer Highschool-Mannschaft aus Fernost. Obgleich mit mehr als 30 Spielern üppig besetzt, gab es in der eng mit den SCF-Profis verzahnten U23 noch keine Abgänge.

Vorbereitung: Eigentlich war ein Trainingslager im spanischen Estepona angesetzt, diese Pläne verwarf der Sportclub aber aufgrund der Pandemielage kurzfristig. Das einzige Testspiel gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf endete in einer knappen 1:2-Niederlage.

Auftaktprogramm: Magdeburg (H), Dortmund II (A), Türkgücü München (H) und Würzburg (A) gibt der Spielplan her, tabellarisch arbeitet sich der SCF also von oben bis unten schrittweise durch.

Prognose: Der zwölfte Platz übererfüllt die Erwartungen an den Außenseiter, der mit nur 15 erzielten Toren ein erhebliches Offensivproblem hat. Auch deshalb ist ein Abrutschen denkbar. Am Ende wird es knapp, die Tendenz geht aber zum Ligaverbleib: Platz 14 bis 17.

 

Personal: Der einzige sächsische Drittligist hat schon längere Zeit mit Geisterspielen und Einnahmeausfällen zu kämpfen, viel Geld gibt die Kasse nicht her. Daher ist der 24 Spieler starke Kader bis dato genau so kompakt wie vorher auch: Der FSV muss zwangsläufig auf die Eingespieltheit seiner Mannschaft vertrauen, die in 20 Anläufen nur fünfmal verloren hat und als stets unbequemer Gegner mit mehr Spielglück auch drei, vier Zähler mehr hätte holen können.

Vorbereitung: Zwickau blieb daheim und testete vergangene Woche gegen Regionalligist Carl Zeiss Jena: Davy Frick, Dominic Baumann und Lars Lokotsch waren erfolgreich. Der zweite Test hätte gegen den Chemnitzer FC stattfinden sollen, wurde aber witterungsbedingt abgesagt. Das Training am Dienstag war derweil abgesagt worden, nachdem sich insgesamt fünf Spieler mit Corona infiziert hatten.

Auftaktprogramm: Ein Mix aus Abstiegs- und Aufstiegskandidaten wartet auf Zwickau: Viktoria Köln (H), Meppen (A), Braunschweig (H) sowie Viktoria Berlin (A). Gerade die Plätze 3 und 2 in unmittelbarer Abfolge haben ihre Tücken, bislang aber hat sich Zwickau auch gegen die Ligaspitze meist teuer verkauft.

Prognose: Keiner kennt den Abstiegskampf so gut wie der FSV, weshalb er im Rennen um mindestens den 16. Platz sehr gute Chancen besitzt. Auf Platz 12 bis 15 wird es hinauslaufen.

 

Personal: Der sicherlich auffälligste Neuzugang in dieser Winterpause wird der Trainer sein: André Meyer, 38, geboren in Halle, übernimmt das erste Mal einen Profiklub. Er folgt auf Florian Schnorrenberg und soll den HFC aus einer gefährlichen Tristesse führen. Neue Profis stehen ihm dafür noch nicht zur Verfügung – dabei gibt es insbesondere in der Abwehr noch Bedarf. Das zeigte auch ein kürzliches Testspiel.

Vorbereitung: Auch der HFC schätzte die Vorteile, vor Ort zu verweilen. Zwei Zweitligisten standen zudem auf den Zettel, gegen beide zogen die Hallenser den Kürzeren: Auf das 0:1 gegen Erzgebirge Aue folgte ein 1:5 gegen Nürnberg, inklusive einer schlimmen Viertelstunde mit gleich vier Gegentoren.

Auftaktprogramm: Türkgücü München (H) wird zum sofortigen Stimmungstest, hier darf nicht verloren werden. Es folgen harte Auswärtsspiele in Braunschweig und Kaiserslautern, dazwischen noch ein Heimspiel gegen Viktoria Berlin.

Prognose: Halle war und ist ein Rätsel in diesem Jahr. Eigentlich ist die Qualität angesichts von Spielern wie Terrence Boyd und Michael Eberwein viel zu hoch, um sich ernsthafte Sorgen machen zu müssen, dann aber muss die Fehlerquote drastisch reduziert werden. Platz 11 bis 15 ist wahrscheinlich – aber der HFC muss aufpassen.

 

Personal: Die Leihe von Nikolaj Möller (Arsenal U23) wirkte auf den Laien schon gewagt, und sie entpuppte sich tatsächlich als Missverständnis: Der schwedische Stürmer ist bereits nach England zurückgekehrt. Auch die Zeit von Albert Bunjaku, vor zwei Jahren noch 20-Tore-Stürmer, endet unschön – er wurde ebenso wie Verteidiger Aaron Berzel, im Sommer gekommen von 1860 München, freigestellt. Neue Spieler wurden noch nicht vermeldet, dürften aber bald folgen. Das nötige Kleingeld ist rechts des Rheins vorhanden. Es soll in einen Neuner fließen, der knipsen kann.

Vorbereitung: Während der ersten Trainingswoche im heimischen Rheinland begegnete Köln am vergangenen Samstag Borussia Mönchengladbach und siegte mit 3:2. Allerdings war der Bayern-Bezwinger am Tag nach dem Erfolg in München nicht in Bestbesetzung angetreten. Seokju Hong traf doppelt, Patrick Sontheimer einmal.

Auftaktprogramm: Erst geht es nach Zwickau, dann folgen Verl (H), Waldhof Mannheim (A) und 1860 München (H). Die Bedeutung der ersten beiden Spiele muss nicht weiter erwähnt werden. Was danach kommt, ist eher ein Bonus.

Prognose: Zuletzt befand sich Köln im freien Fall, an Trainer Olaf Janßen hat der Klub aber festgehalten. Ohne Stürmer wird das Vorhaben Klassenerhalt schwer, auch wenn die individuellen Fähigkeiten etlicher Spieler weit über dem unteren Drittel liegen. Es sieht nach Platz 14 bis 17 aus.

 

Personal: Andreas Heraf, hierzulande ein unbeschriebenes Blatt, ist der neue Trainer bei Türkgücü München – und schon der fünfte Coach, der seit dem Drittliga-Aufstieg 2020 sein Glück versucht. Neuzugänge gab es bei einem der ligainternen Sommer-Transfermeister noch keine, mit Sebastian Hertner steht nun aber der erste Abgang fest. Marco Kehl-Gomez, Furkan Zorba, Luis Jakobi und Yomi Scintu, die allesamt nicht im Trainingslager dabei waren, sollen noch folgen. Auf der anderen Seite plant Türkgücü mit ein bis zwei Verstärkungen.

Vorbereitung: Gleich zehn Tage Belek gönnten sich die Münchener, die in ihrer Stadt infrastrukturell bekanntlich ohne echte Trainingsheimat dastehen. Das einzige Testspiel gegen den türkischen Drittligisten Eskisehirspor wurde gewonnen (2:0), der geplante Vergleich mit dem rumänischen Erstligisten Botosani war witterungsbedingt abgesagt worden.

Auftaktprogramm: Halle (A), 1860 München (H), Freiburg II (A) und Havelse (H) – in diesen Wochen liegen jede Menge Punkte auf dem Tisch, zwei Siege sollte Türkgücü mindestens anpeilen. Einfacher gesagt als getan, der letzte Erfolg datiert vom 17. Oktober.

Prognose: Die Form spricht gegen den Vorjahresaufsteiger, die gesamte Dynamik der Saison auch. Die Mannschaft ist und bleibt die größte Wundertüte der Liga, weshalb eine Prognose kaum möglich ist. Zumal auch die ersten Spiele unter Neu-Trainer Heraf abgewartet werden müssen. Von einem gesicherten Mittelfeldplatz bis Abstieg ist alles möglich. Platz 11 bis 17.

 

Personal: Trainer im Mittelpunkt? Das kann der SC Verl auch: Guerino Capretti wird den Verein im Sommer nach dann mehr als fünf Jahren verlassen, wie er am Tag vor Silvester bekanntgab – ein herber Verlust. Darüber hinaus reiht der Sportclub sich ein in die Riege von Klubs, die noch nicht aktiv waren. Man halte aber Augen und Ohren offen, sagt Capretti. Besonders an der 40-Gegentore-Defensive muss geschraubt werden, es fehlen kompromisslose, solide Verteidiger.

Vorbereitung: Auch Verl wählte die eigenen vier Wände und Eckfahnen als Vorbereitungsort und bestritt dazu zwei regionale Testspiele gegen Viertligist Wiedenbrück (2:1) sowie Zweitligist Paderborn (0:2). Aus beiden zogen die Verantwortlichen ein positives Fazit.

Auftaktprogramm: Der Start gegen Würzburg (H) bringt eines der wichtigsten Spiele der Saison mit sich. Danach werden die Gegner immer besser: Köln (A), Meppen (H) und Braunschweig (A) stehen auf der Agenda. Spätestens dort wird geprüft, ob sich die ostwestfälische Defensive verbessert hat.

Prognose: Sportlich hätte Verl eine etwas bessere Platzierung verdient gehabt, Caprettis Abgang darf nun nicht zu einem Spannungsabfall führen. Die Chancen, in der 3. Liga zu bleiben, stehen 50/50. Platz 15 bis 18.

 

Personal: Marvin Knoll – an diesem Namen haften viele Hoffnungen auf ein besseres Jahr 2022 beim MSV Duisburg. Mit der Erfahrung von 129 Zweitliga-Spielen soll der 31-jährige Defensivspieler die Zebras aufrichten und eine Vakanz füllen, die sich schon im Sommer angedeutet hatte. Den Kaderplatz frei machte auf der gleichen Position Dominik Schmidt, dessen Trennung für den Klub Erleichterung mit sich bringen dürfte – zu oft hatte es Unruhe um seine Person gegeben, sportlich spielte er seit Monaten keine Rolle mehr. Auch Dominik Volkmer und Chinedu Ekene stehen auf der Streichliste.

Vorbereitung: Estepona? Belek? Nichts da: Duisburg bezog Quartier im Landhaus Milser in Huckingen – ein Trainingslager in der eigenen Stadt. Damit ersparte sich der Klub möglichen Corona-Ärger im Ausland, zusammenschweißen soll der Sechs-Tage-Trip dennoch. Die Pandemie holte die Meidericher übrigens trotzdem ein: Marlon Frey und Alaar Bakir haben sich angesteckt, ein Testspiel gegen Preußen Münster musste aufgrund der angespannten Personallage abgesagt werden. Von Fortuna Köln trennte man sich 2:2.

Auftaktprogramm: Mit dem Kellerduell beim TSV Havelse geht es am Freitagabend los, hier müssen Punkte her. Denn es folgen Saarbrücken (H), Magdeburg (H) und Wiesbaden (A) – drei dicke Brocken. Noch nicht angesetzt ist das Wiederholungsspiel gegen den VfL Osnabrück.

Prognose: Viele rechnen mit einer Aufholjagd, zumindest einer kleinen. Auf Platz 12 bis 17 wird sich der MSV mit all seiner Erfahrung einreihen, die Abstiegsgefahr wird jedoch lange nicht gebannt sein. Vielleicht kommt es zu einem Showdown am allerletzten Spieltag, wenn die Zebras in Verl gastieren.

 

Personal: Nur sechs Monate währte die Beziehung zwischen den Kickers und dem zuweilen als schwierig geltenden Marvin Pourié, auch wegen mannschaftsinterner Differenzen wurde der bis dato beste Torschütze Pourie (vier Treffer) aussortiert und nun eine Vertragsauflösung angestrebt. Ein Ersatz ist noch nicht gefunden. Neu dabei ist der 22-jährige Rechtsaußen Marco Hausjell vom österreichischen Flyeralarm-Partnerklub Admira Wacker Mödling, im Gegenzug wurde Stürmer Vladimir Nikolov an Mödling abgegeben.

Vorbereitung: Ein Trainingslager gab es nicht, dafür aber zwei Probeläufe mit ganz verschiedenen Ergebnissen: Zunächst unterlag Würzburg dem Zweitliga-Schlusslicht Ingolstadt mit 1:3, dann besiegten die Rothosen Regionalligist Aalen mit 4:0. Inklusive eines Doppelpacks von Maximilian Breunig, der als treffsicherer Mittelstürmer der schwächsten Offensive der Liga (14 Tore) nun auch dringend gebraucht wird.

Auftaktprogramm: Zu Gast beim SC Verl geht es direkt ums Ganze. Es folgen Mannheim (H), Osnabrück (A) und Freiburg II (H), ein Programm, mit dem sich der FWK in der Hinrunde unglaublich schwertat. Zwei Punkte holte er da nur aus diesen vier Spielen, was jetzt viel zu wenig wäre.

Prognose: Es gibt wenig Übleres, als aus der 2. Bundesliga zu kommen und direkt durchgereicht zu werden – so passierte es zuletzt dem FSV Frankfurt 2017. Bei Würzburg deutet einiges darauf hin, weil dem Kader in allen Belangen ein Stückchen fehlte – vor allem im Sturm. So hart es klingt, aber knüpft das Team an die bisherigen Leistungen an, spielt der Klub ab Sommer in der Regionalliga. Platz 15 bis 19, es wird ganz eng.

 

Personal: Man sei mit potenziellen Transfers in Kontakt, ließ Havelses Trainer Rüdiger Ziehl vor einigen Tagen wissen. Auf allen Feldspieler-Positionen ist dabei grundsätzlich Steigerungspotenzial vorhanden. Stetes Thema des Schlusslichts: Es muss auch finanziell passen. Beim Werben um den Garbsener Mike Bähre zog der TSV kürzlich gegenüber dem SV Meppen den Kürzeren. Weiter ist man mit Sechser Leonardo Gubinelli, der 21-jährige Schweizer soll von der U21 des FC Basel ausgeliehen werden.

Vorbereitung: Havelse blieb in Niedersachsen, testete nur einmal gegen Holstein Kiel. Das Ergebnis machte nicht viel Mut, denn obwohl dem Zweitligisten unter anderem coronabedingt ein Dutzend Spieler fehlten, schoss er den TSV mit 5:0 ab.

Auftaktprogramm: Duisburg (H), Magdeburg (A), Wiesbaden (H) und Türkgücü München (A) bedeuten wie bei so vielen anderen Drittligisten einen gesunden Mix aus zwei Aufstiegs- und zwei Abstiegskandidaten. Ein Sieg gegen Duisburg könnte tatsächlich nochmal Hoffnung aufkommen lassen.

Prognose: Havelse darf mit Stolz auf seine Saison zurückblicken, wird aber frühzeitig absteigen. Platz 19 oder 20 ist den Niedersachsen wohl vorbehalten.

   

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