Alles, was ihr zum 22. Spieltag wissen müsst
Es geht direkt wuchtig los: Eine Englische Woche wartet kurz nach dem Jahresstart schon auf die Drittligisten. Verbunden mit der Corona-Thematik und Rekordfallzahlen ist eine pikante Beinote nicht wegzudiskutieren – ein Ausbruch jetzt käme zur Unzeit. Stand Donnerstagmittag ist noch kein Spiel abgesagt, drum lasst uns rasch auf den 22. Spieltag blicken!
Die Ausgangslage
Zwölf der 20 Mannschaften sind noch eins mit dem Spielplan, die übrigen müssen jeweils ein Nachholspiel absolvieren, nachdem am vergangenen Wochenende drei Partien coronabedingt abgesagt worden waren. So geht das Jahr 2022 nun für fast ein Drittel der Liga erst so richtig los, darunter wohl auch für die von Corona hart gebeutelten Teams aus Zwickau und Berlin. Schier unmöglich ist es, zwei Tage vorher zu prognostizieren, wen es als Nächstes trifft. Klar ist nur: Angesichts der enormen Infektionszahlen im gesamten Land sind weitere Fälle und womöglich auch Spielabsagen wohl nur eine Frage der Zeit.
Sportlich richtet sich ein besonderer Fokus auf den 1. FC Kaiserslautern. Der hat mit dem 4:0-Sieg gegen Meppen ein erstes Statement gesetzt und sich dank Spielausfällen sowie Schwächen der Südwest-Konkurrenz gleich auf den zweiten Platz geschoben, ein Traumstart! Doch kann es der FCK gegen Viktoria Berlin, das im Hinspiel noch 4:0 siegte, bestätigen? Ein bisschen Feuer ist im Münchner Olympiastadion beim Stadtduell zwischen Türkgücü und 1860, hinter dem zwar wenige Emotionen stecken, aber sehr wohl der Wille der Löwen, sich im Verfolgerfeld festzubeißen. Beim Duell Erster gegen Letzter muss Spitzenreiter 1. FC Magdeburg gegen den TSV Havelse seine Souveränität unter Beweis stellen. Und schafft es Kellerkind Duisburg, eine Mini-Serie hinzulegen und Saarbrücken einen Fehlstart ins neue Jahr zu bescheren? Da sind einige spannende Partien dabei.
Vier Spiele im Fokus
Doppelter Spätstart: Eintracht Braunschweig gegen den Halleschen FC
Für beide Klubs ist es das erste Pflichtspiel im neuen Jahr, beide hatten jüngst personelle Sorgen aufgrund von Corona-Erkrankungen. Was sie unterscheidet, ist das Bundesland – und damit derzeit auch die Zuschauer-Auslastung: Obwohl die Ost-Niedersachsen und die Sachsen-Anhaltiner nicht allzu viele Kilometer trennt, muss sich aber der BTSV auf 500 Zuschauer beschränken – der HFC dürfte vor 7.500 Fans spielen. "Schwer nachzuvollziehen", sagte Geschäftsführer Peter Vollmann in der Braunschweiger Zeitung. Was ihm als Trost bleibt, ist die klare Favoritenrolle: Die Eintracht war vor dem Winter in Spitzenform, der HFC holte in den vergangenen sechs Spielen nur einen Punkt. Gelingt unter Schnorrenberg-Nachfolger André Meyer nun die Wende? Es ist eine Pflichtaufgabe für die Blau-Gelben – wenn es so etwas in der 3. Liga überhaupt gibt.
Hält Lauterns Serie? 1. FC Kaiserslautern gegen Viktoria Berlin
Seit sieben Spielen ist der FCK nun unbesiegt, holte aus diesem Zeitraum satte 19 Punkte und hat sich damit fest etabliert im Kandidatenkreis für den Zweitliga-Aufstieg. Ein Faktor: die Heimspiele, die trotz weitestgehend fehlender Fans ein bisschen an jene Zeiten erinnern, an denen sich kaum eine Mannschaft in Deutschland traute, den Betzenberg einzunehmen. Fünf der vergangenen sechs Auftritte als Gastgeber wurden zu null (!) gewonnen. Jetzt kommt Viktoria Berlin, das ohne seinen abgewanderten Topspieler Tolcay Cigerci ein bisschen führungslos daherkommt, zeigen muss, dass es sich und sein Offensivspiel neu strukturieren kann – und das jüngst nach einem Corona-Ausbruch und bei der besten Verteidigungsreihe der 3. Liga! Wir sind gespannt, ob Trainer Benedetto Muzzicato aus diesen widrigen Bedingungen etwas Überraschendes zaubert.
Stadtduell in München: Türkgücü München gegen 1860 München
Bei Sechzig ist die Stimmung prima – auch wenn das Pokal-Aus des letzten verbliebenen Drittligisten am Dienstagabend gegen den Karlsruher SC (0:1) ein bisschen schmerzte, zumal es durch einen umstrittenen Elfmeterpfiff zustandegekommen war. Mindestens ebenso wichtig war, dass Sechzig drei Tage zuvor den 0:2-Rückstand gegen Wiesbaden noch in ein 3:2 gedreht und damit ein fettes Ausrufezeichen gleich zu Jahresbeginn gesetzt hat. Mit diesen Löwen ist zu rechnen, erst recht, wenn die Bestätigung im Stadtduell bei Türkgücü gelingt. Für die Gastgeber im historischen Olympiastadion – das 1860 wohl während des Stadionumbaus an der Grünwalder Straße in einigen Jahren ebenfalls übergangsweise nutzen wird – ist es der Jahresauftakt. Sie sind abgerutscht auf einen Abstiegsplatz, Trainer Andreas Heraf muss bei seinem Debüt den schwierigen Trend brechen. Dabei fehlen wird Petar Sliskovic: Der Vorjahres-Torjäger ist zum SV Wehen Wiesbaden gewechselt.
Der FWK muss reagieren: Würzburger Kickers gegen Waldhof Mannheim
Das Spiel ist noch längst nicht angepfiffen, und doch ist klar: Mindestens eine Mannschaft wird nach der Begegnung der Würzburger mit den Waldhöfern richtig schlechte Laune haben. Beide sind alles andere als gut ins neue Jahr gerutscht, Würzburg vergeigte das Kellerduell in Verl mit späten Nachlässigkeiten (0:2), und ganz ähnlich erging es dem SVW beim 1:3 gegen Dortmund II. Kurios: Beide kassierten ab der 90. Minute noch zwei Gegentore. Größer ist der Druck aber für das Heimteam – die Kickers sind extrem abstiegsbedroht, für den Waldhof geht es um den feinen wie ersehnten Bonus 2. Bundesliga. Möglich, dass die Würzburger Wintertransfers Marvin Stefaniak und Peter Kurzweg von Trainer Danny Schwarz gleich ins Aufgebot berufen werden. Gründe, die Startelf zu verändern, hat er jedenfalls einige.
Die mögliche Überraschung:
TSV Havelse beim 1. FC Magdeburg
Üblicherweise lassen sich Favoritenrollen in der 3. Liga selbst dann nicht eindeutig festlegen, wenn die Gegner tabellarisch weit auseinandergedriftet sind – zu klein ist das Leistungsgefälle. Umso bemerkenswerter ist, wenn etwa die Buchmacher einen Verein wie nun den TSV Havelse mit einer Siegquote beglücken, die im deutschen Profifußball sonst fast ausschließlich die "Opfern" des FC Bayern erhalten. Ohne genaue Zahlen zu nennen: Havelse ist der krasseste Außenseiter der Saison, muss sich dazu noch im landesweit einzigen gut gefüllten Stadion gegen bis zu 15.000 FCM-Fans erwehren. Und doch gibt es drei Faktoren, die dem TSV ein bisschen Mut machen. Erstens: Jüngst mühte sich Magdeburg bei einem weiteren Aufsteiger redlich (3:2 in Freiburg). Zweitens: Auch das Hinspiel war trotz Havelser Unterzahl lange eine knappe Kiste (der FCM siegte 3:1). Und drittens: Neuzugang Leonardo Gubinelli aus Basel verstärkt die Mittelfeldzentrale. Immer noch ist die Chance auf Zählbares ziemlich gering, aber sie ist da.