Kölner Notelf überrascht in Mannheim: "Einfach nur stolz"
Seit Saisonbeginn hat Viktoria Köln mit großen Personalproblemen zu kämpfen. Am Dienstagabend fielen während des Spiels noch vier weitere Akteure aus. Dennoch siegte das Team mit 1:0 beim SV Waldhof Mannheim, was Trainer Olaf Janßen eine Lobeshymne auf seine Mannschaft anstimmen ließ.
Spieler "reihenweise umgekippt"
"Brutal gefreut" habe er sich und sei "stolz auf die Mannschaft", sagte Janßen nach dem Spiel bei "MagentaSport". Das Funkeln in seinen Augen erinnerte an ein kleines Kind, das unter dem Weihnachtsbaum seine Geschenke auspackt. "Wie die Spieler Verantwortung übernehmen, und das durchziehen, auch Widerstände aushalten – da kann ein Trainer einfach nur stolz sein", legte er auf der Pressekonferenz noch einmal nach.
Und Gegenwind hatten die Rheinländer in Mannheim genug. Ohnehin ist die Mannschaft personell stark gebeutelt, muss den Kader mit immer mehr Nachwuchsspielern auffüllen. Nun sind einige der Verbliebenen "reihenweise umgekippt", wie Janßen festhielt: Patrick Koronkiewicz und Lenn Jastremski, bei dem eine schlimmere Verletzung befürchtet wird, mussten schon vor der Halbzeitpause ausgewechselt werden. Daniel Buballa blieb angeschlagen in der Kabine. Auch David Philipp konnte im Verlauf der Partie nicht mehr weiterspielen. "Er hatte ein Flimmern vor den Augen gehabt, hatte nichts mehr gesehen", berichtete der Trainer, der eine Gehirnerschütterung vermutet.
Torschütze ein- und ausgewechselt
Damit war der 21-Jährige nur 40 Minuten auf dem Platz, da er nach 37 Minuten erst für Jastremski gekommen war. Aber die Zeit reichte, um das entscheidende Tor zu erzielen. Wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff zog der Angreifer aus der Distanz ab und sicherte mit seinem dritten Tor in den vergangene beiden Partien den Sieg (46.). "Er ist ein überragender Fußballer, der eine begnadete Schusstechnik hat", lobte Janßen den gebürtigen Hamburger, der vor der Saison von Werder Bremen gekommen war.
Aber es gab auch eine Anmerkung: "Er ist ein bisschen weich, ihm fehlt der Punch im Zweikampf." Doch Janßen fand die richtigen Worte, sagte Philipp, "dass er es bei uns schaffen muss, sonst ist der Zug abgefahren". Nach einem Außenmeniskusriss letztes Jahr hat sich das Talent aber wieder heran gekämpft. "Wenn er bei 100 Prozent ist, dann ist er ein außergewöhnlicher Spieler in dieser Liga." Nun muss gehofft werden, dass er nicht allzu lange ausfällt. Auf die vielen Verletzten angesprochen, meinte Janßen: "Das wirft uns nicht um, wir bleiben in der Spur. Auch wenn mit dem Kader die Herausforderungen extrem hoch sind. Aber solange die Jungs so funktionieren, habe ich große Freude daran."
Janßen hält Transfers für schwierig umsetzbar
Denn auch die Rumpftruppe setzte die Vorgaben des Trainers gut um. Die gut besetzte Offensive der Waldhöfer kam nicht zur Entfaltung, erspielte sich kaum gute Möglichkeiten. "Die Mannschaft lebt Fußball, lebt unsere DNA. Jeder will das, macht das mit toller Leidenschaft und Überzeugung", erklärte der Coach die Willens-Leistung seines Teams.
Weiter geht es am Sonntag mit einem Heimspiel gegen den TSV 1860 München – sofern die Partien nach dem Corona-Ausbruch bei den Löwen stattfinden kann. "Deinen einen oder anderen Einfall brauche ich bis Sonntag noch", scherzte der 55-Jährige. "Wir schütteln uns, dann wird uns noch etwas neues einfallen." Winter-Transfers seien für einen Drittligisten schwer umzusetzen, weshalb es sein kann, dass die Viktoria nicht noch einmal personell nachlegt. "Wenn nichts ist, nehmen wir noch U19-Spieler mit", meinte Janßen. Hat ja bisher gut geklappt. Sieben Punkte liegt der Klub vor dem ersten Abstiegsplatz – hat allerdings ein Spiel mehr absolviert.