Alles, was ihr zum 24. Spieltag wissen müsst

Bei den einen sind die Beine langsam müde, andere haben den Rhythmus coronabedingt völlig verloren: Zum Ende der Englischen Woche hat es die Tabelle der 3. Liga aufgrund diverser Spielabsagen schon ordentlich zerpflückt, auch an diesem Wochenende fällt mindestens ein Spiel auf. Machen wir aus dem Grenzwertigen das Beste – und schauen auf den 24. Spieltag.

Die Ausgangslage

Bei dem einen oder anderen dürfte sich am Mittwochabend so ein Gefühl eingestellt haben: Dieser Spitzenreiter bleibt bis zum Saisonende auf seinem Platz. Denn wie die Magdeburger einen chancenlosen MSV Duisburg auch schon vor der roten Karte gegen Keeper Weinkauf dominierten, war beeindruckend – und eine abermalige Ansage an die Liga. Wer könnte den FCM stoppen? Vielleicht ja sein erster "Verfolger", der aber bereits elf Punkte Rückstand besitzt: Saarbrücken gastiert zur ungewohnten Uhrzeit um 17.55 Uhr beim Ligaprimus, das Spiel wird in der ARD übertragen. Man möchte ihnen zurufen: Macht ein bisschen Werbung für die 3. Liga! Auf dem ist das Duell der beiden besten Offensiven ein Leckerbissen.

Es ist nicht das einzige Spitzenspiel, Sonntags duellieren sich noch der SV Meppen und Waldhof Mannheim auf den Plätzen 5 und 6. Pflichtaufgaben sehen der Dritte aus Kaiserslautern (gegen Halle) und der Vierte aus Braunschweig (gegen Verl) entgegen. Im Keller unternimmt Würzburg schon heute Abend gegen die weit enteilte Freiburger U23 den nächsten Anlauf, das Wasser steht dem FWK immer höher. Und Türkgücü München empfängt, gebeutelt von sportlicher Krise und einer möglichen Insolvenz wegen finanzieller Probleme, Schlusslicht Havelse – ein absoluter Kellergipfel.

 

Vier Spiele im Fokus

Würzburgs nächster Anlauf: Würzburger Kickers gegen den SC Freiburg II

Wer mit der Lupe nach Verbesserungen suchte, der fand sie aus Sicht der Würzburger in den Partien gegen Mannheim (1:2) und Osnabrück (2:0). Die Körpersprache stimmte beim Vorletzten teilweise, gegen Mannheim auch die Leistung. Osnabrück erwies sich nun schlicht als besser, das ist normalerweise keine Schande, in der jetzigen Situation tut aber jede Niederlage doppelt weh, zumal Würzburg seit dem 14. Spieltag nicht mehr gewonnen hat. "Ratlos und resigniert gen Regionalliga", titeln die "Fränkischen Nachrichten" über die Mannschaft von Danny Schwarz, deren Aktien weiter gesunken sind. Und jetzt kommt am Freitagabend auch noch diese Freiburger U23 vorbei! Vor der Saison heißer Abstiegskandidat, haben sich die Breisgauer immer besser zurechtgefunden – die Talente entwickeln sich rasch. 13 Punkte trennen den Zweitliga-Absteiger vom Aufsteiger bereits. Wo der Druck liegt, müssen wir vor dieser Partie – bei der Würzburg wie die übrigen bayrischen Klubs endlich wieder Zuschauer empfangen darf – wohl nicht weiter thematisieren.

Spitzenspiel in der Börde: 1. FC Magdeburg gegen den 1. FC Saarbrücken

Sie teilen sich den "Ersten" im Vereinsnamen, sind aktuell Erster und Zweiter und dürfen genau das jetzt vor einem Millionenpublikum und 15.000 Zuschauern im Stadion am Samstagabend präsentieren: Wer sich in den Reihen des FCM und des FCS nicht auf dieses Spitzenspiel freut, dem ist kaum zu helfen. Magdeburg spielte beim 5:0-Kantersieg in Duisburg derart auf, dass man nur den Hut ziehen konnte vor dieser Spielfreude. Doch inmitten aller Euphorie sei auch an das 1:1 gegen Havelse erinnert, wo die Balance nicht ganz so gut stimmte. Und an die Qualität des Gegners: Saarbrücken kommt mit sechs Punkten aus zwei Spielen im Rücken, machte mit dem unbequemen Aufsteiger Dortmund II kurzen Prozess (2:0) und hat in Adriano Grimaldi einen Stürmer, der nach schwierigen Jahren zurück zu früherer Topverfassung findet. "Die haben auch ein bisschen Schiss vor uns!", vermutet Flügelflitzer Minos Gouras via Bild-Zeitung. Na dann: möge das höhere Selbstvertrauen gewinnen!

Türkgücü gegen alle Widerstände: Türkgücü München gegen den TSV Havelse

Im Verlauf dieser Saison machte Türkgücü München auf den Drittliga-Beobachter keinen wirklich gefestigten Eindruck. Vielmehr erhärtete sich der Verdacht, dass die rasche Zusammenstellung der Mannschaft dem Gefüge nicht gutgetan hat, im aufgeblähten Kader zu viele Spieler außen vor sind – im Herbst folgte dann das Abrutschen in die Abstiegszone. Jetzt wachsen die Widerstände: Beim 2:4 in Freiburg spielten die Münchener nicht schlecht, hatten wenig Glück mit Schiedsrichter-Entscheidungen. Kurz darauf wurde bekannt, dass Türkgücü nötige finanzielle Reserven nicht rechtzeitig beim DFB nachgewiesen hat, die Rede ist laut "SZ" von zwei Millionen Euro. Insolvenz ist das Unwort, das über dem Olympiastadion schwebt – und alles erinnert immer mehr an manch früheres Investorenprojekt, das schwer scheiterte. Sportlich ist die Aufgabe gegen Schlusslicht Havelse eine der Kategorie Pflichtsieg, selbst für einen Tabellen-Siebzehnten. Der TSV aber ist gerade in Auswärtsspielen ein unangenehmer Gegner. Es benötigt Selbstvertrauen und Spielkultur, sonst werden auch die Niedersachsen eine ganz harte Nuss.

Der BTSV muss improvisieren: Eintracht Braunschweig gegen den SC Verl

Die Blau-Gelben waren unter der Woche der Verlierer im Aufstiegsrennen, und das auf bitterste Art und Weise: Beim 0:1 in Zwickau dominierte Braunschweig teils nach Belieben, schaffte es aber je nach Spielphase wahlweise nicht zu guten Chancen oder scheiterte mit seinen Abschlüssen. Abhaken ist die Devise, was ganz nebenbei auch für Verls 0:1 daheim gegen Meppen gilt – eine Vorstellung, typisch für einen Abstiegskandidaten, ohne Durchschlagskraft auf noch dazu ganz schwerem Geläuf. Warum muss der BTSV nun improvisieren? Gleich zwei gelernte Innenverteidiger, Brian Behrendt und Michael Schultz, müssen am Montagabend gelbgesperrt aussetzen. Unwahrscheinlich, dass Michael Schiele dann erneut zur Formation mit drei Innenverteidigern greifen wird. Verl fehlt übrigens auch ein Innenverteidiger, Zwei-Meter-Hüne Cottrell Ezekwem muss ebenso nach fünfter gelber Karte zusehen. Eine zusätzliche Schwächung für die ohnehin schwächste Defensive der 3. Liga – hier lauern Braunschweigs Chancen, den Zwickau-Fauxpas auszumerzen.

 

Die mögliche Überraschung

MSV Duisburg beim SV Wehen Wiesbaden

Das besagte 2:4 von Türkgücü in Freiburg hatte einen unscheinbaren Nebeneffekt: Durch das nun bessere Torverhältnis ist der MSV Duisburg nach einer schieren Ewigkeit nicht mehr Letzter der Auswärtstabelle. Grausig ist die Bilanz (zwei Siege, neun Niederlagen) aber auch nach dem 1:0-Sieg in Havelse zum Jahresauftakt, der sich nach den folgenden Auftritten schon wieder eine Ewigkeit entfernt anfühlt. Wie das Kaninchen vor der Schlange, das stellte selbst MSV-Coach Hagen Schmidt ernüchtert fest, hatten sich die Zebras dem 1. FC Magdeburg beim 0:5 ergeben. Ein düsterer Abend, nach dem es vielen Fans schwer fällt, an ein gutes Saisonende zu glauben. Nun geht’s zum SVWW, der seinerseits erst drei der elf Heimspiele gewonnen hat – souverän auftreten fällt dem Team vom Markus Kauczinski in dieser Saison schwer, daher ist Wiesbaden auch stets auf Sicherheitsabstand zu den Top 3 unterwegs. Duisburg kann hier überraschen. Zumal es ja manchmal gut tut, nur wenige Tage über einen Nackenschlag nachdenken zu müssen.

   

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