Insolvenz und Auflagenverstoß: DFB zieht Türkgücü elf Punkte ab
Aufgrund der am 31. Januar beantragten Insolvenz und einem Verstoß gegen eine Auflage werden Türkgücü München vom DFB insgesamt elf Punkte abgezogen – das gab der Verband am Freitagabend bekannt. Die Münchner fallen damit auf den letzten Tabellenplatz zurück, liegen elf Punkte hinter dem rettenden Ufer und haben kaum noch realistische Chancen auf den Klassenerhalt.
Widerspruch noch möglich
Groß war sie am Mittwochabend, die Freude bei Türkgücü über den 2:1-Erfolg im Stadtduell gegen 1860 München – zumal es der erste Sieg seit Mitte Oktober war. Einen Tag vor dem Auswärtsspiel in Duisburg (Samstag) wird der Jubel nun im Keim erstickt. Allein neun Punkte werden Türkgücü aufgrund der am 31. Januar beantragten Insolvenz abgezogen. Grundlage der Entscheidung, die vom DFB-Spielausschuss einstimmig getroffen sei und der eine Anhörung der Münchner vor dem Gremium vorausgegangen war, ist Paragraf 6 der DFB-Spielordnung. Dort ist festgehalten: Beantragt ein Klub der 3. Liga die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, werden der ersten Mannschaft neun Punkte aberkannt. In den letzten beiden Spielzeiten galten coronabedingt andere Regeln, sodass der KFC Uerdingen in der vergangenen Saison nur drei Punkte abgezogen bekam und der 1. FC Kaiserslautern 2020 sogar ohne Punktabzug davonkam. Seit Beginn dieser Spielzeit ist allerdings wieder die ursprüngliche Regelung in Kraft.
Weitere zwei Punkte verliert Türkgücü aufgrund eines Auflagenverstoßes. Im Rahmen der Überprüfung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit während der Saison hatten die Münchner die Auflage vom DFB erhalten, bis zum 20. Januar 2022 eine bis Saisonende festgestellte Liquiditätslücke zu schließen. Dem Vernehmen nach soll es sich um eine Summe von zwei Millionen Euro gehandelt haben. Weil die Lücke zu weniger als 50 Prozent geschlossen wurde, zieht der DFB gemäß der Richtlinien im DFB-Statut zwei Punkte ab.
Der Punktabzug für Türkgücü tritt gemäß der Statuten mit sofortiger Wirkung in Kraft, sodass die Münchner mit nur 15 Punkten auf den letzten Tabellenplatz zurückfallen. Duisburg, Verl und Havelse rutschen dadurch jeweils einen Platz nach oben (hier die aktuelle Tabelle). Weil der Rückstand auf das rettende Ufer nun elf Punkte beträgt, sind Türkgücüs Chancen auf den Klassenerhalt in den verbleibenden zwölf Partien nur noch theoretischer Natur. Rechtskräftig ist der Punktabzug allerdings noch nicht: Der Klub hat eine Frist von einer Woche, um Widerspruch gegen den Beschluss einzulegen.
Klub reagiert "überrascht"
In einer ersten Reaktion zeigte sich der Klub "überrascht, dass trotz einer zu den vergangenen beiden Spielzeiten vergleichbaren Corona-Situation keine Strafmilderung in Kraft getreten ist". Die Vereine der 3. Liga hätten durch eine Vielzahl an Einschränkungen nach wie vor mit den Auswirkungen der gegenwärtigen Pandemie zu kämpfen. "Die Erwägung einer Strafmilderung wäre daher durchaus nachvollziehbar gewesen." Das gaben die Regelungen allerdings nicht her.
Weiterhin unklar ist, ob der Spielbetrieb bis zum Ende der Saison fortgeführt werden kann. Türkgücü strebt ein reguläres Ende der Spielzeit zwar an, allerdings ist ungewiss, ob das Geld bis dahin reicht – zumal die Gehälter von der Agentur für Arbeit nur bis einschließlich April gezahlt werden. Nach aktuellem Stand sind erstmal nur die nächsten beiden Partien gegen Duisburg (18. Februar) und Saarbrücken (28. Februar) definitiv abgesichert.
Sollte Türkgücü den Spielbetrieb vor den letzten fünf Spieltagen (Mitte April) einstellen, würden alle Partien der Münchner annulliert und aus der Wertung genommen werden – mit entsprechenden Folgen für das Tabellenbild. Falls Türkgücü den Spielbetrieb innerhalb der letzten fünf Spieltage einstellen sollte, blieben alle Partien in der Wertung, während die nicht ausgetragenen Spiele mit drei Punkten und 2:0 Toren für den Gegner gewertet werden würden. In beiden Fällen wären die Münchner endgültig der erster Absteiger.