Sind die Kickers noch zu retten? Bitteres Schicksal droht

Und wieder einmal hieß es bei den Würzburger Kickers am Donnerstagmorgen: Trainerwechsel! Es ist bereits der sechste seit dem Zweitliga-Aufstieg 2020. Erfolgreich war seitdem niemand. Gelingt es NLZ-Leiter Ralf Santelli nun, den FWK zu retten? Dafür braucht es fast schon ein kleines Wunder. Entsprechend droht ein bitteres Schicksal Realität zu werden.

Erschreckende Zahlen

Der Begriff "Schleudersitz" wird bei Trainerwechseln oft inflationär benutzt, doch bei den Würzburger Kickers passt er wie die Faust aufs Auge. Nachdem Michael Schiele zu Beginn der Saison 2020/21 nach nur zwei Partien gehen musste, versuchten sich mit Marco Antwerpen, Bernhard Trares, Ralf Santelli, Torsten Ziegner und Danny Schwarz anschließend gleich fünf verschiedene Trainer. Während Antwerpen nur fünf Spiele auf dem Schleudersitz Platz nehmen dürfte, hielt es Trares anschließend 18 Partien. Ziegner durfte sich in 15 Spielen versuchen, Schwarz jetzt nur noch in 14. Die Halbwertszeit der Trainer nimmt seit einiger Zeit also kontinuierlich ab. Und sollte sich Santelli bis zum Ende der Saison auf dem Stuhl halten, käme er auf 13 Partien.

Doch sind die Kickers überhaupt noch zu retten? Seit elf Spielen warten die Unterfranken auf einen Sieg, selbst eine frühe Führung wie zuletzt in Saarbrücken reichte nicht zu drei Punkten. Individuelle Patzer, wie der Aussetzer von Torhüter Hendrik Bonmann am Montag, sowie schon 14 Gegentore in der Schlussviertelstunde sorgen dafür, dass der Zweitliga-Absteiger mittlerweile auf den letzten Platz abgerutscht ist. Würden die Spiele nur bis zur 75. Minute dauern, stünden die Kickers auf dem 12. Tabellenplatz und hätten fünf Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Tatsächlich sind es aber sechs Punkte Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz. Erst dreimal konnte der FWK in dieser Saison gewinnen, selbst Außenseiter Havelse holte schon fünf Siege. Mit nur 17 Toren stellen die Kickers zudem den schwächsten Angriff der 3. Liga.

Kleines Wunder nötig

Umso seltsamer mutete im Winter die Aussortierung von Marvin Pourié an, der mit immerhin vier Toren Top-Torjäger war. Ob der 31-Jährige, der aufgrund von internen Vorfällen nicht mehr berücksichtigt worden war, nun eine zweite Chance erhält, ist offen. Schwarz und auch Sportdirektor Sebastian Neumann hatten die Tür für eine Rückkehr ins Team zuletzt verschlossen. Doch angesichts der beiden nun anstehenden "Endspiele" gegen Duisburg (Samstag) und Havelse (20. Februar) können die Kickers jede Verstärkung für den Angriff gebrauchen. Denn um die für den Klassenerhalt wohl notwendigen 45 Punkte noch zu erreichen, benötigt der FWK aus den verbleibenden 13 Spielen 27 Punkte – macht einen Schnitt von 2,08. Kurzum: Für den Ligaverbleib muss Würzburg nun wie ein Aufstiegskandidat punkten. Zum Vergleich: Nur Tabellenführer 1. FC Magdeburg kommt bislang auf einen Zwei-Punkte-Schnitt (2,25), sodass der Klassenerhalt der Kickers fast schon einem kleinen Wunder gleichkäme.

Ein Rückzug von Türkgücü München vom Spielbetrieb würde die Lage weiter verschärfen, denn dann bekämen die Kickers drei Punkte aus dem Erfolg gegen die Münchner abgezogen und würden nach aktuellem Stand sieben Zähler hinter dem rettenden Ufer liegen. Sollte der Klassenerhalt nicht gelingen, wäre der FWK nach Rot-Weiss Ahlen (2011), Rot-Weiß Oberhausen (2012), Alemannia Aachen (2013) und dem FSV Frankfurt (2017) der fünfte Verein, der von der 2. Bundesliga direkt in die Regionalliga durchgereicht wird. Es wäre ein bitteres Schicksal – und der vorläufige Tiefpunkt einer Achterbahnfahrt, die im Juni 2020 mit einem mutmaßlich zu frühen Aufstieg angefangen hatte.

   

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