Tankulic im Interview: "Schwimmen gerne unter dem Radar mit"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Luka Tankulic vom SV Meppen über die Konsequenzen aus der jüngsten Niederlage beim abstiegsgefährdeten TSV Havelse (0:3), das richtungsweisende Duell gegen den direkten Konkurrenten TSV 1860 München, die zwei Wege zur erneuten DFB-Pokal-Teilnahme und den märchenhaften Verlauf seiner aktiven Laufbahn.
"Sind in der Bringschuld"
liga3-online.de: Der Schlussspurt in der 3. Liga beginnt. Noch ist rund ein Drittel der Saison zu absolvieren. Die ersten neun Klubs haben noch realistische Chancen, um den Aufstieg zu spielen. Wie bewerten Sie die aktuelle Konstellation, Herr Tankulic?
Luka Tankulic: Wie schon in den Jahren zuvor, ist die 3. Liga auch in diesem Jahr wie extrem eng beisammen. Magdeburg hat sicherlich einen bis zwei Schritte Vorsprung auf das Verfolgerfeld. Von daher gehe ich davon aus, dass es für das Verfolgerfeld um die übrigen beiden möglichen Aufstiegsplätz geht. Jetzt kommt es darauf an, welches Team am besten durch die Saison kommt. Verletzungen und Corona-Erkrankungen können über Sieg und Niederlage entscheiden. Von daher könnte am Ende die Kaderbreite entscheidend sein. Und da sehe ich uns sehr gut aufgestellt.
In der vergangenen Woche musste der SVM Meppen beim abstiegsbedrohten TSV Havelse (0:3) allerdings einen herben Dämpfer hinnehmen. Welche Konsequenzen hat das Team aus dieser Niederlage gezogen?
Wir haben die Niederlage intern besprochen und unsere Schlüsse daraus gezogen. Leider war es in dieser Saison nicht das erste Mal, dass wir unter die Räder kamen. Das liegt zum Teil auch daran, dass wir nach Rückstand das Risiko erhöhen, um vielleicht doch noch einmal zurück zu kommen. Wichtig ist aber, dass wir die einfachen Gegentore abstellen müssen. Solche Dinger dürfen wir uns im Endspurt nicht mehr erlauben.
Am Samstag ist der TSV 1860 München im Emsland zu Gast. Mit einem Sieg wäre es vermutlich ein Konkurrent weniger im Aufstiegsrennen. Wie wichtig ist die Begegnung?
Das Spiel ist für uns richtungsweisend. Besonders nach der ärgerlichen Niederlage in Havelse sind wir nun in der Bringschuld. Wir haben uns vorgenommen, uns auch gegen einen direkten Konkurrenten durchzusetzen. Da haben wir uns in der bisherigen Saison bislang schwergetan. Wir wissen aber um unsere Heimstärke. Diesen Vorteil wollen wir nutzen. Ich bin mir sicher, dass wir gegen 1860 wieder in die Erfolgsspur finden.
Noch in der vergangenen Saison war der SVM sportlich abgestiegen. Nun ist der Aufstieg im Bereich des Möglichen. Warum läuft es in dieser Saison so viel besser?
Wir haben in der vergangenen Sommerpause die zurückliegende Saison bis ins letzte Detail analysiert. Es war klar, dass wir viel torgefährlicher werden müssten. Wir haben erkannt, dass wir viel mehr in einem Spiel investieren und mehr gegen den Ball arbeiten müssen. Daran haben wir gearbeitet. Jetzt gilt es aber, den Flow aus der ersten Saisonhälfte bis zum Ende der Saison mitzunehmen. Uns wurde im Laufe der Saison oft nachgesagt, dass wir in der Rückrunde einbrechen würden. Nun wollen wir beweisen, dass wir nicht zu Unrecht dort oben stehen.
"Gleicht einem Märchen"
Im Landespokal steht der SV Meppen als Titelverteidiger und letzter Drittligist im Halbfinale. Damit gibt es noch zwei Möglichkeiten, sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren (4. Platz in der Liga oder Pokalsieg). Würde eine erneute Teilnahme im DFB-Pokal darüber trösten, den Aufstieg verpasst zu haben?
Wir sind nicht mit dem Ziel in die Saison gestartet, um den Aufstieg mitspielen zu wollen. Von daher sind wir in der komfortablen Situation, dass das Aufstiegsrennen ein Bonus für uns ist. Wir schwimmen aktuell gerne unter dem Radar mit und schauen, was sich in den nächsten Wochen ergeben kann. In erster Linie geht für uns noch immer darum, die nötigen Punkte gegen den Abstieg einzufahren. Wenn wir dieses Ziel erreicht haben, setzen wir uns einen neuen Maßstab. Im Landespokal sind wir aber nur noch zwei Siege von einer erneuten DFB-Pokal-Teilnahme entfernt. Eins steht fest: Das Ding wollen wir gewinnen. Alles in allem wäre das eine gelungene Saison.
Mit zwölf Toren nach 25 Spielen haben Sie außerdem die Möglichkeit, Torschützenkönig zu werden. Welche Bedeutung hätte diese Trophäe?
Für mich persönlich wäre das ein toller Erfolg. Mein Ziel ist es immer, der Mannschaft mit Toren und Assists zu helfen. Ich bin aber nicht in die Saison gegangen, die Torjägerkanone für mich zu beanspruchen. Viel wichtiger ist, dass wir als Team erfolgreich sind.
Nach Ihrer Zeit beim schottischen Erstligisten Dundee FC im Sommer 2015 waren ein halbes Jahr ohne Verein. Hätten Sie zu dem Zeitpunkt gedacht, dass Ihre Laufbahn noch einmal so einen Verlauf nimmt?
Diese fünf Monate waren eine extrem schwierige Zeit für mich. Während meiner Zeit in Schottland hätte ich nicht einmal damit gerechnet, überhaupt in die Arbeitslosigkeit zu rutschen. Die Phase ohne Verein hat mir aber gezeigt, dass sich im Leben nicht immer nur alles um Fußball dreht. Von daher hatte ich den Entschluss gefasst, auch die Zeit nach der aktiven Laufbahn zu planen. Bei den Sportfreunden Lotte habe ich dann nebenbei eine Ausbildung Im Büromanagement absolviert, um ein zweites Standbein aufzubauen. Dass ich nun um den Aufstieg in die 2. Bundesliga mitspiele, gleicht einem Märchen. Das zeigt aber vor allem eins: Im Fußball ist immer alles möglich. Besonders junge Spieler sollten daher nie den Fokus aus den Augen verlieren.