Nach Innenraum-Sturm: FCS spricht sich mit den Fans aus
Nachdem im Anschluss an die 0:1-Niederlage gegen Viktoria Köln am Samstag rund 50 Fans des 1. FC Saarbrücken in den Innenraum gestürmt waren und die Mannschaft zur Rede gestellt hatten, kam es am Sonntag zu einer Aussprache zwischen den Anhängern und den Verantwortlichen.
Verstörende Szenen
Es waren gleichermaßen verstörende wie beängstigende Szenen, als unmittelbar nach dem Schlusspfiff ein Fluchttor vor der Osttribüne zum Innenraum aufging, rund 50 Anhänger wutentbrannt in den Innenraum stürmten, an der Werbebande rüttelten und die Mannschaft anschließend teilweise wüst beschimpften. Beängstigend deshalb, weil der FCS seit dem 0:2 im Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern Anfang November zuhause ungeschlagen war und die Saarländer im zweiten Drittliga-Jahr als Fünfter nur zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz stehen. Verstörend, weil unter den Anhängern, die Richtung Innenraum drängten, auch ein Mann mit einem Kind auf dem Arm war, der sich noch dazu mit einem anderen Fan eine kurze tätliche Auseinandersetzung lieferte. Während Trainer Uwe Koschinat die Reaktion der Anhänger durchaus überraschend verstehen konnte, hatte Kapitän Manuel Zeitz kein Verständnis und sprach von einer "völlig übertriebenen Reaktion". Laut der "Saarbrücker Zeitung" sollen Spieler am Rande der Haupttribüne zudem bespuckt worden sein.
Am Tag danach konnte Sportdirektor Jürgen Luginger nur den Kopf schütteln: "Ich weigere mich, solche Menschen als Fans zu bezeichnen", sagt der 54-Jährige in der Zeitung. "Das sind einfach nur Chaoten." Nach der Einheit am Sonntag sprachen sich Luginger sowie Koschinat mit rund einem Dutzend Fanvertretern aus. "Sie haben sich von der Aktion und den Akteuren distanziert. Sie waren sehr reflektiert, haben die Situation erkannt", berichtet der Sportdirektor.
FCS begrüßt Fandialog
Wie aufgeheizt das Thema ist, zeigt auch die Tatsache, dass dem Verein die Aussprache sogar eine Pressemitteilung wert war. Unter dem Titel "FCS begrüßt Fandialog" ist von einem "konstruktiven Gedankenaustausch" die Rede. Für Koschinat, Luginger und auch die Pressestelle sei der Dialog "außerordentlich wichtig" gewesen, um die Ereignisse nach dem Spiel gegen Viktoria Köln nun besser einordnen zu können. "Wir sind stolz auf die Haltung unserer organisierten Fans, die sich in der überwiegenden Mehrheit klar von den Übergriffen distanziert haben."
Gleichzeitig zeigt sich der Klub "beeindruckt" von ihrem Realismus in Bezug auf die allgemeine Erwartungshaltung in dieser Saison und "ganz besonders" von ihrer Leidenschaft für den FCS. "Wir wissen selbst, dass unsere Mannschaft in den vergangenen beiden Spielen ihre eigene Zielsetzung nicht erfüllt hat und können daher die Enttäuschung unserer Anhänger gut verstehen. Nach dem heutigen spontanen Treffen mit unseren Fans wissen wir aber, dass unsere bisherige Leistung über die gesamte Saison hinweg insgesamt doch respektiert wird." Das gebe Kraft und Zuversicht für die kommenden Aufgaben. "Lasst uns also gemeinsam das Maximale aus dem Rest der Saison herausholen", lautet der Appell des Vereins. Ob er bei allen Gehör finden wird?
Janßens bemerkenswertes Statement
Die heftige Reaktion zu diesem Zeitpunkt der Saison veranlasste sogar Kölns Trainer Olaf Janßen auf der Pressekonferenz nach dem Spiel zu einem bemerkenswertes Statement: "Egal welches Ziel man hat: es geht nur gemeinsam. Da muss ich mir als Fan auch einfach mal die Frage stellen, ob es Sinn macht, auf den Platz zu laufen und die Spieler zu beschimpfen." Welche Antwort die Anhänger auf diese Frage gefunden haben, wird sich in den nächsten Spielen zeigen.
Der Innenraum-Sturm im Video: