"Haben keine faule Mannschaft": Köllner zeigt sich kämpferisch
Zwei Punkte aus vier Spielen, dazu zwei Niederlagen in Folge und die Kritik vom Präsidenten: die Stimmung beim TSV 1860 München ist schon nach kurzer Krise angespannt. Cheftrainer Michael Köllner zeigte sich vor dem nächsten Auftritt der Löwen umso entschlossener – und stellt sich weiterhin schützend vor seine Mannschaft.
"Verstehe die Kritik an unserem Spiel"
Die 0:2-Niederlage gegen Halle war für alle Beteiligten im Münchner Umfeld schwierig zu verdauen. Insbesondere natürlich für Cheftrainer Michael Köllner, dessen Mannschaft auch hinsichtlich ihres Charakters in die Kritik geraten war – beim eigenen Präsidenten. Aber auch sportlich erzeugte sie ein Nachbeben. "Natürlich war die Erwartung von vielen Leuten, dass wir ein riesiges Offensivspektakel zünden werden und den Gegner aus dem Stadion schießen. Das ist uns ja gegen Halle auch schonmal durchaus gelungen", blickte der 1860-Coach trotz vieler Worte noch einmal auf die vergangene Partie zurück. "Ich verstehe die Kritik an unserem Spiel, aber ich denke auch, dass unsere Mannschaft willens war."
Neben den eigenen Verfehlungen führte Köllner auch zwei entscheidende Situationen des Schiedsrichters an, die den Cheftrainer auch Tage nach der Partie in Rage brachten. "Eine Minute vor dem Gegentor gab es eine klare Fehlentscheidung bei Biankadis Balleroberung, bei der Stefan Lex alleine auf das Tor zugelaufen wäre. Das war niemals ein Foul. Beim Elfmeter zum 2:0, das hat jeder gesehen, war es eine klare Fehlentscheidung", erklärte Köllner – und wehrte sich vehement gegen die Kritik, dass seine Mannschaft krachend gescheitert sei. "Meine Spieler machen auch viele Fehler auf dem Platz, der Schiedsrichter macht auch nicht immer alles richtig. Da kann ich nachher nicht nur sagen, dass meine Spieler die Blöden sind." Und einmal in Fahrt, holte Köllner zur eigenen Rundum-Kritik aus.
Köllner wehrt sich gegen Unterstellungen
"Wenn ich manchmal Diskussionen sehe", so der 1860-Coach, "da habe ich das Gefühl, dass wir vier Tage in der Woche frei haben und nur mal ein bisschen trainieren, um dann ein bisschen Drittliga-Fußball zu spielen. Wir hatten im ganzen Februar nur vier freie Tage, die Corona-Infizierten drei Tage. Ich möchte einen Arbeitnehmer sehen, der mit vier freien Tagen im Monat zurecht kommt." Den Charakter seiner Mannschaft infrage zu stellen, sogar zu unterstellen, eine "faule Mannschaft zu haben", hielt Köllner für den falschen Weg. "Irgendwelche Fans wollen dann in Erinnerung an manche meiner Vorgänger ein Straftraining sehen, dass die Spieler an der Bande hängen und abkotzen. Das ist nicht zielführend", stellte sich Köllner schützend vor seine Mannschaft.
Wohlwissend, dass die Löwen in der Bringschuld sind. "Wenn die Zuschauer vor Ende eines Spiels gehen, dann hast du nicht alles richtig gemacht", hielt Köllner daher auch klar fest. Auch in Zwickau erwartet die Sechzger daher wieder ein schwieriges Spiel, das die Mannschaft im aktuellen Zustand nicht im Vorbeilaufen gewinnen wird. Dennoch war der Übungsleiter davon überzeugt, auch mit Hinblick auf die bevorstehende Englische Woche, dass 1860 wieder punkten wird. Wie dann die genaue Zielsetzung im Endspurt sein wird, ließ Köllner aufgrund des aktuellen Standes offen. Nur soviel machte der 52-Jährige deutlich: "Das Fell des Bären sollten wir erst verteilen, wenn der Bär tot ist." Fehlen werden in Zwickau unterdessen Semi Belkahia (Gelbsperre), Keanu Staude (Herzmuskelentzündung), Daniel Wein (Fußverletzung) und Marius Willsch, der im Aufbautraining einen Rückschlag erlitt und wieder das Reha-Programm aufnehmen musste.