Krauße während des Spiels genäht: "Wollte den Jungs helfen"
Nicht nur im übertragenen Sinne, sondern auch wortwörtlich hat Eintracht Braunschweig in Mannheim eine Menge Blut und Schweiß gelassen: Robin Krauße trug nach einem Foul von Schnatterer einen Cut am Kopf davon, ließ sich aber nicht auswechseln, sondern wurde während des laufenden Spiels genäht, spielte weiter – und durfte am Ende einen historischen Erfolg bejubeln.
Auswechseln keine Option
Eigentlich war die Partie für Robin Krauße nach 15 Minuten vorbei, nachdem er von Marc Schnatterer böse mit den Stollen am Kopf getroffen wurde und einen Cut davontrug. Sofort lief der 27-Jährige blutüberströmt in die Kabine – der Grund: "Mein dreijähriger Sohn sitzt zu Hause vor dem Fernseher, der muss das nicht sehen", klärte Krauße nach der Partie bei "MagentaSport" auf. Eine Auswechslung kam er für ihn nicht in Frage: "Das Adrenalin war so da. Ich habe gesagt: 'Nicht wechseln. Mach das schnell und gut ist.'"
Mit fünf Stichen wurde Krauße genäht, sodass er nach sechs Minuten mit einem Turban zurück auf den Platz kam, während seine Mannschaft zwischenzeitlich in Unterzahl weitergespielt hatte. Schnatterer, der sich für das Foul entschuldigte, empfing ihn mit einer Umarmung, das Publikum applaudierte. "Die Entscheidung, dass ich weiterspiele, habe ich nach Rücksprache mit den Ärzten selber getroffen", betonte Krauße und begründete das so: "Wir hatten anfangs eine Druckphase zu überstehen, die war da noch nicht vorbei. Es war einfach so, dass ich den Jungs helfen wollte."
Das tat er durch seinen Einsatz, denn trotz Turban ging er anschließend keinem Zweikampf aus dem Weg. Belohnt wurde das am Ende mit einem deutlichen 3:0-Erfolg. "Es war heute einfach ein geiles Spiel, in einem geilen Stadion, da will man auf dem Platz stehen und Spaß haben." Seinen Mitspielern bescheinigte Krauße eine "sensationelle" und "überragende" Leistung. "Einfach geil. Das war der Wahnsinn." Zwar brummte der Schädel nach Abpfiff noch ordentlich, "aber das ist egal, wenn man das Spiel gesehen hat".
Ein historischer Erfolg
Erstmals überhaupt konnte Braunschweig in Mannheim gewinnen – ein historischer Erfolg also. "Dass wir gut drauf sind, wussten wir", sagte Trainer Michael Schiele. "Aber dass wir mit drei Toren gewinnen, hätte ich nicht gedacht", zeigte sich der BTSV-Coach überrascht. Noch vor der Pause sorgte Maurice Multhaup für das 1:0 (39.). "Das Tor fällt natürlich zu einem super Zeitpunkt", strahlte Schiele. "Und wie wir dann aus der Halbzeit rauskommen, ist natürlich überragend." Was der Eintracht-Coach meinte: Binnen sechs Minuten schraubten Multhaup (48.) und Michael Schultz (54.) das Ergebnis zu Beginn des zweiten Durchgangs auf 3:0 hoch und sorgten damit früh für die Entscheidung.
Dass die Eintracht kurz vor der Pause einen Elfmeter zugesprochen bekam, der dann aber zurückgenommen wurde, fiel nicht schwerer ins Gewicht – im Gegenteil: "Das hat uns zusätzlich motiviert, hier 100 Prozent zu geben", sagte Schiele und stellte fest, dass sein Team "gegen Widerstände ankämpfe musste". Das gelang den Niedersachsen mit Bravour. Es war der erste Sieg gegen ein Spitzenteam in dieser Saison, zudem blieb der BTSV bereits zum achten Mal in einem Auswärtsspiel ohne Gegentor.
In der Tabelle führt das dazu, dass Braunschweig den dritten Platz gefestigt hat, dem FCK weiter auf den Fersen ist und den Vorsprung zum Waldhof auf fünf Zähler ausgebaut hat – bei noch einem Nachholspiel in der Hinterhand. Am kommenden Samstag steht für den BTSV nun das nächste Topspiel an: der 1. FC Saarbrücken gastiert an der Hamburger Straße. Mit einem weiteren Sieg, es wäre der vierte in Folge, würde Braunschweig die Saarländer auf fünf Punkte distanzieren. Ob dafür genauso viel Schweiß und Blut nötig ist wie in Mannheim?