Berlin weiter im freien Fall: "Viele wären gern an unsere Stelle"
Auch im zweiten Spiel unter Neu-Trainer Farat Toku blieb Viktoria Berlin durch die 0:2-Niederlage gegen 1860 München am Freitagabend ohne Sieg und wartet nun schon seit neun Spielen auf drei Punkte. Nach der Partie übte sich der Nachfolger von Benedetto Muzzicato in Durchhalteparole – und sorgte mit mehreren Aussagen für Verwunderung.
"Abstand zu München war nicht zu erkennen"
Toku verzichtete trotz seines verdorbenen Debüts im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auf eine Schelte und verteilte stattdessen vielmehr Zuckerbrot. "Wir haben ein gutes Spiel abgeliefert", erklärte der 41-Jährige im "MagentaSport"-Interview und meinte durchaus überraschend: "Ich glaube, dass man nicht erkennen konnte, dass wir in der Tabelle so einen großen Abstand zu 1860 München haben." Doch anders als von Toku wahrgenommen, machte die Begegnung nicht nur die momentan 20 Punkte Rückstand der Berliner auf die Löwen deutlich, sondern fast auch schon einen Klassenunterschied. Berlin war vollkommen harmlos und kam nach Münchens früher Führung schon nach drei Minuten nicht annähernd in die Nähe eines Remis.
Die Ursache für die harmlose Performance im Angriff liegen für Toku im schwer angeschlagenen Selbstvertrauen. "In der Box fehlt uns etwas die Überzeugung", dozierte der Viktoria-Trainer in der Pressekonferenz: "Es fehlt der letzte Schuss, manchmal auch der letzte Willen."
Eine Bilanz des Grauens
Auf jeden Fall fehlt Berlin im Kampf um den Klassenerhalt das Momentum – und blickt auf eine Bilanz des Grauens: Noch gar kein Sieg seit dem Jahreswechsel, nur ein Sieg aus den vergangenen 15 Spielen, nur ein Punkt aus den zurückliegenden sechs Begegnungen, nur zwei Zähler aus den letzten neun Auftritten, drei Heimniederlagen in Serie und seit schon über vier Monaten auf eigenem Platz ohne Erfolgserlebnis – lediglich der Punktabzug von Ligarivale Türkgücü München hält Berlin über dem Strich.
Dennoch droht Tokus Mannschaft ohne eine schnelle Trendwende ein historischer Negativrekord: Noch nie in der Geschichte der Liga stieg ein Klub ab, der wie Berlin zu Beginn der laufenden Saison in der Tabelle an den ersten zehn Spieltagen immer in der Aufstiegszone gestanden hatte. Von Abstieg jedoch wollte Toku nach dem Abpfiff des Duells mit München nichts wissen und wehrte sich deswegen auch gegen die Bezeichnung "Endspiel" für das nächste Match seiner Mannschaft am Mittwoch gegen Abstiegskonkurrent FSV Zwickau: "Es gibt noch genug Spiele und Punkte. Viele wären in der Tabelle gern an unserer Stelle." Eine Aussage, die allerdings nur auf die vier Mannschaften zutrifft, die unterhalb der Viktoria rangieren.