Heraf über Türkgücü-Aus: "Waren auf uns allein gestellt"

Der sofortige Rückzug von Türkgücü München kam nicht mehr wirklich überraschend und versetzt doch die ganze 3. Liga in einen Schockzustand. Besonders bitter ist die Situation aber für die Spieler des deutsch-türkischen Klubs, die am Donnerstag zu einem letzten Training zusammen kamen und sich nun nach neuen Arbeitsgebern umsehen müssen. Dabei ließ Trainer Andreas Heraf in einem Interview mit "Sky" tief blicken, als er über die verzweifelte Situation der vergangenen Wochen sprach. 

"Haben damit gerechnet"

Es herrscht strahlender Sonnenschein über dem Trainingsgelände von Türkgücü München, als Trainer Andreas Heraf am Donnerstag für ein kurzes Interview vor die Kamera von "Sky" tritt. Im Hintergrund sammeln die Spieler die letzten Bälle und Wasserkisten ein und machen sich auf den Weg in Richtung Kabine. So weit könnte es ein ganz normaler Trainingstag bei frühlingshaften Temperaturen gewesen sein. Tatsächlich war es aber die letzte Übungseinheit des Teams von Türkgücü München, womöglich sogar das letzte Training des gesamten Vereins überhaupt. Denn wenige Stunden zuvor wurde bekannt, dass der Aufsteiger aus der vorletzten Saison vorzeitig den Spielbetrieb einstellen und sich mit sofortiger Wirkung aus der 3. Liga zurückziehen wird.

"Das ist ein trauriger Moment für den Verein, die Spieler und das Trainerteam, aber in Wahrheit haben wir schon damit gerechnet", verrät der 54-jährige Heraf, der erst im Dezember bei Türkgücü angeheuert hatte und eigentlich den Klassenerhalt mit den Münchnern schaffen sollte. Früh wurde ihm allerdings klar, dass den Verein nicht nur Probleme sportlicher Art plagen. Als im Januar mit Hasan Kivran der langjährige Präsident und Geldgeber des Vereins ausstieg, sollte nichts mehr so sein, wie es sich Heraf vorgestellt hatte.

Lob an das Team

"Mit dem Abgang von Kivran war eigentlich alles kaputt", so der Österreicher, dem der Präsident zuvor eigentlich noch fünf Neuzugänge versprochen hatte. Aber: "Von einem Tag auf den anderen ist da der Kontakt abgerissen. Und auch mit dem Rest des Vereins ist es weniger und weniger geworden. Also waren wir eigentlich auf uns alleine gestellt. Wir haben aber bis zum letzten Tag – bis zur letzten Minute – unser Ding durchgezogen und jetzt ist der Augenblick gekommen, die Taschen zu packen."

Spieler und Trainer seien durch die schwere Situation zusammengeschweißt worden, sagt Heraf und spricht zum Abschied noch ein großes Lob an sein Team aus: "Die Jungs sind mir ans Herz gewachsen. Die kleine Gruppe, die noch übriggeblieben ist und bis zum letzten Blutstropfen alles gegeben hat. Das findet man nicht so oft im Fußballgeschäft, das ein sehr hartes und schmutziges Geschäft ist und darum tut es mir richtig Leid, dass es jetzt zu Ende ist."

Entschuldigung an die anderen Vereine

Leid tun Heraf allerdings auch die anderen Vereine, die nach dem Rückzug von Türkgücü plötzlich eine vollkommen veränderte Tabellensituation vorfinden. "Das ist natürlich eine Wettbewerbsverzerrung. Die einen profitieren davon und die anderen leiden darunter", so der 54-Jährige. Anders, als er das zuletzt in der Öffentlichkeit wahrgenommen habe, seien aber weder er, noch seine Spieler Schuld am Rückzug des Vereins: "Wir wollten unbedingt zu Ende spielen, aber das hat die Situation nicht mehr hergegeben." Nun geht es für die Profis von Türkgücü München stattdessen in den kommenden Tagen zum Arbeitsamt, bevor die Suche nach neuen Arbeitgebern für die kommende Saison beginnt.

   

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