Kraus im Interview: "In der ganzen Region ist die Euphorie zu spüren"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Kevin Kraus vom Aufstiegsaspiranten 1. FC Kaiserslautern über die Gründe für die stabile Defensive, die Marschroute für das Spiel gegen den MSV Duisburg, das brisante Finale vor den Fernsehgeräten und seinen bislang einzigen Bundesliga-Auftritt.
"Haben noch nichts erreicht"
liga3-online.de: Der 1. FC Kaiserslautern steht erstmals seit 2018 wieder vor der Rückkehr in die 2. Bundesliga. Wie sehr spürt man die Euphorie in der Pfalz, Herr Kraus?
Kevin Kraus: Die Stimmung ist derzeit hervorragend. Nicht nur bei unseren Heimspielen herrscht eine super Atmosphäre. Auch bei den Auswärtsfahrten unterstützen uns unsere Anhänger auf eine beindruckende Art und Weise. In der ganzen Region ist die Euphorie zu spüren. Das wollen wir unseren Fans mit guten Leistungen gerne zurückgeben. Unabhängig davon wissen wir, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts erreicht haben. Am Samstag müssen wir daher gegen Duisburg konzentriert weiterarbeiten. Darauf liegt unser ganzer Fokus.
"Mit der Offensive gewinnt man Spiele, mit der Defensive Meisterschaften": Die Weisheit trifft in dieser Saison voll und ganz auf den FCK zu. Bereits 19 Mal blieben die Roten Teufel in dieser Saison ohne Gegentor. Was macht die Verteidigung so stark?
Das ist ein Produkt der gesamten Mannschaft. Unsere Jungs vorne laufen die gegnerischen Spieler bereits sehr früh an, sodass es für die Gegner sehr schwierig ist, sich überhaupt Torchancen zu erarbeiten. Wenn es dann doch zu einem Abschluss kommt, haben wir mit Matheo Raab einen hervorragenden Torwart zwischen den Pfosten. Wir alle haben uns das Ziel gesetzt, immer zu Null spielen zu wollen. Durch unseren Einsatz und unseren Willen nehmen wir die Fans mit, die uns dann wiederum in schwierigen Situationen vorantreiben.
Zehn der 17 Gegentore haben Sie gegen Mannschaften kassiert, die aktuell noch gegen den Abstieg spielen. Woran liegt das?
Ich glaube nicht, dass es dafür einen bestimmten Grund gibt. Jede Mannschaft in der 3. Liga hat ihre Qualitäten. Besonders in der Offensive müssen sich die wenigsten Klubs verstecken. Von daher geht es in jedem Spiel immer wieder darum, an seine Leistungsgrenze zu gehen, um ein Spiel gewinnen zu können. Dass es jetzt doch einige Gegentore gegen Abstiegskandidaten sind, ist wohl eher Zufall.
Nach dem 8. Spieltag hatte der FCK gerade einmal fünf Punkte auf dem Konto. Hatten Sie zu dem Zeitpunkt noch daran geglaubt, dass der Aufstieg in die 2. Bundesliga möglich ist?
Den Start in die neue Saison hatten wir uns alle ein wenig anders vorgestellt. Vieles, was wir uns in der Sommervorbereitung vorgenommen hatten, hat nicht von Beginn an so funktioniert, wie wir es gerne hätten. Aber da wir in den letzten Jahren lange gegen den Abstieg gespielt haben, sind wir die Aufgaben immer mit viel Demut angegangen. Durch das torlose Remis gegen den SV Waldhof Mannheim in doppelter Unterzahl haben wir es dann geschafft, uns aus dem Negativtrend zu befreien.
Nun steht das Heimspiel gegen den MSV Duisburg auf dem Programm. In der Hinrunde gab es ein 1:1. Worauf wird es nun gegen Duisburg ankommen, um dieses Mal die drei Punkte einzufahren?
Unser primäres Ziel ist es immer, hinten den Kasten sauber zu halten. Wir wissen, welche individuellen Stärken wir haben und dass wir immer in der Lage sind, einen Treffer zu erzielen. Wir sind uns aber auch bewusst, dass der MSV Duisburg mitten im Abstiegskampf steckt und sich für den Sieg zerreißen wird. Diese Phase hatten wir in der vergangenen Saison auch und wissen daher, welche Kräfte der Abstiegskampf in einem wecken kann. Sollten wir aber in Führung gehen, dann bin ich mir sicher, dass wir den Sieg auch über die Bühne bringen können.
"Ausgangslage weiter verbessern"
Durch den Rückzug von Türkgücü München entsteht für den FCK die brisante Situation, am letzten Spieltag gar nicht im Einsatz zu sein. Ist es das schlimmste Szenario, wenn man am letzten Spieltag vor dem Fernsehgerät um den Aufstieg bangen muss?
Das ist für uns sicherlich keine optimale Situation. Soweit haben wir uns aber noch keine Gedanken gemacht. Bis hierhin haben wir uns eine sehr gute Ausgangslage erspielt. Diese wollen wir im ersten Schritt mit einem Sieg gegen Duisburg weiter verbessern.
Wurde schon geplant, wo die Mannschaft den letzten Spieltag verfolgen wird?
Nein, dafür ist es noch zu früh! Ich gehe aber davon aus, dass wir den letzten Spieltag mit der gesamten Mannschaft schauen werden.
Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Wie sehr hängt die Entscheidung von einem möglichen Aufstieg in die 2. Bundesliga ab?
Eine weitere Frage, über die ich mir noch keine Gedanken gemacht habe (lacht). Da mache ich mir aber auch gar keinen Stress. Ich bin schon lange genug im Fußball-Geschäft und weiß, wie schnelllebig dieser Sport sein kann. Sobald wir die Saison zu Ende gespielt haben, ist noch immer genug Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Bis dahin will ich mich voll und ganz auf die verbliebenen sechs Duelle konzentrieren.
Für den 1. FC Heidenheim und die SpVgg Greuther Fürth haben Sie in der 2. Bundesliga bislang 97 Partien absolviert. Ist es ein Ziel, mindestens die 100 Einsätze voll zu bekommen?
Auch nach 100 Einsätzen soll noch nicht Schluss sein. Da können gerne noch ein paar weitere hinzukommen (lacht).
Für Eintracht Frankfurt haben Sie außerdem in der Saison 2010/2011 ein Spiel über 90 Minuten in der 1. Bundesliga absolviert. Das Spiel gegen Hannover 96 ging allerdings 0:3 verloren. Wie blicken Sie auf diese eine Begegnung als damals 18-Jähriger zurück?
Auch wenn ich mich im Nachhinein noch ein wenig über das Ergebnis ärgere, war es ein sehr schöner Moment in meiner Laufbahn. Darauf bin ich sehr stolz. Aufgrund einiger Sperren und Verletzungen bin ich damals in die Startelf gerutscht. Ich finde, ich die Aufgabe damals dennoch ganz gut gelöst habe. Nur schade, dass es nicht noch zu weiteren Einsätzen gekommen ist.