Winterfazit Stuttgarter Kickers: Viele Punkte liegen gelassen
Der erste Teil der Drittliga-Saison ist Geschichte – bis auf einige Ausnahmen haben die Vereine 22 Spiele absolviert. Grund genug, die bisherige Saison einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Winterfazit widmet sich liga3-online.de den Stuttgarter Kickers. Die Blauen konnten bisher fünf Spiele für sich entscheiden, spielten fünf Mal Remis und gingen elf Mal als Verlierer vom Platz. Damit stehen die Schwaben mit 21 Punkten noch knapp über dem Strich auf Platz 17 und haben noch ein Nachholspiel gegen Wehen Wiesbaden. Aus den letzten neun Spielen konnten die Stuttgarter nur eines gewinnen: Am 1. Dezember schlugen sie Hansa Rostock mit 2:0. Im letzten Spiel vor der Winterpause mussten sie sich Heidenheim zuhause mit 0:2 geschlagen geben.
Das lief bisher gut
Die Mannschaft zeigte sich vor allem zu Beginn der Saison spielerisch sehr stark und konnte mit jedem Gegner mithalten. Ein Beispiel dafür ist der 3:0-Heimsieg gegen Tabellenführer VfL Osnabrück am 6. Spieltag. Auch die Moral der Mannschaft stimmte, nach Rückständen spielte die Mannschaft in schwierigen Saisonphasen immer wieder nach vorne und versuchte etwas Zählbares mitzunehmen. Gegen Darmstadt, Spiel eins nach Dirk Schuster, fiel in letzter Sekunde noch der 1:1 Ausgleich durch Marco Grüttner. Außerdem haben die Degerlocher mit nur 25 Gegentoren die fünftbeste Abwehr der Liga. Kein anderer Abstiegskandidat steht in der Defensive so sicher. Auch die Fans der Kickers sind ein echter Rückhalt für die Mannschaft, sie unterstützen ihren Verein in jedem Spiel, auch wenn es zuletzt nur ein Sieg aus den letzten neun Begegnungen gab. Nach Niederlagen applaudierten sie der Mannschaft, da sie die Bemühungen und Einsatzbereitschaft honorieren, auch wenn oftmals die Ergebnisse nicht simmten. Das gesamte Umfeld bleibt auf dem Boden und jeder weiß, dass das Ziel nur „Klassenerhalt“ lauten kann.
Das lief bisher nicht gut
Die Mannschaft zeigte sich in der kompletten Hinrunde zu uneffektiv vor dem gegnerischen Tor. Oftmals hatten die Blauen mehr Torchancen und mehr Ballbesitz als der Gegner, gingen aber trotzdem als Verlierer vom Platz. Beim 0:0 im Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden verschossen die Blauen gleich zwei Elfmeter, stellvertretend für die schwache Chancenauswertung. Denn wie in diesem Spiel ließen die Degerlocher oftmals viel zu viele Punkte leichtfertig liegen. Ein weiterer Punkt, warum die Kickers nun mitten im Abstiegskampf stecken, sind die individuellen Fehler. Ballverluste durch katastrophale Fehlpässe (in Bielefeld), missglückte Alleingänge im Aufbauspiel (gegen Saarbrücken) oder unglückliche Schussversuche (gegen Heidenheim) führten immer zu direkten Gegentoren. Immer war es ein anderer Spieler, der sich einen Aussetzer leistete, die einem bei den kaltschnäuzigen Gegnern der dritten Liga einfach nicht passieren dürfen und sofort bestraft werden. Bei den Blauen mangelt es außerdem an der Kreativität aus dem Mittelfeld. Vor allem nach der Verletzung von Enzo Marchese am 14. Spieltag fehlen die Ideen die gegnerische Abwehr in ernsthafte Bedrängnis zu bringen. Diese haben sich nach den starken Auftritten zu Beginn der Saison auf die Blauen besser eingestellt und so tut sich Marco Grüttner als einziger Stürmer oft schwer.
Bester Spieler: Marco Grüttner
Torjäger Marco Grüttner ist die personifizierte Lebensversicherung des Vereins. Er verpasste bisher keine einzige Minute und war schon elf mal als Torschütze erfolgreich, damit traf er jetzt schon so häufig wie in der gesamten abgelaufenen Saison in der Regionalliga Süd. Ohne ihn wären die Degerlocher abgeschlagener Tabellenletzter, denn er schoss mehr als die Hälfte aller Kickerstore. Als alleiniger Stürmer wird er oftmals doppelt gedeckt, schafft es aber trotzdem immer wieder sich durchzusetzen oder die Bälle auf seine Mitspieler zurückzulegen. Der gebürtige Ludwigsburger ist besonders laufstark und so schafft er es immer wieder Bälle zu gewinnen und die gegnerischen Abwehr unter Druck zu setzten.
Schwächste Spieler: Alvarez Rühle
Die Neueinkäufe Marcos Alvarez und Tobias Rühle blieben bisher hinter den Erwartungen zurück. Guido Buchwalds „Wunschspieler“ Alvarez wurde zu Beginn immer nur eingewechselt und konnte nicht auf sich aufmerksam machen. Zwischenzeitlich wurde er sogar in die zweite Mannschaft verbannt und als er nach einer Verletzung zurückkehrte, schien er mit der Spielmacherrolle überfordert. Bei Kontersituationen erwies er sich oft als zu langsam, blieb ohne Tor, und bereitete nur zwei vor – zu wenig für einen offensiven Mittelfeldspieler. Der erfahrene Drittligastürmer Tobias Rühle traf nur einmal und verlor durch seine Dribblings oft unnötig die Bälle. Er muss sich in der Rückrunde deutlich steigern, damit Marco Grüttner nicht der einzige torgefährliche Kickers-Spieler bleibt.
Transfermarkt
Die Kickers wollen sich zur Rückrunde in allen Mannschaftsteilen verstärken, konkrete Namen sind aber noch nicht bekannt. Den Verein verlassen wird aller Voraussicht nach Stürmer Peter Sprung, der bei seinem Ex-Verein Bayern Alzenau im Gespräch ist. Die drei Torhüter (Krauss, Güvenc, Wagner) bleiben dem Verein hingegen erhalten. Alle drei kamen in der Hinrunde zum Einsatz. Zuvor war es angedacht einen in der Winterpause abzugeben, doch nun will man aufgrund des Verletzungsrisikos mit drei Keepern in die Rückrunde gehen. Um die Klasse zu halten, brauchen die Kickers qualitativ gute Verstärkungen, wenngleich die finanziellen Mittel des Vereins keine großen Namen zulassen. Albert Streit (Alemannia Aachen) war zwischenzeitlich im Gespräch, ist aber zu teuer für die Blauen.
Fazit
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Schwaben zu viele Punkte unnötig liegen gelassen haben. Nur ein Sieg aus den letzten neun Spielen zeigt, dass die Mannschaft dringend Verstärkungen für die Rückrunde braucht. um den Klassenerhalt zu schaffen. Positiv ist, dass man mit Gerd Dais nun einen Drittliga-erfahrenen Trainer gefunden hat, dem der Klassenerhalt vom gesamten Umfeld zugetraut wird.
Ausblick
Die Blauen sind sehr von ihrem besten Torjäger Marco Grüttner abhängig. Deshalb braucht der Verein weitere torgefährliche Spieler, um die Klasse halten zu können. Mit Enzo Marchese wird der Kapitän und Spielmacher im Januar zurück ins Team kehren und somit auch wieder mehr Kreativität ins Spiel der Blauen bringen. Nur wenn die Mannschaft punktuell verstärkt wird, weiterhin als Einheit auftritt und effektiver vor dem gegnerischen Tor wird ist der Klassenerhalt machbar. Gut möglich, dass die Entscheidung im Kampf um den Klassenerhalt auch erst am 38. Spieltag gegen die von Ex-Kickers Trainer Dirk Schuster trainierten Darmstädter fällt.