2020/21: Rekorderträge, aber Höchststand bei Personalkosten
Mit durchschnittlich 11,36 Millionen Euro haben die Erträge der Drittligisten in der Saison 2020/21 trotz der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie einen neuen Höchststand in der Geschichte der 3. Liga erreicht. Die Ausgaben der Klubs sanken dagegen zwar, allerdings lagen die Personalausgaben mit durchschnittlich 4,9 Millionen Euro so hoch wie noch nie. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Saisonreport des DFB hervor.
Erlöse im Schnitt von 11,36 Millionen Euro
Keine Frage: Corona hat die Drittligisten in der vergangenen Saison stark getroffen, wobei die Pandemie keine "dramatische Schieflage" der gesamte Liga ausgelöst habe, wie der DFB betont. Allerdings mussten bis wenige Ausnahmen zu Beginn der Spielzeit sämtliche Spiele vor leeren Rängen ausgetragen werden, was zu erheblichen Verlusten bei den Zuschauereinnahmen führte: Machten die Erträge aus den Spielen vor Corona im Schnitt etwa 20 Prozent aus, waren es in der letzten Saison nur noch drei Prozent. Umso bemerkenswerter, dass die Klubs (Bayern II als U23-Team ausgenommen) dennoch 215,8 Millionen Euro erwirtschafteten – und damit einen Rekord aufstellten. Zum Vergleich: In der Saison 2019/20 lagen die Gesamterträge bei 205 Millionen Euro. Im Schnitt verbuchte jeder Klub einen Erlös von 11,36 Millionen Euro – im Vorjahr waren es 10,8 Millionen Euro.
Zurückzuführen ist der neue Höchststand nach DFB-Angaben vor allem auf öffentliche Zuschüsse wie Corona-Hilfen und Überbrückungsgelder. So erwirtschafteten die Klubs im Bereich "Sonstiges" im Schnitt 6,3 Millionen Euro – und damit rund 2,67 Millionen Euro mehr als in der Vorsaison. Der Anteil an den Gesamterlösen beträgt 55 Prozent und stellt den mit Abstand größten Posten. Zum Vergleich: In den letzten Jahren lag der Anteil bei lediglich 30 bis 33 Prozent. Die Erlöse aus dem Sponsoring betrugen durchschnittlich 3,6 Millionen Euro und liegen damit nur leicht unter dem Niveau der vergangenen Saison (4,1 Millionen Euro). Die Transfererlöse sind unterdessen im Vergleich zum Vorjahr (durchschnittlich 0,72 Millionen Euro pro Klub) auf 0,49 Millionen Euro gesunken.
Personalkosten trotz Corona deutlich gestiegen
Auch die Gesamtaufwendungen der Vereine sind gesunken. Wurde in der Saison 2019/20 mit 235,6 Millionen Euro und durchschnittlich 12,4 Millionen Euro pro Klub noch ein neuer Höchststand erreicht, gaben die Klubs nun 224 Millionen Euro aus, was einen Schnitt von 11,8 Millionen Euro bedeutet – ein Rückgang von 0,6 Millionen Euro. Dass die Ausgaben insgesamt gesunken sind, überrascht.
Schließlich sind die Kosten für Gehälter von Spielern und Trainern deutlich angestiegen und haben mit 4,92 Millionen Euro einen neuen Höchststand erreicht. Konkret handelt es sich um eine Steigerung von 16 Prozent gegenüber der Vorsaison (4,24 Millionen Euro) und knapp einer Million Euro innerhalb von zwei Spielzeiten. "Das stimmt uns nachdenklich", sagte Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb der DFB GmbH & Co. KG, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Der Personalaufwand bleibt damit der größte Aufwandsposten (41,7 Prozent).
Die Aufwendungen für den Spielbetrieb sind dagegen zurückgegangen. Waren es in Saison 2019/20 im Schnitt noch 2,61 Millionen Euro, gaben die Vereine in der vergangenen Spielzeit durchschnittlich nur noch 1,87 Millionen Euro aus. Der Grund: Die Kosten für Kassen-, Ordnungs- und Sanitätsdienst sind durch die Geisterspiele deutlich gesunken.
13 Klubs mit roten Zahlen
Wie in der Vorsaison erzielten nur sechs der 19 Klubs einen Gewinn, gleich 13 Vereine (ebenfalls wie in der Vorsaison) schrieben rote Zahlen. Immerhin: Der Verlust fiel mit durchschnittlich rund 0,45 Millionen Euro deutlich geringer aus als in der Spielzeit davor (1,6 Millionen Euro). Immerhin neun Klubs verfügten zum Stichtag 31. Dezember 2020 über ein positives Eigenkapital, bei zehn war es negativ. Das durchschnittliche Eigenkapital ist zum zweiten Mal in Folge positiv, fällt mit durchschnittlich 0,8 Millionen Euro aber etwas geringer aus zum 31. Dezember 2019 (1,15 Millionen Euro). "Die Zielsetzung muss sein, dass ein Großteil der Klubs über ein positives Eigenkapital verfügt", so Hartmann.
Aus dem "Financial Fairplay" nahmen Dynamo Dresden (76.000 Euro) und Hansa Rostock (67.000 Euro) am meisten ein, beim Nachwuchsfördertopf konnten die SpVgg Unterhaching (465.000 Euro) und der FC Ingolstadt (405.000 Euro) die höchsten Erlöse erzielen.
Um die Klubs künftig zu einem besseren wirtschaften zu verpflichten, hat der DFB nach Empfehlungen der Task Force "Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga" im Herbst 2021 ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt. Die ersten verabschiedeten Maßnahmen greifen mit Beginn der Saison 2022/2023, weitere Beschlüsse – wie die Verschärfung der Eigenkapitalauflage und die Verankerung des Financial Fairplay im Zulassungsverfahren – sind ab 2023/2024 verbindlich. "Die 3. Liga macht damit einen großen Schritt nach vorne", so DFB-Vizepräsident Peter Frymuth.
TV-Reichweite gesunken
Die TV-Reichweite im Free-TV ist gegenüber der Saison 2019/20 unterdessen um 4 Prozent von 760 Millionen auf 733 Millionen zurückgegangen, was unter anderem damit zusammenhing, dass die ARD-Sender aufgrund von coronabedingten Spielabsagen nur 82 von 86 Spielen live übertrugen. Allein die ARD und der MDR erreichten dabei mehr als die Hälfte der Zuschauer. Im Schnitt schauten 290.000 Fans zu (Vorjahr: 344.000).
Das meistgesehene Spiel war die Partie vom 1. Spieltag zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Dynamo Dresden, die 1,3 Millionen Zuschauer vor die TV-Bildschirme lockte. Beide Vereine hatten in der Endabrechnung auch die höchste Reichweite aller Klubs (Dynamo: 7,05 / Lautern: 5,04 Millionen). Am geringsten war das Interesse am SC Verl (0,55 Mio.) und Bayern II (0,46 Mio). Die längste Beitragsdauer verzeichnete der 1. FC Kaiserslautern (63 Stunden).