Würzburg hofft auf "den letzten Strohhalm" gegen Braunschweig
Spielten die Würzburger Kickers in der vergangenen Saison noch in der 2. Bundesliga, könnte die Realität bald die Regionalliga sein. Die Mainfranken benötigen mindestens vier Siege aus den letzten fünf Spielen, um die Klasse noch halten zu können. Ihr Coach Ralf Santelli sieht in dieser unmöglich erscheinenden Ausgangslage aber auch "einen letzten Strohhalm" für das Spiel beim Eintracht Braunschweig.
Santelli ohne Kontakt zur Bank auf der Tribüne
Kein Handy und kein Walki Talki. Wenn die Würzburger Kickers am Samstagnachmittag bei Eintracht Braunschweig antreten, wird ihr Trainer Ralf Santelli nur auf der Tribüne Platz nehmen dürfen und dort auf jeglichen Kontakt zur Bank verzichten müssen. Das ist die Strafe für die rote Karte, die der 53-Jährige im Nachgang zur 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern in der vergangenen Woche kassiert hatte und die er nun so hinnimmt. Nicht einmal für Familienangelegenheiten oder für einen Blick auf die Uhr werde er sein Telefon zur Hand nehmen, verriet Santelli auf der Spieltags-PK. "Wir werden sicherlich beobachtet, und wenn ich rangehe, muss ich mich hinterher wahrscheinlich wieder erklären, warum ich ans Telefon gegangen bin oder draufgeschaut habe."
Der Coach der Würzburger Kickers verpasst dabei ein sehr wichtiges Spiel an der Seitenlinie, schließlich benötigt sein Team nun jeden Punkt, um den Klassenerhalt vielleicht doch noch zu schaffen. Aufgrund der zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer bei lediglich fünf verbleibenden Spielen allerdings eine "Mammutaufgabe", wie er selbst sagt. "Wir sind nicht nur von der Presse schon lange abgeschrieben, wir sind von manchem Trainerkollegen schon abgeschrieben und vielleicht gibt es auch Spieler, die uns schon abgeschrieben haben", meint Santelli, sieht gerade darin gegen den großen Favoriten und Aufstiegsaspiranten aus Niedersachen aber auch eine Chance und vielleicht "den letzten Strohhalm."
"Wenn wir nicht dreifach punkten, entscheidet es sich"
Die Niedersachsen stehen im eigenen Stadion schließlich unter Druck zu gewinnen, um oben dran zu bleiben, während von Würzburg niemand mehr etwas erwartet. Entsprechend wird Santelli seine Mannschaft auch taktisch vorbereiten. "Es macht keinen Sinn, dass wir dort ganz hoch und früh pressen und – wie gegen Kaiserslautern – sehr aggressiv drauf gehen", sagt der Coach und will lieber auf ein abwartendes Spiel und die passenden Nadelstiche setzen. Fehlen wird ihm bei der Umsetzung – neben den Langzeitverletzten – auch David Kopacz, der gelbgesperrt ist. Zudem sind Ryan Adigo (Steißbeinprellung) und Daniel Hägele (Hüftprellung) angeschlagen und könnten womöglich ebenfalls passen müssen.
Benennenswert ist schließlich noch die Bankbesetzung beim Gegner. Dort steht mit Michael Schiele ein Mann als Trainer an der Seitenlinie, der als Chefcoach seine ersten Schritte bei den Würzburger Kickers gemacht hat, in 117 Partien bei den Mainfranken für das Geschehen auf dem Platz verantwortlich war und den Klub 2020 in die 2. Liga geführt hatte. Er könnte seinen Ex-Verein nun noch näher an den Abgrund stoßen, auch wenn Santelli nachgerechnet hat, dass der Abstieg sich "mathematisch noch nicht entscheiden" kann. Letztlich weiß auch der 53-Jährige: "Wenn du am Wochenende nicht dreifach punkten kannst, dann entscheidet es sich."