Wie ich Fan meines Vereins wurde: Arminia Bielefeld
Über ein 1,3 Millionen Zuschauer strömten in der bisherigen Saison in die Stadien der 3. Liga. Jeder von ihnen wird seine ganz persönliche Geschichte haben, wie er Fans seines Vereins wurde. In der Winterpause möchte liga3-online.de diese Geschichten einmal genauer unter die Lupe nehmen. In unserer Reihe "Wie ich Fan meines Vereins wurde" erzählen unsere Redakteure ihre Geschichte. Den Auftakt macht heute der Kollege Paul Huxohl mit Arminia Bielefeld.
Wenn man bedenkt, dass vor knapp vier Jahren noch Bundesligafußball in Bielefeld zu sehen war, wird deutlich wie leidgeprüft ein Fan der Ostwestfalen sein muss. Trotz "Fast-Pleite" und einem weiteren Abstieg in Liga 3 kommen gegen Alemannia Aachen auch mal 12.000 Fans auf die Alm. Die Zweitrundenpartie im DFB-Pokal war mit 24.771 Zuschauern sogar nahezu ausverkauft.
Die kommenden Heim-Derbys gegen Münster und Osnabrück dürften ebenfalls den Zuschauerschnitt anheben. Spiele von Arminia sind und waren immer etwas Besonderes. So wurde auch ich Fan von den Blauen.
Besonderes Pokalspiel gegen Offenbach
Mein allererstes Spiel auf der Alm, an das ich mich gut erinnern kann, war die Partie gegen den SSV Jahn Regensburg in der Zweitligasaison 2003/2004. Gerade hatte Uwe Rapolder das Steuer übernommen. Zu Rapolder’s und meinem Einstand gab es ein klassisches 0:0. Am Ende der Saison stieg Arminia in die erste Liga auf. Spätestens da stand für mich fest: Arminia in der Bundesliga – denen drücke ich die Daumen. In den nächsten Jahren war ich aber noch kein regelmäßiger Stadiongänger. Nur mein Opa nahm mich ab und zu mit ins Stadion. Spiele gegen Nürnberg (sogar als VIP) und Wolfsburg waren dabei. Ein ganz besonderer Arminia-Moment war 2006 der Sieg im Elfmeterschießen des DFB-Pokal-Viertelfinales gegen die Kickers Offenbach. 2007 gab es mit 12 Jahren endlich die erste Dauerkarte für mich. Am Ende der Saison retteten wir uns in der ersten Liga knapp vor dem Abstieg. Der Jubel Zuhause war groß, auch wenn ich nicht beim letzten Spiel in Stuttgart war.
Bitterer Abstieg und Aufbruchstimmung
Dass ich überhaupt Fan von Arminia geworden bin, ist erstaunlich. Kein anderer in meiner Familie war Schwarz-Weiß-Blau gesinnt. Einzig mein Großvater, der war aber kein regelmäßiger Stadiongänger. Während der Vater Sympathisant des Hamburger SV war, drückte ich den Blauen bei Heimspielen auf Block drei und nach Auswärtsspielen abends bei der Sportschau die Daumen. Die Abstiegssasison 2008/2009 erlebte ich ebenfalls mit einer Dauerkarte. Der bittere letzte Platz am Ende und das Chaos nach dem Abstieg haben mich traurig gemacht. Doch als die ersten Neuzugänge für die Mission Wiederaufstieg präsentiert wurden, sicherte ich mir erneut eine Dauerkarte. Für mich persönlich war die Hinrunde unter Thomas Gerstner die bislang beste Zeit. Wir eilten von Sieg zu Sieg und im Stadion schallte es "Spitzenreiter, Spitzenreiter" oder "Federiiico". Doch dann begann der Niedergang. Die finanziellen Probleme meiner Blauen sorgten für einen Punktabzug und der Aufstieg war deshalb nicht mehr zu realisieren. Viele sahen den DSC schon als Insolvenzverein beerdigt. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger. Am Ende der Saison sollte der Aufbau, die sogenannte "Konsolidierung" in Liga 2 beginnen. Die aus Söldnern und unerfahrenen Spielern gemischte Truppe hatte keine Chance in der zweiten Liga. Am Ende stiegen wir sang- und klanglos ab. Mehr Text ist diese Katastrophensaison nicht wert.
Endlich Ruhe im Verein
Nachdem die Lizenz für die dritte Liga gesichert war, ging auch gleich die Bestellung für die nächste Dauerkarte ein. Weiterhin ging ich zu jedem Heimspiel. Auch gegen Sandhausen und Heidenheim braucht die Mannschaft Unterstützung und nicht nur gegen Münster. Erneut erwischten wir einen Fehlstart und auch in der Schule wurde man als Bielefeld-Fan schon häufig belächelt. Der Ex-Co-Trainer Stefan Krämer brachte frischen Wind in den Laden und sicherte den Klassenerhalt. Wow, was für ein Sprung. Vom Klassenerhalt in der Bundesliga zum Abstiegskandidaten in Liga 3, das geht nur bei der Arminia so schnell. Jetzt ist endlich Ruhe in den Verein gekehrt. Samir Arabi und Co. arbeiten akribisch und ein guter vierter Platz steht aktuell zu Buche. Der Aufstieg ist noch lange nicht abgeschrieben. Vor der Saison habe ich mich entschieden keine Dauerkarte zu bestellen. Ein Fehler, wie sich später herausstellte. Ich war trotzdem bei jedem Saisonspiel dabei und erlebte viele gute Heimspiele. Ein Highlight der Hinrunde war der Sieg gegen Saarbrücken in letzter Minute – die ganze Südtribüne stand Kopf. Aktuell stehe ich nicht so sehr als liga3-online.de-Reporter sondern vielmehr als Arminia-Fan auf der Südtribüne. Für das Jahr 2013 ist es einer meiner Vorsätze endlich die Rückrundendauerkarte zu kaufen. Die Mannschaft spielt mit Herz, das hat mich überzeugt.
Paul Huxohl