Wie ich Fan meines Vereins wurde: VfL Osnabrück

Über 1,3 Millionen Zuschauer strömten in der bisherigen Saison in die Stadien der 3. Liga. Jeder von ihnen wird seine ganz persönliche Geschichte haben, wie er Fan seines Vereins wurde. In der Winterpause möchte liga3-online.de diese Geschichten einmal genauer unter die Lupe nehmen. In unserer Reihe “Wie ich Fan meines Vereins wurde” erzählen unsere Redakteure ihre Geschichte. Heute lässt der Kollege Daniel Rynio seine Anfänge mit dem VfL Osnabrück Revue passieren.

Bayern im DFB-Pokal

Meinen ersten Stadionbesuch an der traditionsreichen Bremer Brücke erlebte ich am 21. September 2004. Es war das DFB-Pokal Highlight gegen den Rekordmeister aus München, als mein Vater mich das erste Mal zum Fußball mitnahm. Er selbst begleitet den VfL schon seit nunmehr 45 Jahren. Nach einer umjubelten 2:1 Führung bekam ich zu meiner Premiere gleich den sprichwörtlichen "Bayern-Dusel" zu spüren. Der spätere Deutsche Meister erzielte nach vorherigem Ausgleich in der 90. Minute die Führung durch Roy Makaay. An diesem denkwürdigen Abend weckte der VfL zum ersten Mal meine Begeisterung. Es folgten viele Besuche zusammen mit meinem Vater und auch Großvater auf der ehemaligen Stehplatztribüne Nord, bei denen ich beispielsweise ein 12:11 im Pokal gegen Greuther Fürth, Erfolge unter Flutlicht gegen Köln und Gladbach sowie einen dramatischen Aufstieg erlebte. Am letzten Spieltag der Spielzeit 2006/2007 hatte der VfL einen Punkt Rückstand auf den zweitplatzierten Magdeburg, während der FC St. Pauli bereits aufgestiegen war. Bis zur 80. Minuten lag man an der heimischen Bremer Brücke mit 1:0 hinten, ehe in den letzten 10 Minuten zwei Treffer gelangen und die 2. Bundesliga zum Greifen nah war. Zeitgleich machte der St. Pauli alle Bemühungen der Magdeburger zunichte, die mit einem Dreier durch gewesen wären. Die 18.000 Osnabrücker stürmten das Spielfeld und warteten mit Spannung auf den Abpfiff in Magdeburg. Als ein Fernsehteam auf der Hauptribüne das positive Signal sendete, kannte die Freude keine Grenzen und der Aufstieg war Realität geworden. Ein Stück des "heiligen" Rasens weilt seitdem in meinem Garten.

Die Dauerkarte ein Muss

Mit 12 Jahren bekam ich von meinem Vater die erste Dauerkarte geschenkt. Der VfL konnte zuvor den Klassenerhalt in der 2. Liga sichern und ich war längst mit einzelnen Tagestickets bei den meisten Heimspielen dabei. Unter anderem ging es am Pfingstwochenende 2008 mit 8000 Osnabrückern in die Allianz Arena zum TSV 1860 München. Bei bestem Wetter fanden sich viele VfL-er bereits am vorherigen Abend in den bekannten Biergärten und im Englischen Garten der Millionenstadt wieder – das gewohnte Liedgut wurde lauthals angestimmt. Die Partie endete nach einer Führung des VfL 1:1 Unentschieden, ein zufriedenstellendes Ergebnis. In der übernächsten Saison kämpften sich die Mannen im Lila-Weißen Trikot bis ins Viertelfinale des DFB-Pokals vor, ehe sie nach einem Tor von Kevin Kuranyi an Schalke 04 scheiterten. Zuvor konnte in der ersten Runde der FC Hansa Rostock besiegt werden, es folgte ein Krimi im Elfmeterschießen gegen den damaligen Tabellenführer der Bundesliga, den Hamburger SV. Einen Monat später gastierte der derzeit amtierende Deutsche Meister aus Dortmund in der abermals mit 16.500 Zuschauern gefüllten Arena. Durch einen sensationellen Fallrückzieher kurz vor der Halbzeit von Angelo Barletta, dessen zweites Tor nur weitere fünf Minuten auf sich warten ließ, schien auch die nächste Aufgabe nicht unmöglich. Am Ende machte der Name "Pokalschreck" die Runde und ich bejubelte auf der alten Südtribüne einen 3:2 Erfolg sowie eine außergewöhnliche Mannschaftsleistung. Nach dem Ausscheiden im Viertelfinale wurde die Rückkehr in die 2. Bundesliga mit voller Konzentration anvisiert, welche dann im Mai von mir und Tausenden anderen Fans auf dem Rathausplatz ausgiebig gefeiert wurde.

Lob von "Pele" Wollitz

Im Frühjahr vorletzten Jahres zogen dann dunkle Wolken auf. Der Abstieg in die Drittklassigkeit und die langwierige Steuerfahndung trübten die Stimmung der Anhänger erheblich. Es folgte eine enttäuschende Hinrunde, teilweise mit Fußball zum Einschlafen. Dennoch raffte ich mich jedes Mal erneut auf, um auch in schlechten Zeiten hinter der Mannschaft zu stehen. Durch die Entlassung von Trainer Uwe Fuchs und der Rückkehr vom emotionalen "Pele" Wollitz verspürte ich wieder einen Funken von Aufbruchstimmung. Doch bei vielen Fans sah dies anders aus, die Ereignisse der Vorjahre saßen tief. Aus diesem Grund machte ich mir Gedanken und rief schließlich zu der Aktion ,,Ausverkauft gegen Sandhausen" auf, die auch den letzten Fan aus der Tristesse "aufwecken" sollte. Über die vielen positiven Reaktion von Freunden, Bekannten und sogar Sponsoren habe ich mich sehr gefreut – vor allem das Lob von Wollitz hat mich berührt. Wie schon erwähnt, ist die Dauerkarte seit meinem zwölften Lebensjahr ein fester Bestandteil. Zuerst neben meinem Vater auf der Südtribüne, nun im Bereich der Ultras in der Ostkurve. Aber auch auswärts findet man mich oft zusammen mit Freunden im Gästeblock wieder. Ob Offenbach, Babelsberg oder Rostock – kein Weg ist mir zu weit. Ein Leben ohne meinen Heimatklub? Momentan unvorstellbar. Sportlich könnte es derzeit bekanntermaßen nicht besser laufen. Mit bisher 14 Siegen grüßt der VfL meiner Meinung nach zurecht von der Spitze der Tabelle. Ein Traum ist und bleibt die Etablierung in der 2. Bundesliga und das Ablegen des nervigen Rufs der Fahrstuhlmannschaft.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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