Trainerwechsel beim MSV: Spät, aber noch nicht zu spät

Jetzt also doch: Der MSV Duisburg hat mit dem Trainerwechsel von Hagen Schmidt hin zu Torsten Ziegner auf die ausbleibenden Leistungen und Ergebnisse der vergangenen Wochen reagiert und will im Endspurt nochmal einen neuen Impuls setzen. Zwei Spieltage vor Saisonende kommt das zwar reichlich spät, aber noch nicht zu spät. Ein Kommentar.

Überraschende Entscheidung

Wie schnell es im Geschäft Profifußball doch manchmal gehen kann. Noch vor einer Woche, einen Tag nach dem blamablen Pokal-Aus bei Viertligist SV Straelen, hatte Sportchef Ralf Heskamp auf die Frage, ob Hagen Schmidt auch in der kommenden Saison noch auf der Bank sitzen werde, geantwortet: "Ich denke schon." Auch am Dienstag, am Tag nach der 1:3-Pleite in Mannheim, sah es nicht so aus, als würden die Zebras einen Trainerwechsel vornehmen.

Und selbst am Mittwochvormittag, nur Stunden vor dem Rauswurf, schien alles seinen gewohnten Gang zu nehmen: "Der MSV Duisburg lädt Sie, sehr geehrte Medien-Vertreterinnen und -Vertreter, gerne ein zur virtuellen Medienrunde mit Cheftrainer Hagen Schmidt vor dem Spiel der Zebras gegen den SC Freiburg II", hieß es in einer Mail an die Presse. Am Donnerstagvormittag um 11 Uhr sollte diese stattfinden. Nun wird sich allerdings nicht Schmidt, sondern Torsten Ziegner den Fragen stellen.

Nur zwei Spiele bleiben

Dass die Wahl auf den 44-Jährigen gefallen ist, kommt nicht von ungefähr. Schließlich kennt Heskamp den Ex-Coach der Würzburger Kickers noch aus gemeinsamen Zeiten beim Halleschen FC. Im Sommer 2018 holte der heutige MSV-Sportchef Ziegner aus Zwickau an die Saale. In den ersten knapp zwölf Monaten hätte es kaum besser laufen können: Der HFC spielte bis zum Schluss um den Aufstieg mit und wurde am Ende Vierter – es war die erfolgreichste Saison der Hallenser in der 3. Liga.

Im Jahr darauf ging es jedoch bergab, sodass Ziegner nach einer Serie von sechs Pleiten in Folge gehen musste. Kann er nun den MSV vor dem Abstieg in die Regionalliga bewahren? Dass ihm dafür nur noch zwei Spiele bleiben, ist für den Fußballlehrer sicherlich keine optimale Situation. Unter dem Strich kommt der Trainerwechsel beim MSV zu spät. Denn dass Schmidt der Aufgabe nicht gewachsen war, zeigte sich nicht zuletzt daran, dass er meinte, die Mannschaft müsse sich selbst motivieren können.

MSV geht ins Risiko

Weil die Zebras aus den letzten beiden Partien aber bloß einen Sieg benötigen, um sicher in der Liga zu bleiben, kommt der Wechsel rund eineinhalb Wochen vor Saisonende nicht zu spät. Über den Effekt von Feuerwehrmännern im Profifußball gibt es zwar unterschiedliche Statistiken, allerdings könnte sich die Verpflichtung schon am Samstag bezahlt gemacht haben, sollte Freiburg II besiegt werden. Denn klar ist: Ein Abstieg in die Regionalliga würde die Zebras deutlich teurer zu stehen kommen – und den Klub zudem um einige Jahre zurückwerfen.

Die Frage ist nur: Was passiert, wenn Ziegner scheitern sollte? Dann wäre er eigentlich schon verbraucht, steht aber noch bis 2024 unter Vertrag. Kein geringes Risiko. Doch das muss der MSV eingehen. Schließlich werden sich die Verantwortlichen nicht vorwerfen lassen wollen, nicht alles getan zu haben, um den Abstieg zu verhindern. Und nur darum geht es in der aktuellen Situation. Ob sich unter Ziegner langfristig wieder Erfolg einstellen kann, spielt jetzt noch keine Rolle. Führt er den Spielverein zum Klassenerhalt, hat sich das Risiko ausgezahlt.

   

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