"Das war ein Überfall": Dynamo fassungslos nach Kabinen-Sturm
Der Abstieg von Dynamo Dresden endete am Dienstagabend in einem Eklat: Rund 30 Fans stürmten die Mannschaftskabine, einer gelangte sogar in den Bus. Geschäftsführer Jürgen Wehlend zeigt sich fassungslos und spricht von einem Überfall.
"Grenze überschritten"
Das Rudolf-Harbig-Stadion hatte sich bereits fast vollständig geleert, als es kurz vor Mitternacht im Foyer unterhalb der Haupttribüne plötzlich unruhig wurde. Rund 30 Anhänger verschafften sich gewalttätig Zugang zum Stadion, überrannten und verletzten zwei Ordner (einer erlitt eine Schulterverletzung, der andere einen Kreislaufzusammenbruch) und stürmten die Mannschaftskabine. "Als man feststellte, dass die Mannschaft nicht mehr in der Kabine anzutreffen ist, wurde der Mannschaftsbus attackiert", wird Wehlend in der "Sächsischen Zeitung" zitiert. Ein vermeintlicher Fan drang sogar bis in den abfahrbereiten Mannschaftsbus vor und lieferte sich eine kurze, intensive verbale Auseinandersetzung mit den Spielern – danach verschwand er.
"Damit haben wir nicht gerechnet, da ist eine Grenze überschritten worden. Das ist ein Überfall gewesen, ein absolutes No-Go. Das hat Konsequenzen", so Wehlend, der eine gründliche Aufarbeitung ankündigt. Augenzeugen sollen nun befragt werden, dazu werde umfangreiches Videomaterial der Überwachungskameras gesichtet. Den Tätern drohen, sollten sie ermittelt werden, Stadion- und Hausverbote. Zudem hat der Klub Anzeige wegen Landfriedensbruch erstattet, die Polizei ermittelt bereits. Den Spielern habe die Vereinsführung "Hilfe bei der Verarbeitung angeboten".
Raketen auf den Platz geschossen
Schon in der Nachspielzeit, als Kaiserslautern das entscheidende 2:0 erzielte, hatten die Dynamo-Fans über die Stränge geschlagen und etliche Leuchtraketen auf den Platz geschossen. Das führte zu einer siebenminütigen Spiel-Unterbrechung und dazu, dass die Mannschaft direkt nach Schlusspfiff in die Kabine ging und auch nicht mehr rauskam. "Aus Sicherheitsgründen haben wir deshalb entschieden, dass die Mannschaft nach dem Abpfiff auch nicht noch mal auf den Platz zurückkommt", erklärt Wehlend. "Das hatte mit der sportlichen Situation nichts zu tun, und es war auch keine Entscheidung des Trainers, das hat die Vereinsführung in Rücksprache mit den Sicherheitskräften entschieden. Wir haben eine Fürsorgepflicht für unsere Spieler."
Der DFB hat am Mittwoch bereits ein Ermittlungsverfahren eingeleitet – auch gegen den FCK, hatten Gästefans doch ebenfalls massenhaft Pyrotechnik gezündet und eine Rakete sogar in den Familienblock abgefeuert. Doch den Imageschaden hat aufgrund der Vorfälle in der Nachspielzeit und im Anschluss nun Dynamo. "Das tut uns extrem weh, nicht nur Dynamo Dresden, sondern auch der Stadt Dresden", so Wehlend.