Analyse zum Saisonende: Das Zeugnis für die Drittligisten #1
Das 14. Drittliga-Jahr ist vorbei. Erstmalig konnten nicht alle Mannschaften das Jahr zu Ende spielen, und doch unterziehen wir in zwei Teilen nun jeden der 20 Teilnehmer einem kurzen Fazit und blicken dabei auch auf die Hinrunden-Note. Im ersten Teil richtet sich der Fokus auf die Plätze 11 bis 20 – und nicht nur dort, wo die Versetzung gescheitert ist, fällt das Zeugnis schlecht aus.
Hinrunden-Note: 2
Gute Stimmung im traditionsreichen Dreisamstadion und ein Fußball, der selten spektakulär war, aber enorm ertragreich – das war ein starkes Eröffnungsjahr einer der sympathischeren Profi-Reserven dieses Landes. Mit 34 eigenen Toren auf 47 Punkte zu kommen, ist ein im deutschen Profifußball unerreichter Effizienzwert. Spieler wie Kiliann Sildilla, Noah Weißhaupt und der schon etablierte Kevin Schade zeigen auf, wie schnell es im Breisgau in die Bundesliga-Mannschaft gehen kann. Vater des Erfolgs ist Trainer Thomas Stamm, der nach einer tollen und leidenschaftlichen Vorstellung nun längst ein Kandidat für höhere Aufgaben ist. Unter anderem bei Schalke 04 wird er gehandelt.
Gesamtnote: 2+
Hinrunden-Note: 1
Nirgendwo war der Absturz so krass wie beim SV Meppen. In der Hinrunde noch im Kreise der Aufstiegsanwärter, wurden die Emsländer nach der kurzen Winterpause durchgereicht und zehrten im Frühjahr nur noch von ihrem angesammelten Polster. Selbst das positive Saisonfinale mit zwei Erfolgen über Braunschweig (3:2) und in Berlin (4:3) währte nach zuvor elf sieglosen Spielen in Folge nicht lange, denn es folgte ein peinliches Pokal-Aus nach einer schlimmen Vorstellung bei Viertligist Rehden. Gut 250.000 Euro wurden hergeschenkt. Mit Folgen für Trainer Rico Schmitt, der nur wenige Wochen nach seiner Vertragsverlängerung am Montag freigestellt worden ist – ganz professionell wirkte das Vorgehen des SVM nicht.
Gesamtnote: 3-
Hinrunden-Note:: 4-
Von 19 Hinrunden-Punkten ging es rauf auf 26 Zähler in der zweiten Saisonhälfte, speziell, weil Olaf Janßen die Defensive stabilisierte. Er passt gut zu den Höhenbergern, der gebürtige Krefelder, auch wenn die Ambitionen rechts des Rheins höhere sind als das hintere Mittelfeld. Aber seien wir ehrlich: Ohne den Sensationserfolg über Kaiserslautern (2:0) am vorletzten Spieltag, der auch das Finale in Braunschweig (1:0) enorm erleichterte, wäre die Nummer mit dem Klassenerhalt nicht zuletzt aufgrund zahlreicher verletzter Spieler im Laufe der Saison enger geworden. Der Verlust von Strippenzieher Mike Wunderlich wurde nicht kompensiert, Köln absolvierte das gesamte Jahr ohne funktionierenden Stürmer – und irgendwie ist es gut gegangen.
Gesamtnote: 4+
Hinrunden-Note: 4-
Nach der Hinserie stand der HFC noch ohne Trainer da, die Zwischenbilanz war grausig, es stimmte vorne nicht viel, und hinten schlichen sich etliche Fehler ein. Dann ging auch noch Torjäger Terrence Boyd, der in Kaiserslautern einschlug! Doch auf Tauschstürmer Elias Huth war ja Verlass, er traf zehnmal und löste den schwächelnden Michael Eberwein ab. Ansonsten profitierten André Meyer und sein Team stark von einer Siegesphase im Februar sowie dem Schwächeln der Konkurrenz im Abstiegskampf. 43 Punkte aus 36 Spielen reichen gerade so für einen souveränen Ligaverbleib, Ambitionen weckte eine solche Spielzeit, während Konkurrent Magdeburg die Sterne vom Himmel spielte, im Umfeld aber keine. Zumal das Verpassen des DFB-Pokals nach einer Blamage bei Fünftligist Wernigerode heute noch schmerzt.
Gesamtnote: 4-
Hinrunden-Note: 5
Hauptsache dringeblieben, damit kann guten Gewissens jeder Saisonrückblick des MSV Duisburg betitelt werden. Wie viele Schweißperlen mussten sich die (wechselnden) Verantwortlichen im Verlauf dieses verkorksten Jahres von der Stirn wischen, ehe der zweite Trainerwechsel von Hagen Schmidt hinzu Torsten Ziegner funktionierte – zumindest in jenem Spiel gegen Freiburg II, in dem es drauf ankam. 20 Niederlagen! 71 Gegentore! Es ist und bleibt ein Wunder, dass dieser MSV, der vor der Saison unter Pavel Dotchev einen Kader mit individueller Qualität für ganz andere Ziele zusammengestellt hatte, ein Drittligist geblieben ist. Auch die Weiß-Blauen blamierten sich im Pokal gegen Viertliga-Hinterbänkler Straelen, das passte zu einem Jahr zum Vergessen.
Gesamtnote: 5
Hinrunden-Note: 4-
Schafft es einer der kleinsten Klubs der Liga zum Klassenerhalt, so ist das grundsätzlich ein Erfolg. Der Weg hin zum dritten Drittliga-Jahr war aus Sicht des Verler Sportclubs aber ein äußerst beschwerlicher, und einer mit interessanten Kapiteln. Merkwürdig war sicherlich die Entlassung von Guerino Capretti, der sogleich bei Zweitligist Dresden anheuerte, den sie innerhalb des Klubs aber – im Nachhinein ist man immer schlauer – gerne schon früher freigestellt hätten, weil dieser das Team nicht wie gewünscht erreichte. Nachfolger Mitch Kniat brauchte drei Spiele Anlaufzeit, auch danach war die Rückrunde ein Auf und Ab. Der ganz starke Endspurt mit Siegen gegen Saarbrücken, Wiesbaden und Dortmund rettete die Ostwestfalen, bei denen Lukas Petkov und Ron Berlinski zu den Erfolgsgaranten im Endspurt wurden, in imponierender Art und Weise.
Gesamtnote: 3-
Hinrunden-Note: 2-
Es gibt Schüler, die zu gut bewertet werden, obgleich die Tendenz längst auf Schlechteres hinweist. Bei Viktoria Berlin war das definitiv so: Getragen von einer markanten Aufstiegseuphorie gelang der perfekte Auftakt samt Drittliga-Rekord und zwischenzeitlicher Tabellenführung – und dann immer weniger. Elf Spiele warteten die Hauptstädter im neuen Jahr zunächst auf einen Sieg, dann gelang er ausgerechnet im höchst ungleichen Duell mit Magdeburg, als Farat Toku längst den entlassenen Benedetto Muzzicato ersetzt hatte. Nun kämpften sie wie die Löwen, wuchsen über sich hinaus, obgleich in Spielen wie dem gegen Duisburg (0:1) und Würzburg (0:3) Qualitätsmängel offensichtlich wurden. So wurde der Abstecher im Profifußball ein ziemlich kurzer.
Gesamtnote: 4-
Hinrunden-Note:: 5
Zwei Abstiege in Folge, das gab es in der 3. Liga zuletzt vor fünf Jahren mit dem FSV Frankfurt und SC Paderborn. Doch Würzburg rettet kein Grüner Tisch, hier entsteht kein Bundesliga-Märchen wie einst an der Pader – die Kickers gehen runter in die Regionalliga Bayern, Aubstadt und Illertissen warten bereits. Die Strafe für viele Personalrochaden und das Zusammenstellen einer Mannschaft, die, einmal gefangen im Abwärtsstrudel, nicht bereit war, den sprichwörtlichen Dreck zu fressen. Weder Torsten Ziegner in der Frühphase noch Danny Schwarz im Winter und zuletzt Ralf Santelli konnten dem FWK nachhaltig den Anschliff hin zu einem bedingungslos kämpfenden Team verleihen. Wohl auch, weil in so gut wie allen Spielen eine Idee für dauerhafte Torgefahr fehlte.
Gesamtnote: 5-
Hinrunden-Note:: 4-
Versetzung verpasst ohne eine mangelhafte Note? Beim TSV Havelse ist das möglich. Denn hier bewies sich ein Verein, dessen Mittel im Verhältnis zum großen Rest so niedrig waren wie wohl nie zuvor. Dafür schlug sich der sportliche Tabellenletzte, dessen letzte Hoffnungen sich schon viele Wochen vor dem Saisonende zerschlugen, aber wacker, erst zum Saisonende gab es beim 0:7 in Mannheim noch einmal richtig Haue. Die Spiele in der großen Hannoveraner Arena waren trotz Geisterkulissen Highlights, das 3:0 über Meppen zeigte, welches Potenzial an einem perfekten Tag in den teils normalen Berufen nachgehenden Spielern steckte. So verabschiedet man sich aufrichtig aus der 3. Liga.
Gesamtnote: 4-
Hinrunden-Note: 5-
Und so tut man es nicht. Viele Worte gibt es nicht mehr zu verlieren über jenen Verein, der seit Ende März gar nicht mehr am Spielbetrieb teilnimmt, weil er sich inmitten eines schwer durchschaubaren Führungsgeflechts hoffnungslos verkalkuliert hat. Türkgücü München geht als mahnendes Beispiel ein für einen Verein, der nicht mit professionellen Strukturen angetreten ist und von dessen Scheitern der gesamte Profifußball und die 3. Liga in Misskredit gezogen worden ist. Sportlich mochte sich Türkgücü bis zuletzt sogar gefangen haben, dies geschah aber unter unlauteren – weil nicht durchfinanzierten – Bedingungen. Setzen, sechs.
Gesamtnote: 6