Diese Regionalliga-Talente sind noch auf dem Markt
Wenn die Drittligisten diese Woche in die Vorbereitung auf die neue Saison starten, sind die Kaderplanungen in den seltensten Fällen schon abgeschlossen. Insbesondere die Suche nach entwicklungsfähigen Spielern, die im besten Fall die U23-Regel bedienen, könnte jetzt Fahrt aufnehmen. Zumal viele gefragte, aber auch teure Akteure bereits "unter der Haube" sind. liga3-online.de hat eine Liste mit ablösefreien wie realistischen Kandidaten aus den Regionalligen für ein künftiges Drittliga-Engagement zusammengestellt.
Tor
Hannes Heilmair (18 Jahre, SpVgg Unterhaching): Wenn ein Talent mit bereits 17 Jahren im Herrenfußball debütiert, ist das eher eine Ausnahme. Handelt es sich dabei um einen Torhüter, ist das eine absolute Seltenheit. Hannes Heilmair kommt inzwischen auf sieben Spiele in der Regionalliga Bayern für den früheren Drittligisten aus Unterhaching – der eine oder andere fühlt sich bestimmt an Nico Mantl zurückerinnert. Jedoch bekam Heilmair in Person von René Vollath einen erfahrenen Mann vor die Nase gesetzt. Anlass genug für einen Wechsel?
Abwehr
Mert Kuyucu (22, 1. FC Köln II): Eigentlich schien Mert Kuyucu bereits auf dem richtigen Weg zum Profi (zwei Zweitliga-Einsätze für St. Pauli), doch Corona stoppte seine Entwicklung. In Kölns U23 nahm er seit letztem Spätsommer einen neuen Anlauf und etablierte sich seit Jahresbeginn als Stammkraft. Der Linksfuß spielt bevorzugt links hinten, zur Not aber auch eine Position weiter vorne oder als Innenverteidiger.
Maxwell Gyamfi (22, Hamburger SV II): Dass dieser Name hier auftaucht, ist insofern eine Überraschung, als dass Gyamfi angesichts des Interesses mehrerer Drittligisten noch keinen Vertrag unterschrieben hat. Jedenfalls hat der Innenverteidiger der Hamburger U23 in der abgelaufenen Serie einen enormen Sprung gemacht, ist zum Kapitän des Teams aufgestiegen.
Luca Sirch (23, Lok Leipzig): Einen nicht weniger steilen Aufstieg hat Luca Sirch in den letzten zwölf Monaten hingelegt. Im Herbst 2020 als Entwicklungsspieler verpflichtet, verdrängte er bei den Lokisten namhafte Konkurrenz in der Innenverteidigung. Neben seinem Verteidigungsspiel fiel Sirch vor allem durch seinen beherzten Vorwärtsdrang im Spielaufbau und seine Torgefahr (fünf Scorerpunkte in 38 Spielen) auf.
Jakub Bednarczyk (23, St. Pauli II): Der Pole kann dank seiner enormen Schnelligkeit als Außen- wie Mittelstürmer, vornehmlich aber als Rechtsverteidiger eingesetzt werden. Diese Attribute qualifizierten ihn lange für die polnische Junioren-Nationalelf (21 Einsätze), zudem durfte er bereits achtmal in der heimischen Ekstraklasa, der ersten polnischen Liga, auflaufen. Nachdem er bei St. Pauli nicht den Durchbruch bei den Profis schaffte, ist er auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.
Simon Straudi (23, Werder Bremen II): Der in Italien geborene Defensivspieler spielt mit kurzer Unterbrechung seit 2016 für Werders Nachwuchsteams. Auch bei den Profis war er vielfach im Training dabei und kommt auf einige Kadernominierungen, der endgültige Sprung blieb ihm jedoch verwehrt. Nicht zuletzt dank seiner Vielseitigkeit (rechte Verteidigung und zentrales Mittelfeld) ein hochinteressanter Mann für manchen Drittligist.
Malte Karbstein (24, Kickers Offenbach): Der Innenverteidiger machte jüngst Schlagzeilen, da er sich bei Zweitligist Hansa Rostock seit Start der Vorbereitung fit hält und daher in Offenbach gekündigt wurde. Zuvor war Karbstein ein dreiviertel Jahr mit einen Sehnenverletzung raus. Bis dahin zählte er aber zu den besten Manndeckern der Regionalliga Südwest und überzeugte darüber hinaus mit seinem linken Fuß im Spielaufbau sowie reichlich Torgefahr. Sollte sich ein Engagement in Rostock nicht ergeben, könnte er was für die 3. Liga sein.
Mittelfeld
Jonas Dirkner (19, Hertha BSC II): Immerhin zweimal schaffte es Jonas Dirkner seit seinem Wechsel von Rostock nach Berlin in den Bundesliga-Kader der Hertha. Dennoch zu wenig für den mehrfachen deutschen U-Nationalspieler und seine Ansprüche. Bereits als A-Junior war Dirkner Stammkraft in der Regionalliga, letzte Saison Leistungsträger im defensiven Mittelfeld. Sein Vertrag läuft aus, ein Zwischenschritt in der 3. Liga auf dem Weg zum Bundesliga-Profi scheint nicht die schlechteste Option.
Keanu Schneider (21, Werder Bremen II): Der Deutsch-Venezolaner Keanu Schneider war in der zurückliegenden Saison einer der Erfolgsfaktoren, weshalb die Bremer U23 in der Aufstiegsrunde der Regionalliga Nord auf Platz 3 einlief. Früher durfte der zentrale Mittelfeldspieler auch schon mal in den deutschen U-Nationalmannschaften ran. Da in Bremen sich die Tür zu den Profis nicht richtig öffnete, strebt er einen Wechsel an.
Henri Koudossou (22, FC Augsburg II): Der Flügelflitzer kann auf der rechten Bahn so ziemlich alles von Rechtsverteidiger, über Schienenspieler bis hin zum Rechtsaußen spielen. Und ist dabei auch noch torgefährlich: Elf Vorlagen bei vier eigenen Treffern in weniger als 2.000 Minuten sind für einen Außenspieler in der Regionalliga ein hervorragender Wert. Dabei verhinderten kleinere Verletzungen vielleicht noch eine bessere Ausbeute. Sollte Augsburg ihm keine Perspektive aufzeigen, könnte er was für die 3. Liga sein.
Romario Rösch (22, Mainz 05 II): Bundesliga-Anschlusskader in Augsburg, Bundesliga-Anschlusskader in Mainz, 26 Mal holländische 2. Liga, fast 100 Mal Regionalliga Bayern und Südwest. Und das mit 22 Jahren. Romario Rösch ist seit einiger Zeit kurz vor dem Sprung in den besser bezahlten Fußball. Vielleicht greift ja diesen Sommer ein Drittligisten beim Offensivmann zu.
Maximilian Pronichev (24, Energie Cottbus): Ja, strenggenommen kann man sich bei einem 24-Jährigen darüber streiten, ob er noch als Talent gilt. Im Fall Pronichev trifft es die Bezeichnung "ewiges Talent" ganz gut, denn nach überragender Hinrunde (20 Scores) ließ er es in der Rückrunde deutlich ruhiger angehen, zum Zorn seines Trainers Claus-Dieter Wollitz. Denn an guten Tagen war Pronichev der Unterschiedspieler der Liga. Cottbus wird den Vertrag mit dem eigenwilligen Offensivkünstler nicht verlängern. Traut sich ein Drittligist zu, ihn zu formen?
Angriff
Derry Scherhant (19, Hertha BSC II): Aufgepasst, hier kommt einer der Rookies der diesjährigen Regionalliga! Letzten Sommer hätten nicht viele Derry Scherhant zugetraut, in seiner Premierensaison im Herrenbereich stolze 24 Scorerpunkte zu sammeln. Zumal die Konkurrenz im Hertha-Unterbau bekanntlich nicht klein ist. Doch seit dem Winter kam Scherhant so richtig in Fahrt und erzielte dank seiner Schnelligkeit und Wendigkeit allein in 2022 elf Tore. Noch ziert sich Hertha ihm einen Profivertrag zu geben. Drittligisten sollten schleunigst vorfühlen.
Abdenego Nankishi (19, Werder Bremen II): Ein Saisontor liest sich für einen Stürmer nicht gerade wie ein Empfehlungsschreiben für höhere Aufgaben. In der Junioren-Bundesliga aber traf Abdenego Nankishi davor mehrmals zweistellig. Und wer aufmerksam die 2. Bundesliga verfolgt, dürfte die Unbekümmertheit des Youngsters zu Saisonbeginn aufgefallen sein. Seitdem verlor er auch aufgrund Krankheiten und Verletzungen den Anschluss bei den Profis. Vielleicht tut ihm ein Tapetenwechsel oder eine Leihe (bei vorheriger Verlängerung durch Bremen) in die 3. Liga gut.
Abdul Fesenmeyer (20, KFC Uerdingen): In einer hoffnungslos überforderten Uerdinger Mannschaft, die am Ende der Saison den Gang in die Oberliga antreten muss, war der Angreifer einer der ganz wenigen Lichtblicke. Zwölf Scorerpunkte in nur 22 Partien zeugen von Qualität, die restlichen Partien verpasste er aufgrund einer Meniskusverletzung. Drittligisten sollten mit einer Entscheidung nicht zu lange warten, angeblich sind neben dem MSV Duisburg bereits Klubs aus der zweiten holländischen Liga am Mittelstürmer dran.
Benyas Solomon Junge-Abiol (22, TeBe Berlin): Dieser Mann fiel diese Saison nicht nur aufgrund seines außergewöhnliches Namens auf, sondern auch mit seinem Tempo. Da Tennis Borussia Berlin unter semi-professionellen Bedingungen arbeitet, sind 23 Scorerpunkte umso bemerkenswerter. Der nächste Schritt zu einem Profiklub scheint vorgezeichnet, welcher Verein schlägt bei dem Konterstürmer zu?
Nikos Zografakis (22, Energie Cottbus): Noch einer aus der Hertha-Jugend. Der Deutsch-Grieche Nikos Zografakis wurde 2018 Deutscher A-Junioren-Meister, seitdem verlief seine Karriere sehr wechselhaft. In der zurückliegenden Saison sammelte er immerhin 15 Scorerpunkte für Energie Cottbus in der Regionalliga Nordost, wer sein 1-gegen-1 und seinen Antritt sieht, weiß aber, dass sein Leistungspotenzial deutlich größer ist. Das erklärte Ziel des Außenstürmers ist jedenfalls die 3. Liga, noch hat kein Klub angebissen.
Tim van de Schepop (23, Werder Bremen II): Zum Abschluss kommt mit Tim van de Schepop noch ein klassischer Strafraumstürmer. Der Holländer wurde bei Twente Enschede ausgebildet, eher er über Jeddeloh 2020 den Weg zu Bremens U23 fand. Nach 15 Saisontoren scheint für 23-Jährigen jetzt die Zeit für eine neue Herausforderung gekommen. Vielleicht ja in der 3. Liga.
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