Saisonprognose #1: Bayreuth, RWE, Oldenburg, Elversberg
Der Saisonauftakt steht vor der Tür und wir gehen mit einem hochspannenden Teilnehmerfeld auf die Reise durch das bereits 15. Jahr in der 3. Liga. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg befürchten? Wer überrascht und wer enttäuscht? In fünf Teilen unterzieht liga3-online.de alle Teams dem großen Check. Den Beginn machen die vier Aufsteiger.
Sportliche Lage: Willkommen in der 3. Liga, liebe Bayreuther! Die Stadt am Roten Main hat sich ihren Platz auf der Drittliga-Karte redlich verdient, schließlich schossen die Kicker aus der "Oldschdod" unglaubliche 103 Tore in der Regionalliga Bayern, setzten sich damit gegen die Reserve des FC Bayern durch. Nach dem Aufstieg dann der große Stimmungsdämpfer: Erfolgscoach Timo Rost hat Bayreuth verlassen, ging zu Zweitliga-Absteiger Aue und damit zur direkten Ligakonkurrenz. Dass dieser neben Tim Danhof und Ivan Knezevic angeblich noch weitere Spieler ins Erzgebirge lotsen wollte, sorgte für großen Missmut rund um das Hans-Walter-Wild-Stadion. Rosts Nachfolger ist derweil Thomas Kleine, zuvor fünf Jahre lang Co-Trainer bei Fortuna Düsseldorf.
Transfers: Die Abgänge von Danhof und Knezevic schmerzen angesichts von 42 verlorenen Scorerpunkten sehr, der des 125-fachen Drittliga-Spielers Anton Makarenko weniger – er lässt seine Karriere im Amateursport ausklingen. Neu dabei bislang: ein spannender Mix mit Drittliga-Erfahrung (Luke Hemmerich, Moritz Heinrich) sowie dem 79-fachen Zweitliga-Spieler Eroll Zejnullahu. Spieler wie Benedikt Kirsch, Markus Ziereis, Daniel Steininger, Nicolas Andermatt und Felix Weber bringen bereits Profi-Erfahrung mit – Bayreuth wirkt mit all seiner Eingespieltheit schon sehr konkurrenzfähig.
Vorbereitung: Neben zwei 4:0-Erfolgen gegen die Oberligisten Eintracht Bamberg und Einheit Rudolstadt trotzte Bayreuth dem SSV Jahn Regensburg ein 0:0 ab. Gegen Darmstadt 98 gab es am Samstag beim 1:4 dann die erste Niederlage der Vorbereitung. Zwei weitere Testspiele gegen Klubs aus der 4. Liga folgen am Mittwoch (Lok Leipzig) und Samstag (Energie Cottbus) noch.
Prognose: Es geht nur um den Klassenerhalt. Doch dieses Ziel ist bei maximaler Geschlossenheit greifbar. Platz 15 bis 19.
Sportliche Lage: Es hat lange gedauert, ziemlich lange. Doch nach etlichen vergeblichen Anläufen und einem konstanten, sportlichen Positivtrend in den vergangenen Jahren ist Rot-Weiss Essen wieder auf der großen Bildfläche. Dahinter schiebt nicht nur Naketano-Gründer Sascha Peljhan als Investor und langjähriger Fan an, sondern eine große Gemeinschaft von Sponsoren und Fans, die sich geradezu fanatisch danach sehnen, RWE wieder zu einer viel größeren Hausnummer im deutschen Fußball zu machen. Der Aufstieg in die 3. Liga soll dabei nur ein Anfang sein. Oder, um einen abgedroschenen Satz zu bemühen: Essen, das schon zu Regionalliga-Zeiten wie ein Drittligist gesetzt war, ist kein ganz normaler Liganeuling. Dessen wird sich auch der neue Trainer Christoph Dabrowski schnell bewusst sein.
Transfers: Björn Rother dürfte der Königstransfer sein, der Ex-Magdeburger kommt mit Zweitliga-Erfahrung aus Rostock und füllt eine Lücke vor der Abwehr, die in der Regionalliga West nur gegen die spielstärkeren Gegner erkennbar war. Ron Berlinski, der in Verl eine starke Rückrunde absolvierte, ist der zweite hervorstechende Sommertransfer – er wird Goalgetter Simon Engelmann Konkurrenz machen, kann mit ihm auch eine Doppelspitze bilden. Hannover-Leihgabe Lawrence Ennali bringt Tempo mit. Nennenswert auch das: Kein Leistungsträger hat die Rot-Weißen bislang verlassen, auch nicht Kapitän Daniel Heber (angebliches Interesse von Düsseldorf) und Flügelflitzer Isaiah Young. An der Hafenstraße geht man geschlossen in Richtung Saisonauftakt.
Vorbereitung: Viertliga-Aufsteiger Emden (5:0) stellte ebenso wie eine Rheiderland-Auswahl (5:0) zunächst keine Hürde dar, ehe es gegen die unterklassigen SC Spelle-Venhaus (0:0) und SV Holthausen Biene (1:1) im Rahmen eines Blitzturniers nur zu Unentschieden reichte. Achtbar präsentierten sich die Rot-Weißen dagegen trotz einer 2:4-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach. Auch das 2:2 gegen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig am vergangenen Samstag konnte sich sehen lassen, wenngleich RWE ein 2:0 verspielte. Dazwischen gab es ein eher mühsames 2:0 gegen Schwarz-Weiß Essen, die Generalprobe bestreitet der Aufsteiger am 16. Juli in Aachen.
Prognose: Der Aufstieg gelang nicht ohne Schwierigkeiten, überhaupt ist das zuweilen sensible, emotionale Vereinsumfeld nicht immer ein Vorteil. Mit den bisherigen Transfers ist ein Platz im Mittelfeld nicht unrealistisch: Platz 9 bis 12.
Sportliche Lage: Es gibt Regionen, denen tun sportliche Aushängeschilder einfach gut. Oldenburg gehört dazu – dort, wo nun die Fußballer versuchen, aus dem Schatten der Basketballer zu springen. Die Favoritenrolle in der ungeliebten Aufstiegsrelegation lag eher beim BFC Dynamo, doch der VfB zeigte sich effizient und standardstark, als es drauf ankam. Und er will jetzt eine bessere Rolle spielen als der Vorjahresaufsteiger aus dem Norden, der letztlich chancenlose TSV Havelse. Nun: Ein Außenseiter ist die Mannschaft vom Marschweg um Trainer Dario Fossi sicherlich ebenso, wirkt aber im Vorfeld allemal konkurrenzfähiger.
Transfers: Oliver Steurer und Sebastian Mielitz sollen mit ihrer Erfahrung aus dritter, zweiter und erster Liga zu Ankerfiguren an der Hunte werden, sie verstärken eine ohnehin passabel aufgestellte Abwehr mit viel Erfahrung, etwa dem 34-jährigen Marcel Appiah. Dünner wird es in der Offensive, der Knipser wird noch gesucht. Eine Reihe dahinter ist Manfred Starke (zuletzt Zwickau) ein Hoffnungsträger, doch ihm fehlt es an der Konstanz – ein Grund, warum sich mit dem FSV ein Drittliga-Mittelklasseklub dazu entschied, ihn gehen zu lassen. Überraschungskandidat ist Kamer Krasniqi, der Zehner kommt mit einer bärenstarken Saison beim ehemaligen Ligarivalen Rehden im Rücken nach Oldenburg. Beachtlich zudem, dass Topscorer Ayodele Adetula gehalten werden konnte, lagen ihm doch zahlreiche Angebote vor.
Vorbereitung: Direkt im ersten Testspiel setzte der VfB ein Ausrufezeichen, gewann 3:1 gegen Bundesliga-Rückkehrer Werder Bremen – nur, um drei Tage später gegen Fünftligist VfL Oldenburg das Stadtduell zu verlieren (2:3). Gegen die Viertligisten SV Lippstadt (2:1) und den Bremer SV (3:0) waren die Norddeutschen dann wieder siegreich, am Samstag gab es ein achtbares 1:1 gegen den niederländischen Erstligisten Go Ahead Eagles Deventer. Zur Generalprobe gastiert der VfB am Samstag beim SSV Jeddeloh II aus der 4. Liga.
Prognose: Oldenburg bemüht sich redlich, den Kader drittliga-tauglich zu gestalten, allerdings ist die Qualität in der Spitze doch begrenzt. Alles andere als das untere Drittel würde verwundern. Platz 16 bis 20.
Sportliche Lage: Gekommen aus einer der stärksten Regionalligen hat sich die SV Elversberg einen mehrjährigen Traum erfüllt. Gemessen am personellen Aufwand war der Aufstieg allerdings Pflicht: Die Erfahrung aus mehr als 1.000 Drittliga-Spiele ballt sich im Kader, dazu kommen über 250 Partien in der 2. Liga. Trainer Horst Steffen, durch seine Stationen bei den Stuttgarter Kickers, Preußen Münster und dem Chemnitzer FC in der 3. Liga ein sehr bekanntes Gesicht, geht mittlerweile in sein bereits viertes Jahr an der Kaiserlinde. Er passt gut zu diesem stets etwas unterschätzten aber sehr ambitionierten Verein, dem immer zugetraut werden darf, mit den Vorteilen seines beschaulichen Umfelds einmal auf den Spuren des SV Sandhausen zu wandeln.
Transfers: Auch ohne Neuzugänge hat der SVE-Kader bereits Drittliga-Qualität. Steffen hat sich in den vergangenen Jahren dazu etliche Kicker verpflichten lassen, die er aus persönlicher Zusammenarbeit kennt. Für eine wuchtige wie spielstarke Doppelsechs wurden nun der zuletzt ausgeliehene Carlo Sickinger (Kaiserslautern, Sandhausen) und Bremens Thore Jacobsen ins Boot geholt, die Abwehr führt künftig neben Kapitän Kevin Conrad der Ex-Paderborner Marcel Correia an. Die Achse steht also, fraglich ist noch, ob schon ein Mittelstürmer von Drittliga-Niveau vorhanden ist oder dafür nochmals Geld in die Hand genommen werden muss. In jedem Fall kommen soll noch ein Rechtsverteidiger.
Vorbereitung: Die bisherigen Testspiele der Saarländer können sich durchaus sehen lassen: Sowohl gegen den SV Darmstadt (1:1) als auch gegen den SC Freiburg (0:0) verbuchte die Steffen-Elf ein Remis, am Samstag wurde zudem Liga-Konkurrent Waldhof Mannheim mit 1:0 geschlagen. Nach Abschluss des Trainingslagers (11. – 15. Juli) soll es noch ein finales Testspiel geben.
Prognose: Elversberg ist unter den Aufsteigern nominell mindestens in der Nähe von Rot-Weiss Essen anzusiedeln, muss sich sportlich von Beginn an nicht vor etablierten Klubs der Kategorie Meppen, Köln oder Zwickau verstecken. Platz 11 bis 14 ist denkbar.