VfB-Keeper Mielitz im Interview: "Die Mannschaft ist der Star"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Sebastian Mielitz, Neuzugang beim VfB Oldenburg, über seinen Wechsel aus Dänemark zum Aufsteiger, den Konkurrenzkampf mit Pelle Boevink um die Nummer eins, die neue Rolle als SM49 und die Ziele mit dem VfB Oldenburg.
"Wichtig, dass wir die Euphorie mitnehmen"
liga3-online.de: Nach einem halben Jahr beim dänischen Zweitligisten FC Helsingör sind Sie nun nach Deutschland zurückgekehrt. Warum ist Ihre Wahl auf den VfB Oldenburg gefallen?
Sebastian Mielitz: Da wir mit Helsingör den Aufstieg in die erste Liga verpasst haben, war ich in der Lage, aufgrund einer Klausel in meinem Vertrag ablösefrei zu wechseln. Nach der Saison habe ich mich dann mit meiner Familie zusammengesetzt und mich entschieden, wieder zu meiner Frau und meinen beiden Kindern zurückzukehren. Ich habe im vergangenen Halbjahr zwar versucht, so häufig wie möglich bei meiner Familie zu sein. Zufriedenstellend war die Situation aber nicht unbedingt. Daher war der Wechsel nach Oldenburg genau das, was ich wollte.
In der vergangenen Saison hatte Sie ein Syndesmosebandriss lange außer Gefecht gesetzt. In Dänemark konnten Sie dann wieder Spielpraxis sammeln. Wie geht es Ihnen jetzt?
Die Verletzung ist zum Glück komplett verheilt. Das halbe Jahr in Dänemark hat mir sehr gutgetan. Ich konnte wieder Spielpraxis sammeln und körperlich wieder fit werden.
Helsingör war nach SönderjyskE bereits Ihre zweite Station in Dänemark. Gefällt es Ihnen dort so gut?
In der Tat. Ich habe die Zeit in Dänemark sehr genossen. Die Menschen dort sind nett und höflich. Außerdem ist es in Dänemark sehr gemütlich. Auch sprachlich habe ich mich in der Zeit gut weiterentwickelt. Aber vor allem weiß ich nun auch, wie es sich anfühlt, als neuer Spieler aus dem Ausland in neues Team zu stoßen. Es kommt bestimmt eine Phase, wo ich an diese Erfahrungen zurückdenken werde.
Kommen wir zum Sportlichen: Sie kehren nach Ihrer Station beim FC Viktoria Köln auch in die 3. Liga zurück. Wie sehr haben Sie das Geschehen im zurückliegenden Halbjahr weiterhin verfolgt?
Ich habe die 3. Liga nie aus den Augen verloren. Natürlich richtete sich mein Fokus auch auf meinen Ex-Klub Viktoria Köln. Weil für mich der Wechsel zum VfB aber schon früh klar war, habe ich auch die Aufstiegsspiele der des VfB mit besonderem Interesse verfolgt.
Nun schlagen Sie mit dem Aufsteiger VfB Oldenburg ein neues Kapitel auf. Was haben Sie sich mit dem VfB vorgenommen?
Ich weiß, dass die 3. Liga extrem ausgeglichen ist. Wenn wir mit dem VfB aber jedes Spiel wie ein Endspiel angehen, dann sind wir durchaus in der Lage, auch die Großen zu schlagen. Wichtig ist, dass wir die Euphorie nach dem gelungenen Aufstieg mitnehmen. Auf dieser Welle müssen wir so lange es geht mitschwimmen und daraus einen Vorteil ziehen.
Für einen Aufsteiger in die 3. Liga ist es sicherlich etwas Besonderes, einen Spieler mit Ihrer Erfahrung in den eigenen Reihen zu haben. Wie haben Sie Ihre Mitspieler aufgenommen?
Vor mir muss sicherlich kein Spieler vor Ehrfurcht erstarren (lacht). Ich bin auch nur ein Spieler und sehe mich ganz bestimmt nicht als etwas Besonderes. Von daher hat es auch mit den Jungs von Beginn an sehr gut harmoniert. Mit Kapitän Max Wegner habe ich noch für die zweite Mannschaft des SV Werder Bremen zusammengespielt. Auch Justin Plautz kenne ich noch aus gemeinsamen Zeiten bei SönderjyskE in Dänemark. Wir haben sogar im gleichen Ort gelebt. Das hat meinen Einstieg sicherlich noch einfacher gemacht.
"Stolz, wie sich meine aktive Laufbahn entwickelt hat"
Sie standen in zwei Testspielen für den VfB zwischen den Pfosten. Mit der bisherigen Nummer eins Pelle Boevink, Routinier Dominik Kisiel und Nachwuchstalent Moritz Onken sind aktuell noch vier Torhüter in Oldenburg unter Vertrag. Wie sieht der Kampf um den Stammplatz derzeit aus?
Meine Ambitionen sind, zwischen den Pfosten zu stehen. Genau mit dieser Intention bin ich auch nach Oldenburg gekommen. Unter uns Torhütern herrscht eine angenehme und vor allem professionelle Stimmung. Am Ende hat der Trainer Dario Fossi das letzte Wort und entscheidet, wer gegen den SV Meppen im Tor stehen wird. Für mich spricht sicherlich die Erfahrung, die ich auch an die Mannschaft weitergeben will.
Im jüngsten Testspiel gegen den SSV Jeddeloh (1:0) trugen Sie die Nummer 49 auf dem Rücken. Bleibt es dabei?
Aktuell ja. Ich konnte eine Nummer zwischen 23 und 49 wählen. Deswegen habe ich mich für die höchste Zahl entschieden. Keine der Nummern, die zur Verfügung standen, habe ich mit etwas Besonderem in Verbindung gebracht. Letztlich ist es aber auch nur eine Nummer, die auf dem Rücken steht. Aber wer weiß: vielleicht kann ich nun 'SM49' vermarkten (lacht).
Zum Auftakt der neuen Saison wartet gleich ein Derby beim SV Meppen auf den VfB. Wie groß ist die Vorfreude, dass es wieder losgeht?
Für die ganze Region rund um Oldenburg und Meppen ist es etwas ganz Besonderes, dass es direkt mit einem Derby losgeht. Wir freuen uns auf die Heimpremiere in der 3. Liga gegen den SVM. Zusätzliche Brisanz bietet die Partie sicherlich auch, weil wir nur drei Tage später erneut gegeneinander spielen. Am Mittwoch sind wir dann im Rahmen des niedersächsischen Landespokals in Meppen zu Gast.
Noch vor Ihrer Verpflichtung absolvierte der VfB ein Testspiel gegen Ihren Ex-Klub SV Werder Bremen. Ärgert es Sie, dass Sie zu dem Zeitpunkt noch nicht mitmischen konnten?
Sicherlich hätte ich mich über ein Wiedersehen mit alten Weggefährten gefreut. Dass ich das Spiel gegen Bremen verpasst habe, kann ich aber auch nicht ändern. Von daher stört es mich auch nicht besonders.
Apropos Werder Bremen: An der Weser haben Sie Ihre bislang größten Erfolge gefeiert. Als damals 18-Jähriger gehörten Sie zum Kader, als Werder den DFB-Pokal zum letzten Mal gewann. Danach kamen ganze 62 Einsätze in der Bundesliga sowie zwei Partien in der Champions League – beide Male gegen den niederländischen Klub Twente Enschede – dazu. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Ich habe es geschafft, in meinem ersten Verein als Nummer eins durchzusetzen. Für mich ist damals ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich bin stolz darauf, wie sich meine aktive Laufbahn entwickelt hat.
Was war Ihr bislang größtes Erlebnis während Ihrer Karriere?
Mein Profi-Debüt habe ich damals in der Europa League gegen den portugiesischen Klub CD Nacional gehabt. Nur wenige Tage später stand ich dann in der Bundesliga beim 1. FC Köln vor 50.000 Zuschauern erneut zwischen den Pfosten. Diese Erinnerungen bleiben für die Ewigkeit. Aber auch meine beiden Spiele in der Champions League gegen Twente Enschede sowie der Erfolg im DFB-Pokal gehören sicherlich zu meinen größten Erlebnissen.
Zum Abschluss: Was ist in dieser Saison mit dem VfB Oldenburg möglich?
Ich bin auf eine sehr homogene Truppe gestoßen. Ich denke, dass wir mit unserer Art und Weise schwierig zu bespielen sind. Es ist möglich, dass uns der eine oder andere Gegner als Aufsteiger zu Beginn etwas unterschätzen wird. Das könnte für uns ein Vorteil werden. Gut ist auch, dass die Hoffnungen nicht auf einen Spieler lasten. In Oldenburg ist die Mannschaft der Star.