Alles, was ihr zum 2. Spieltag wissen müsst

Zwei Wochen nach dem Auftakt, der eine oder andere hat noch die Pokalpartie in den Knochen, geht es in der 3. Liga weiter. Und wie all die Jahre zuvor hat jeder Klub, bei dem das Punktekonto noch auf null steht, nun den Druck: Zwei Pleiten bedeuten den Fehlstart. Garniert wird diese Ausgangslage von mehreren spannenden Lokalduellen. Lasst uns auf den 2. Spieltag blicken!

Die Ausgangslage

Den Euphoriemaßstab hat die SV Elversberg gesetzt: Sich als Aufsteiger mit einem 5:1-Auswärtssieg in die 3. Liga einzufügen und danach noch Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen mit einem 4:3-Spektakel aus dem Pokal zu befördern: Horst Steffen und sein technisch auffallend überzeugendes Team ist dieser Tage ein maximal unangenehmer Gegner. Im Saarlandduell mit dem ebenfalls siegreich gestarteten 1. FC Saarbrücken wartet eine ausverkaufte Kulisse, akustisch womöglich ein Auswärtsspiel. Definitiv aber dürfen wir uns auf dieses Duell besonders freuen!

Die Kehrseite des 5:1 bekam Rot-Weiss Essen zu spüren, hier droht der Fehlstart. Und weil es dem MSV Duisburg (0:1 in Osnabrück) ähnlich geht und die Klubs beide den Titel "Schreck vom Niederrhein“ für sich beanspruchen, ist eine grandiose Derbykulisse samt 28.000 Fans am Freitagabend vorprogrammiert. Etwas im Schatten stehen all die, die sich auch sputen müssen: Der Hallesche FC und Dynamo Dresden bilden ein weiteres Punktlos-Pärchen, auch hier darf ein volles Stadion erwartet werden. Eine ganz andere Geschichte des Spiels wird derweil an der Grünwalder Straße geschrieben: Da begegnen sich 1860 München und der VfB Oldenburg nicht nur zum ersten Mal in ihrer Historie, sondern auch die Brüder Yannick (TSV) und Leon Deichmann (VfB).

 

Fünf Spiele im Fokus

Schreck am Niederrhein: MSV Duisburg gegen Rot-Weiss Essen

Wer lehrt hier wem das Fürchten? Klar ist nur, dass sowohl Duisburg als auch Essen die ersten Saisonpunkte bitter nötig haben und beim Verlierer des Auftaktspiels am Freitagabend – ja, auch beim ambitionierten Aufsteiger von der Hafenstraße wäre das der Fall – von einem Fehlstart gesprochen wird. Den besseren Eindruck am ersten Spieltag machte der MSV, der bei Mitfavorit Osnabrück im Eröffnungsspiel lange das 0:0 hielt und vor allem defensiv um einiges stabiler wirkte als zu den Gruselphasen der Vorsaison. Vielleicht fühlte sich mancher Zebra-Fan aber beim Verhalten der RWE-Verteidigung tags darauf unangenehm an die eigene Vergangenheit verhindert, denn Essen schenkte jedes Gegentor zu leicht her. Nun ist die Bühne bereitet: 28.000 Fans sind da, 5.000 von ihnen in Rot-Weiß gekleidet. Nicht nur wegen der sportlichen Brisanz, es ist ein Revier-Klassiker in der 31. Austragung (13:10:7 pro Duisburg), bleibt auf friedliche Rahmenbedingungen zu hoffen. Zündstoff gibt es reichlich.

Saarlandduell an der Spitze: SV Elversberg gegen den 1. FC Saarbrücken

Derby? Über diese Bezeichnung werden sie insbesondere in Saarbrücken nur müde lächeln. Auch wenn lediglich 15 Kilometer zwischen dem kleinen Spiesen-Elversberg und der großen Landeshauptstadt liegen, etliche FCS-Fans am Samstag daher mit dem Fahrrad anreisen wollen und überhaupt von den gut 7.000 Fans in der ausverkauften Ursapharm-Arena die Mehrheit Schwarz und Blau trägt: Für eine ausgeprägte Rivalität sind die Klubs, die mehrere Jahre lang eine Klasse tiefer um den Drittliga-Aufstieg zankten, dann doch strukturell zu unterschiedlich. Sportlich aber können sich die Trainer Horst Steffen und Uwe Koschinat nach ihren Auftakterfolgen ganz auf Augenhöhe duellieren, so ist es zumindest zu erwarten. Muss Ersterer nach dem Pokalcoup gegen Leverkusen vielleicht sogar auf die Euphoriebremse treten? Derzeit harmoniert die Offensive um Kevin Koffi, Luca Schnellbacher und Jannik Rochelt prima. Saarbrücken wird vor ganz andere Defensivaufgaben gestellt als noch gegen den SC Verl, so viel ist abzusehen.

Sorgenfalten im Osten: Hallescher FC gegen Dynamo Dresden

Das 3:4 gegen 1860 München war letztlich eine knappe Angelegenheit, zwischenzeitlich sah es für Zweitliga-Absteiger und Topfavorit Dynamo Dresden im ersten "Gigantenduell" dieser Saison aber nach einer Abreibung aus. Dieses Erlebnis sowie die Pokalniederlage gegen Stuttgart in den Knochen, geht es für die SGD also in den 22. Anlauf, das erste Pflichtspiel seit dem 1:0 über Erzgebirge Aue am 12. Dezember 2021 zu gewinnen. Gelingen muss das ohne den erneut operierten Panagiotis Vlachodimos sowie Außenverteidiger Robin Becker, der sich im Pokalspiel einen Muskelbündelriss zugezogen hat. Gegner Halle, nach dem zu späten Aufwachen beim 2:3 in Zwickau ebenso unter Zugzwang, erwartet deutlich mehr als 10.000 Besucher. Der HFC setzt auf neue Hoffnungsträger wie den linken Schienenspieler Nico Hug sowie Bielefeld-Leihgabe Sebastian Müller, die die ersten Saisontore erzielten. Den letzten Heimsieg gegen Dresden landeten die Saalestädter übrigens 1990.

Krämers Weckruf: SV Meppen gegen den FSV Zwickau

Zweimal stand für Meppen ein Derby gegen Oldenburg auf der Speisekarte, nun werden sie im Emsland froh sein, dass etwas Neues aufgetischt wird: Auf das 1:1 nach eigener Führung im Punktspiel folgte das peinliche, erschreckende 0:5 im Niedersachsenpokal. "Für die erste Halbzeit muss man sich fast schämen", sagte Trainer Stefan Krämer im Anschluss – und nahm die Schuld an der Niederlage allein auf sich. Fehlen wird ihm Sechser Ole Käuper, der eine Gelb-Rot-Sperre absitzen muss. Neu dabei ist Mirnes Pepic, der als Zehner in die großen Fußstapfen des monatelang verletzten Topscorers Luka Tankulic treten muss. Ein Spitzenspiel ist das von außen eher als grauer Ligaalltag durchgehende Match gegen Zwickau übrigens so oder so: Krämer (263. Spiel in der 3. Liga) trifft auf Joe Enochs (235. Spiel), Platz 2 der Drittliga-Rekordtrainer auf Platz 4. Will Krämer Pavel Dotchev die Führung streitig machen, muss er mindestens bis zum 32. Spieltag "durchhalten".

Lila-Weiß regiert: Erzgebirge Aue gegen den VfL Osnabrück

Die Farbe Lila soll heilend wirken, das seelische Gleichgewicht und die Entscheidungskraft stärken. Na denn! Dass sich zwei Fußballklubs dieser Farben im deutschen Profigeschäft begegnen, passiert nur beim Duell zwischen Aue und Osnabrück. Brüder im Farbtopf, Brüder auf dem Platz? Irgendwie passen FCE und VfL auch von den Ambitionen her gut zusammen, in guten Jahren mischen sie die 2. Bundesliga auf, in schlechteren sind sie immer noch gut genug, eine vernünftige Rolle in der 3. Liga zu spielen. Ein bisschen Würze ist beim Aufeinandertreffen der Mitfavoriten trotzdem drin, denn im Osnabrücker Lager hat nicht jeder den Wechsel von Abräumer Ulrich Taffertshofer, dem "Sheriff", nach Sachsen verstanden. Der aber wollte noch einmal Neues erleben, ist im Erzgebirge gleich Stammspieler geworden. Ob er oder ein anderer: Nuancen dürften am Sonntag den Unterschied machen.

   

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