Trainerzoff bei FCS-Spiel: "Er soll seine eigenen Spieler anschreien"

Nach dem 2:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden bleibt der 1. FC Saarbrücken zwar weiterhin ungeschlagen, spielte aber bereits zum vierten Mal in Folge Remis und hat es dadurch verpasst, noch weiter oben ranzurücken. Für Aufsehen sorgte bei der Partie am Montagabend derweil ein verbaler Zoff zwischen beiden Trainern.

Foul von Reinthaler an Neudecker als Auslöser

Sieben Minuten waren gespielt, als Saarbrückens Richard Neudecker einen Ball erlaufen und damit einen schnellen Konter einleiten wollte. SVWW-Verteidiger Max Reinthaler erkannte das, lief mit hoher Geschwindigkeit auf das Spielgerät zu und setzte zur Grätsche an, um den Angriff zu unterbinden. Dabei traf er allerdings nicht den Ball, sondern ausschließlich Neudecker und räumte ihn direkt vor der Trainerbank des 1. FC Saarbrücken ab.

Während Schiedsrichter Michael Bacher dem Wiesbadener Abwehrspieler, der sich sofort entschuldigte, direkt Gelb zeigte, ging FCS-Coach Uwe Koschinat einige Schritte auf Reinthaler zu und gab ihm deutlich zu verstehen, was er von dessen Zweikampfführung hielt. Das wiederum gefiel SVWW-Trainer Markus Kauczinski nicht. Aufgebracht lief er auf Koschinat zu und stellte ihn zur Rede. Ein kurzer, aber durchaus heftiger verbaler Schlagabtausch war die Folge, ehe die beiden Streithähne vom Schiedsrichter-Team und Spielern beider Mannschaften getrennt wurden. "Das war ein Foul, dann schreit er meinen Spieler an", schilderte Kauczinski im Nachgang bei "MagentaSport", was ihn so in Rage gebracht hatte. "Er soll seine eigenen Spieler anschreien, damit hat er genug zu tun. Meine lässt er in Ruhe", schob er hinterher und erklärte sein Verhalten mit einem "Beschützerinstinkt".

Trainer vertragen sich wieder

Auf die Aussagen seines Trainerkollegen angesprochen, entgegnete Koschinat: "Es ist mir reichlich egal, was Markus Kauczinski in der Situation über mein Verhalten denkt. Was ihm gefällt und was nicht, spielt eine untergeordnete Rolle. Dass er 30 Meter Anlauf nimmt und rüber gelaufen kommt, muss er für sich selbst bewerten." Warum er Reinthaler ein paar Takte gesagt hatte, erklärte der 51-Jährige so: "Er nimmt 40 Meter Anlauf und ist sehr, sehr aggressiv in der Situation. Das war nah an einer schweren Verletzung meines Spielers." Dass Neudecker sich nicht verletzte, lag daran, dass er kurz vor der Grätsche abgesprungen war.

Doch so sehr die Emotionen nach dem Foul hochgekocht waren, so schnell legten sie sich auch wieder. Nach einem kurzen Gespräch mit Bacher, der auf gelbe Karten gegen die Übungsleiter verzichtete, gaben sich beide Trainer die Hand und lächelten dabei. "Natürlich ist das jetzt für mich geklärt. Das sind Emotionen, die zum Spiel dazugehören", sagte Koschinat versöhnlich und witzelte auf der anschließenden Pressekonferenz: "Die Wahrheit ist, dass Markus vor dem Spiel meinte, er könne die 30 Meter unter 4 Sekunden laufen. Ich habe gesagt: 'Niemals'. Dann kam er und hat es doch geschafft." Kauczinski griff das auf und meinte ebenfalls grinsend: "Das stimmt. Es waren aber nur 28 Meter." Ernstgemeint schob er hinterher: "Ich habe da nichts zu suchen, er hat mit meinem Spieler gesprochen – beides muss nicht sein."

Frust über erneutes Remis

Damit war die Sache geklärt, wobei Koschinat auch kurz vor der Pause nochmal auf 180 war. Grund dafür war eine gelbe Karte gegen Dave Gnaase, der sich auf der Bank sitzend über einen Freistoßpfiff gegen den FCS aufgeregt hatte. Darüber beschwerte sich der 51-Jährige bei Bacher und sah ebenfalls Gelb. "Ich finde es nicht gut, wenn sich ein Bundesliga-Schiedsrichter dazu herablässt, einem Reservisten nach einer klaren Fehlentscheidung Gelb zu geben und damit praktisch verhindert, dass er eingewechselt werden kann. Das bekommt im Stadion keiner mit und ist völlig uninteressant für den Verlauf des Spiels. Das habe ich ihm gesagt." Gnaase in dieser Szene Gelb zu zeigen, sei "keine Stärke der Spielleitung", befand Koschinat, der Bacher aber als "super Schiedsrichter" bezeichnete, der sonst "sehr souverän" sei.

Deutlich größer war beim Saarbrücker Übungsleiter ohnehin der Frust darüber, dass es trotz zweifacher Führung durch Sebastian Jacob (22.) und Luca Kerber (65.) erneut nicht zum Sieg gereicht hat und zum vierten Mal in Folge nur ein Remis herausgesprungen ist. Dass der zweite Gegentreffer dabei erst in der 89. Minute gefallen war, ärgerte ihn nicht mal am meisten. "Ich bin enttäuscht, weil wir insgesamt zu viele Phasen hatten, in denen wir hinterhergelaufen sind. Das müssen wir ehrlich sagen."

Es sei "superärgerlich" nach einer langen Serie an Spielen ohne Gegentor viermal in Führung zu gehen und jedes Mal den Ausgleich bekommen – wenngleich das 2:2 des SVWW durch Ivan Prtajin "großes Kino" gewesen sei, wie Koschinat eingestand. "Da muss man den Hut vor ziehen." Ein Remis gegen den SV Wehen sei zwar keine "Komplett-Katastrophe", aber so richtig freuen darüber könne er sich nicht, sagte der 51-Jährige. "Vier Remis bringen dich nicht nach vorne." Zwar bleibt der FCS Vierter, hat es aber verpasst, bis auf einen Zähler an Elversberg (2.) heranzurücken. Die nächste Chance dazu, den ersten Sieg seit Anfang August einzufahren, gibt es am Samstag bei Aufsteiger SpVgg Bayreuth.

   

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