Titsch Rivero im Interview: "Weiß, dass ich sofort funktionieren muss"
Das Transferfenster ist geschlossen, doch viele vereinslose Spieler suchen noch einen neuen Verein. Einer davon ist Marcel Titsch Rivero, der zuletzt beim Halleschen FC unter Vertrag stand. Im Interview mit liga3-online.de spricht der 32-Jährige über seine Situation, ausstehende Ziele und die Wahrnehmung des Transfermarkts aus Spielersicht.
"Der Markt ist sehr zäh"
liga3-online.de: Guten Tag, Herr Titsch Rivero. Zwei Jahre in Halle an der Saale sind in diesem Sommer zu Ende gegangen. Worauf blicken Sie gerne zurück?
Titsch Rivero: Erst einmal blicke ich auf eine sehr ereignisreiche Zeit mit Höhen und Tiefen zurück. Für mich persönlich war natürlich die Zusammenarbeit mit André Meyer etwas Gutes, weil die Rückrunde sehr gut verlief. Hinten heraus hat das richtig viel Spaß gemacht. Wobei es auch vorher nie schlecht war, immerhin sprangen sieben Scorerpunkte für mich heraus. Und natürlich werde ich nie vergessen, wenn wir wieder ein Derby gegen Magdeburg gewonnen haben. Die Derbyrivalität wird in der Gegend einfach gelebt, daran denke ich gerne zurück. Ein Derby vor ausverkauftem Haus ist ein schöner Moment.
Bislang steht noch kein neuer Verein in Ihrer Vita. Wie lief der Sommer bislang bei Ihnen ab?
Obwohl die Rückrunde für mich wirklich gut lief, merkt man einfach, dass der Markt wirklich zäh ist. Ich gucke mich sehr aktiv um, weil ich richtig Bock habe, noch weiter auf einem guten Level zu Kicken. Aber es ist nicht einfach, denn der Faktor Alter spielt mittlerweile rein. Das alleine ist aber nicht ausschlaggebend, deswegen mache ich sehr viel und fühle mich auch fit wie nie zuvor. Ich weiß einfach, dass ich sofort funktionieren muss, wenn ein Verein anruft.
Wie sieht denn der Alltag eines vereinslosen Spielers in so einem Moment aus?
Ich stehe erst einmal ganz normal morgens auf (lacht). Ich geh dann trainieren, habe unter anderem einen Personaltrainer. Aber ich mache auch viel mit einem anderen Spieler zusammen, der auch auf Vereinssuche ist. Dadurch können wir manchmal auch mehrere Kollegen zusammen bekommen, sodass wir sogar in Kleingruppen trainieren können. Im Grunde versuche ich, den Alltag so beizubehalten, wie das im normalen Trainingsbetrieb der Fall wäre. Alles andere ist keine Alternative. Und wenn ich keinen Bock mehr hätte, dann würde ich den Aufwand nicht mehr betreiben. Also treibt mich der positive Gedanke an.
"Würde gerne mal die Meisterschaft feiern"
Vor vier Jahren endete Ihr Vertrag in Heidenheim. Danach waren Sie ebenfalls zwei Monate auf Vereinssuche. Wie vergleichbar ist die Situation heute noch und was hat sich verändert?
Der Abgang in Heidenheim war damals ein bisschen irritierend, weil wir eigentlich weitermachen wollten. Es gab dann diverse Gründe, warum das nicht geklappt hat, und dadurch kam es für mich etwas plötzlicher. Die jetzige Trennung von Halle war zwar auch spät, aber man konnte sich mental besser darauf vorbereiten, weil man ja ganz ehrlich auch ein Gefühl für die Ideen des Vereins hat. Der große Unterschied der damaligen Transferphase zu heute ist natürlich, dass ich jetzt vier Jahre älter bin (lacht). Man merkt aber auch, dass sich der Markt allgemein verändert und gerade die Corona-Pandemie viele Vereine dazu bewegt hat, anders zu transferieren.
In diesem Jahr sind auffällig viele Akteure auf derselben Position noch ohne Verein. Das zentrale Mittelfeld, in dem Sie sich wohl fühlen, zählt dazu. Würden Sie für einen neuen Vertrag nochmal umschulen oder nimmt man das als Spieler gar nicht so wahr?
Mit solchen Gedanken beschäftige ich mich auf jeden Fall. Ich bin ein Sechser oder Achter, aber viele Trainer spielen inzwischen mit Dreierkette. Mit meinen Stärken, die im Aufbau- und Übergangsspiel liegen, kann ich mir auch eine zentrale Abwehrrolle vorstellen. Die Aufgaben auf der Position sind ähnlich, es wäre also keine große Umschulung. Im Grunde sollte man sich schon das Spiel beibehalten, was einem am meisten Spaß macht. Aber ich würde niemals nie sagen, wenn ein Trainer mir sagt: 'Komm Titschi, mach mal zwei Tore als Stürmer' (lacht).
Dann einmal frei von der Leber weg: Was würden Sie gerne in Ihrer Karriere noch machen?
Für mich sollte der Spaß im Vordergrund stehen und natürlich der sportliche Anreiz, dass man ein Ziel vor Augen hat. Ich habe das immer lieber, weil man dann weiß, wo es hingehen soll. Ob es dann der Aufstieg oder der Klassenerhalt sein soll, ist nicht übergeordnet. Nur, wenn du ohne Anspruch in eine Saison gehst, dann brauchst du nicht im Leistungssport tätig sein.
Und was wäre der absolute Traum, den Sie sich gerne mal erfüllen würden?
Jetzt einfach mal so: Ich würde gerne einmal die Deutsche Meisterschaft feiern. Aber ich weiß nicht, ob das noch realistisch ist (lacht). Aber wer weiß? Vielleicht werde ich nach der aktiven Karriere mal Trainer, da besteht zumindest noch eine Chance. Generell habe ich einfach Lust, nochmal sportlich etwas zu erreichen. Einfach nochmal das Gefühl haben, dass ich einer Mannschaft helfen kann und deswegen habe ich in diesem Sommer auch schon ein paar Dinge abgelehnt, weil ich von einer Sache zu 100 Prozent überzeugt sein möchte.