Pyro-Chaos und FSV-Profi verletzt: Krawalle überschatten Derby
Das erste Ligaduell zwischen Erzgebirge Aue und dem FSV Zwickau (0:1) seit 22 Jahren ist am Sonntagnachmittag von Krawallen überschattet worden. In der Schlussphase flogen aus dem FCE-Block zahlreiche Pyrofackeln auf das Feld, auch einige Fans liefen auf den Platz. Zudem wurde auf der Tribüne ein Spieler des FSV Zwickau von einem FCE-Anhänger leicht verletzt, während eine Attacke auf Zwickaus Gomez nur knapp verhindert werden konnte.
Bengalo auf Zug geworfen
Den ersten Zwischenfall gab es bereits bei der Anreise. Nachdem der Sonderzug des FSV Zwickau durch eine gelöste Notbremse auf einem Bahnübergang in der Nähe des Stadions zu stehen kam, versuchten Anhänger der Veilchen zu dem Zug zu gelangen, was durch Polizisten verhindert werden konnte. Dennoch warf ein Unbekannter ein Bengalo auf den Zug. Dieser landete allerdings dahinter auf einem Privatgrundstück, entzündete dort jedoch eine Hecke, was einen Feuerwehreinsatz auslöste.
Nachdem es anschließend und auch während der ersten 45 Minuten zunächst ruhig geblieben war, sprangen in der Halbzeitpause mehrere vermummte Aue-Fans über einen Zaun auf den Platz und liefen in Richtung Gästeblock. Die Ordner konnten die Situation aber schnell klären, zu einem Aufeinandertreffen beider Fanlager kam es somit nicht.
Fackeln und Rauchtöpfe fliegen auf den Platz
Als sich die Niederlage der Veilchen in der Schlussphase langsam abzeichnete, packten die FCE-Anhänger ihre Banner ein, vermummten sich und kletterten auf den Zaun vor dem Block. Ab der 85. Minute warfen sie immer wieder Rauchtöpfe und Pyrofackeln auf den Rasen, der stellenweise brannte. Auch Böller detonierten. Torhüter Martin Männel versuchte die Lage vor dem Block zu beruhigen, doch seine appellierenden Worte erreichten die aufgebrachten Anhänger nicht.
Je näher der Abpfiff kam, desto mehr Feuerwerkskörper flogen. Das führte auch dazu, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin die Partie bereits nach einer nur 30-sekündigen Nachspielzeit beendete, um eine Unterbrechung oder gar einen Abbruch zu vermeiden.
Ordner und Enochs verhindern Fan-Angriff auf Gomez
Mit Spielende flogen weitere Fackeln in Richtung Spielfeld, zudem wurden mehrere Raketen abgeschossen. Verletzte dadurch gab es nach ersten Erkenntnissen nicht. Dass Aues Spieler direkt in die Kabine flüchteten, heizte die aufgebrachte Stimmung zwar weiter auf, war aber nur die logische Konsequenz – schließlich knallte und rauchte es überall. Zu einem Platzsturm kam es nicht, weil sich die Polizei vor dem Veilchen-Fanblock aufgebaut hatte.
Dennoch gelang es zumindest einem Fan, auf den Platz zu laufen. Er stürmte – verfolgt von Ordnern – geradewegs in Richtung Interviewzone, wo gerade Zwickaus Johan Gomez befragt wurde. Um ein Haar wäre der Siegtorschütze von dem Zuschauer attackiert worden, doch zwei Ordner sowie Zwickau-Coach Joe Enochs verhinderten das. "Ich wollte nicht, dass unsere Spieler angegriffen werden", sagte der FSV-Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Das hätte böse enden können. Ich kann den Frust verstehen, aber für Gewalt ist hier überhaupt kein Platz." Der Aue-Fan wurde anschließend abgeführt.
Dass es der Auer Fan auf Gomez abgesehen hatte, dürfte wohl an dessen provozierendem Jubel direkt vor dem FCE-Fanblock nach seinem Treffer in der 14. Minute gelegen haben. Eine Aktion, für die ihm Enochs öffentlich eine Rüge erteilte. Seine Mitspieler hatten den US-Amerikaner direkt von dem Block weggezogen, nachdem bereits einige aufgebrachte Anhänger über eine Bande geklettert waren.
FSV-Spieler auf Tribüne verletzt
Während die Attacke auf dem Platz verhindert werden konnte, ist ein 22-jähriger Spieler des FSV Zwickau, der nicht im Kader stand und sich auf einer Tribüne im Heimbereich aufhielt, nach Spielende leicht verletzt worden, wie die Polizei mitteilte. "Nach bisheriger Kenntnis hatten sich Auer Störer Zugang zu der Tribüne verschafft und dem 22-Jährigen die Verletzungen zugefügt", heißt es. Die Ermittlungen zu den genauen Umständen laufen. Laut "Bild"-Angaben soll es sich um Lukas Krüger gehandelt haben.
Die Abreise beider Fanlager sei anschließend "weitgehend störungsfrei" verlaufen – auch, weil der Sonderzug der FSV-Fans jetzt über Chemnitz geleitet wurde. Insgesamt nahm die Polizei mit Stand von Sonntagabend 36 Straftaten auf – unter anderem wegen Körperverletzungsdelikten, Beleidigungen und Sachbeschädigungen. Genauere Einzelheiten sollen am Montag bekanntgegeben werden.
Empfindliche Geldstrafen drohen
Der FC Erzgebirge Aue muss nun mit einer überaus empfindlichen Geldstrafe des DFB rechnen – zumal auch vor und während der Partie immer wieder Pyrotechnik gezündet worden war. Aber auch im Block der 1.700 mitgereisten FSV-Fans qualmte es im Laufe der 90 Minuten mehrfach, sodass auch bei den Schwänen eine saftige Rechnung ins Haus flattern wird.